Europapokal Runde 2-4: Auf und Ab

von am 17. Oktober 2018 in Nachrichten

Europapokal Runde 2-4: Auf und Ab
Runde 4 gegen Molodezhka, Foto: Niki Riga

(Jan Sprenger aus Porto Carras)

Das “Schweizer Jojo” ist für Teilnehmer an offenen Turnieren ein bekanntes Phänomen. Beim Europa­pokal wird aller­dings ein komplett wahnsin­niger Feinwer­tungs- und Paarungs­me­cha­nismus verwendet, der alle Erwar­tungen an die Gegner auf den Kopf stellt. Rainer erklärt die Details beim nächsten Vereins­abend. Obere Hälfte? Ja vielleicht, aber wenn man in der 1. Runde “nur” 5-1 gewonnen hat, muss man in der zweiten Runde vielleicht trotzdem gegen einen Stärkeren. (Kleiner Hinweis: die Brett­punkte sind nicht die Feinwertung!) Das war bei uns das Team von Obiettivo Risar­ci­mento (Padua): vier italie­nische Großmeister plus Wang Hao, Leko, Vallejo und Granda Zuniga an den ersten vier Brettern. Es kamen aber nur zwei von ihnen (Wang Hao, Granda) zum Einsatz.

(Viel Grübeln im Turniersaal in Runde 2)

Der Kampf war deutlich; wir sahen keine Schnitte. Ich stand am Spitzen­brett nach der Eröffnung schlecht (Minus­bauer mit unzurei­chender Kompen­sation), konnte mich aber später fangen, Gegen­spiel kreieren und die Partie in den Remis­hafen steuern. Dennes opferte gegen Granda mutig einen Bauern, aber nach einem ungenauen Zug kippte die Partie und wenig später war es 0-1. Im Duell zweier Schach­freunde setzte Daniele Vocaturo unseren Marco matt; ein sehr eindrucks­volles Zusam­men­spiel von Dame und Springer. Daniele ging davon aus, dass ich für LSG Leiden spielen würde und hörte erst um 12 Uhr, dass er gegen Marco spielen musste (ich hatte in der ersten Runde nicht gespielt…). Dann wollte er eigentlich 1. d4 spielen, entschied sich letztlich aber doch für den Königs­bauern. Und fegte Marco vom Brett, als ob es ein Kinder­spiel sei. Die untere Brett­hälfte lief auch nicht wirklich gut: Rainer und Henrik kassierten relativ klare Nieder­lagen (wobei “Rudi” noch eine Remis­chance im Endspiel hatte). Arnd spielte remis. Sein Gegner hatte im Mittel­spiel inkorrekt eine Figur geopfert, aber Arnd gab das Kompliment wenig später zurück und die Partie endete remis. 1-5. Nicht gut.

Runde 3

(Ein kurzes Video zu Runde 3)

Am Folgetag war Revanche gegen die Nieder­länder von MuConsult Apeldoorn angesagt, zumal die deutsche Fußball­na­tio­nal­mann­schaft am Vortag in Amsterdam 3-0 verloren hatte. Das glückte einiger­maßen. Zwar verpasste Dennes in einem scharfen Katalanen mit hetero­genen Rochaden eine glänzende Chance und hatte am Ende das Nachsehen, aber die Weißbretter schlugen durch. Marco überführte seine Dame von c2 via e4 nach h1 und blies danach zur entschei­denden Kaval­le­rie­of­fensive, Alex zerstörte einen Philidor im Mattan­griff und ich fing eine schwarze Dame auf e4. Da auch Arnd nach spannendem Eröff­nungs­verlauf gewann, konnte wir am Ende ein ungefähr­detes 4,5-1,5 verbuchen (Henrik remis).

Runde 4

(Ein paar Eindrücke von Runde 4: Zu Beginn des Videos sind auch einige Berliner Spieler zu sehen)

Aufgrund der Unwäg­bar­keiten des Paarungs­systems wurden wir wieder gegen eine starke Mannschaft gelost, die Russen/Sibirier von Molodezhka, Nummer 7 der Start­liste. Aussprache erklärt Martina beim nächsten Vereins­abend. Der zweite oder dritte Anzug des russi­schen Nachwuchses, aber alles Großmeister mit ca. 2600 (und mit Daniil Yuffa auch ein sehr begabter Pianist), plus zwei junge IMs im schul­pflich­tigen Alter. Kapitän Potkin, immerhin auch ein Großmeister mit knapp 2600 Elo, pausierte und überließ den Jungen das Feld. Diese machten keine Gefan­genen: 5,5-0,5! Eine Demütigung. Im Schnell­durchlauf: Ich vergurkte die Eröffnung in einer Najdorf-Zugfolge, die ich nicht kannte. Spätere Remis­chancen wurden nicht genutzt, aber es war alles schwierig. Dasselbe Eröff­nungs­de­saster passierte Alex mit Schwarz gegen den “Tromp”. Auch bei Henrik lief der Partie­anfang schief, aber er fing sich und hatte später ausge­zeichnete Remis­chancen, die er leider nicht nutzte. Marco spielte gut, stellte die bis dahin gleich­ste­hende Partie aber bei knapper Zeit ein. Arnd verlor relativ glatt (denke ich). Rainer sorgte für einen halben Punkt mit einem Remis aus der Position der Stärke (Mehrbauer).

Mit der Runde 5 endet das Schweizer Jojo für die Schach­freunde: mit Werder Bremen wartet ein etwa gleich­wer­tiger Gegner und ein spannendes inner­deut­sches Duell!

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