Spannende Pokalpartien

von Rainer Polzin am 8. März 2016 in Planet Schach

Wettkämpfe zwischen Kreuzberg und den Schachfreunden sind eigentlich immer spannend. Am Samstag war es wieder so weit: Die Pokalauslosung im großzügigen und schönen Kreuzberger Spiellokal bescherte das Lokalduell. An Brett 4 traf Aron Moritz, der zuvor einige Jahre für die Schachfreunde antrat, auf Christoph Nogly. Beide Spieler waren zu keinem Risiko bereit. Remis. An Brett 1 war das Ergebnis eigentlich auch klar. Nur fand Philipp Lerch eine der mehreren Gewinnmöglichkeiten nicht. Ein sehr glückliches Remis. Udo Hoffmann gewann gegen Klaus Lehmann, meiner Meinung ein verdienter Sieg. Richtig spannend und aus Sicht der Schachfreunde lange gewinnverheißend war die Partie an Brett 2. Die Kommentare stammen von Michail Chatzidakis.

   [Event "Deutsches Mannschaftspokal Achtelfinale"]  [Site "?"]  [Date "2016.03.05"]  [Round "?"]  [White "Chatzidakis, Michail"]  [Black "Kalinitschew, Sergey"]  [Result "1/2-1/2"]  [ECO "B06"]  [WhiteElo "2293"]  [BlackElo "2399"]  [PlyCount "159"]  1. e4 g6 2. d4 Bg7 3. Nc3 d6 4. Be3 a6 5. a4 Nd7 6. f4 e5 {Dieser Zug wurde  vom Gegner ohne Nachdenken gespielt und überraschte mich etwas. Ich erwartete  eher das "normalere" 6...b6. Bereits im 6. Zug betreten wir nahezu Neugelände.  Die Stellung gab es laut meiner Datenbank nur zweimal bisher.} 7. dxe5 dxe5 8.  f5 gxf5 9. exf5 {Irgendwie fühlte ich mich schon wohl mit dem eingepflanzten  Bauer auf f5. Der sollte später (siehe Zug 78) eine große Laufbahn einschlagen  (und den halben Punkt retten).} Ngf6 $146 ({RR} 9... Nh6 10. Qf3 Nf6 11. Bd3  Nhg4 12. Bc5 Bd7 13. O-O-O b6 14. Ba3 h5 15. h3 Nh6 16. Qg3 Nfg4 17. hxg4 Qg5+  18. Kb1 Qxg4 19. Qf3 Qxf3 20. Nxf3 Nxf5 21. Be4 Rd8 22. Rxd7 Rxd7 23. Bxf5 Rd8  24. Bd3 {Poluljahov,A (2460)-Gurieli,N (2375)/Moscow 1992/CBM 033/1-0 (44)})  10. g4 $5 {0.80/0 (Rybka 4)} h6 11. Bg2 {Nun allerdings gibt die Maschine 11.  De2 den Vorzug. Auf 11...De7 wie in der Partie will das Teufelsding 12.0-0-0  spielen und auf 12...Db4 13. Sf3, weil Dxg wegen 14. Tg1 und Sxg wegen 14. Sd5  angeblich verlieren. Doch selbst für mich Sterblichen mit offen zugestandenen  Tendenzen zum Harakiri-Schach ist dies "zu elaboriert".} Qe7 12. Nh3 {Und hier  wäre freilich 12.h3 die sicherere Option. Ich hatte mich jedoch bewusst dafür  entschieden den b-Bauer für die Initiative zu opfern.} Qb4 13. Nf2 Qxb2 14.  Nce4 Nxe4 15. Nxe4 Qb4+ 16. c3 Qc4 17. a5 $1 Nf6 18. Ra4 Qb5 19. c4 {Hier habe  ich 19.Tb4 Dd7 20. DxD SxD 21.Ke2 mit deutlichem Vorteil trotz Damentausches  verpasst (0.60 Rybka 4)} Qd7 20. Nxf6+ Bxf6 21. O-O Qxd1 22. Rxd1 Rg8 23. h3 h5  24. c5 $1 hxg4 25. hxg4 Bd7 26. Rb4 Bc6 27. Bxc6+ bxc6 {Trotz Minusbauers  fühlte mich in der Stellung recht wohl. Wenn jemand auf Sieg spielt hier, dann  ist dieser zweifelsohne der Weisse. Die Bauernstruktur am Königsflügel ist  klar vorteilhaft für mich (e4 Vorposten, potentieller g5-Durchbruch,  h-Linie-Kontrolle), der doppelte c-Bauer fungiert eher als eine Barrikade, die  Schwarz in seinen Bewegungen hindert und das Einzige was mir Sorgen bereitete,  war, dass a5 und c5 auf ein schwarzes Feld blokiert waren.} 28. Kf2 Rd8 29.  Rxd8+ Bxd8 30. Kf3 Kd7 31. Rb1 Be7 32. Rd1+ Ke8 33. Rb1 Kd7 34. Rd1+ Ke8 35.  Rh1 f6 {es drohte Th5 nebst g5} 36. Rb1 $6 {Nicht für den Zug an sich, denn  auch die Invasion der b-Linie gewinnt eventuell, sondern weil er mit der  falschen Idee verbunden war. Stattdessen 36. Th7! Kd8 37. g5! fxg 38. Ke4 und  39. Kxe und der Durchbruch ist geschafft. Rybka sieht klaren Vorteil. 1.00  (Rybka 4)} Kd7 37. Rd1+ Ke8 38. Rb1 Kf7 39. Rb7 Rc8 40. Ra7 $2 {Aber das ist  Schwachsinn und dann gerade am letzten Zug vor der Zeitkontrolle. 40. Ke4! Ke8  41, g5! wäre im gleichen Sinne wie in der vorherigen Anmerkung  erfolgsversprechend. Jetzt findet Schwarz Zeit zur Konsolidierung.} Ke8 41. Rb7  {41. Txa6 geht vielleicht gerade noch, aber der Turm bleibt eingesperrt und  Schwarz kriegt unnötig genügend Gegenspiel.} Kd7 42. Rb1 Rh8 $1 {bye bye  h-Linie...} 43. Rd1+ Kc8 44. Kg3 Rh7 45. Rf1 Bd8 46. Bf2 Kd7 47. Rd1+ Kc8 48.  Kg2 Be7 49. Rd3 $6 Bf8 $1 50. Rh3 Rxh3 51. Kxh3 Kd7 52. Be3 Ke7 53. Kg3 Kf7 54.  Kf3 Be7 55. Ke4 Bf8 56. Kd3 Kg8 57. Ke4 Kg7 58. Bf2 Kf7 59. Be3 Bg7 60. g5 $2 {  Objektiv gesehen ist der Zug ok. Aber da wir letztendlich Remis brauchten, um  weiterzukommen, hätte ich lieber abgewartet. Wenn Schwarz Fortschritte machen  will, muss der König auf h7, dann ist g5 deutlich effektiver.} fxg5 61. Bxg5  Bf6 62. Bd2 Be7 63. Bb4 Kf6 64. Bc3 Bxc5 65. Bxe5+ Kf7 66. Bxc7 Bb4 67. Ke5 Ke7  68. f6+ Kd7 69. Bb6 Bd6+ 70. Kf5 c5 71. Ke4 Kc6 72. f7 Bf8 73. Ke5 Kb5 74. Ke6  c4 75. Bd8 c3 76. Be7 $1 {Nachdem ich alles getan habe, um mein Leben schwer  zu machen, finde ich doch noch den Weg ins Remis.} Bxe7 77. Kxe7 c2 78. f8=Q  c1=Q 79. Qf5+ Ka4 {79...Dc5+ 80. DxD KxD 81. Ke6 Kb5 82.Kd5 Kxa 83. Kc4 =} 80.  Kd6 1/2-1/2

Insgesamt ein verdienter, aber auch etwas glücklicher 2,5-1,5 - Sieg gegen Kreuzberg mit Blick auf den Partieverlauf an Brett 1. Bei einem 2-2 wären wir nach Berliner Wertung draußen gewesen.

Am Sonntag dann das Viertelfinale gegen Norderstedt. Rainer Polzin war in der Landesliga aktiv, für ihn kam Mannschaftsführer Felix Nötzel ins Team. Er verlor leider an Brett 4, ebenso wie der Matchwinner des Vortrages Udo Hoffmann an Brett 3. Spannend waren die Partie an Brett 1 und 2. Die Kommentare stammen von unserern Spielern.

   [Event "Deutsches MannschaftspokalViertelfinale"]  [Site "?"]  [Date "2016.03.06"]  [Round "?"]  [White "Chatzidakis, Michail"]  [Black "Kopylov, Michael"]  [Result "1/2-1/2"]  [ECO "B01"]  [WhiteElo "2296"]  [BlackElo "2407"]  [PlyCount "52"]  [EventDate "2016.??.??"]   1. e4 d5 2. exd5 Qxd5 3. Nc3 Qa5 4. d4 c6 5. Nf3 Nf6 6. Bd2 Bf5 7. Ne4 Qb6 8.  Nxf6+ gxf6 9. Bc4 {Obwohl in den redaktionellen Anmerkungen nicht zu finden,  es war vor allem Igor Glek, der gegen 1999-2000 in einer Reihe von Partien die  Variante mit. 9. Lc4 mit relativem Erfolg praktiziert hatte.} ({RR} 9. b4 e6  10. c3 Be7 11. Be2 Rg8 12. O-O Qc7 13. c4 Nd7 14. Re1 Be4 15. c5 f5 16. Bf1 {  1/2-1/2 Fedorchuk,S (2561)-Istratescu,A (2595)/Sautron 2003/EXT 2004}) 9... Nd7  $146 ({RR} 9... Bg4 10. Bc3 Nd7 11. d5 Bh6 12. dxc6 Qxc6 13. Bd5 Qb6 14. Qd4  Qc7 15. Qxg4 e6 16. Bxe6 fxe6 17. Qxe6+ Kf8 18. Bxf6 Re8 19. Qxe8+ Kxe8 20.  Bxh8 Kf8 21. Bc3 Qc4 22. Nd2 Qd5 23. O-O Qh5 24. Nf3 {Wetherfield,B-White,H/  Douglas 2005/EXT 2006/1-0 (47)}) ({RR} 9... Qxb2 10. Bb3 e6 11. a4 Be4 12. O-O  Rg8 13. Re1 Bxf3 14. Qxf3 Qxd4 15. Bf4 Bd6 16. Bxd6 Qxd6 17. Rad1 Qe7 18. Qh3  f5 19. Qxh7 Qg5 20. g3 Qg6 21. Bxe6 Qxh7 22. Bxf5+ Kf8 23. Bxh7 Rh8 24. Rd8+ {  Babaev,R (2488)-Huguet Mainar,S (2134)/Albacete 2007/CBM 120 ext/1-0 (62). Auf  9...Db2 hätte ich allerdings 10. Tb1 Dxc 11. DxD LxD 12. Txb mit Kompensation,  gespielt.}) 10. O-O e6 11. b4 $5 {Eine interessante Idee. Der klassische  Vorstoß c5 wird vermieden und die lange Rochade wird unattraktiv (?) gemacht  -dazu später mehr.} Bd6 12. Nh4 {Sonst käme sehr unangenehm Lg4 (so empfand  ich es zumindest). Hinzu kommt, dass der Läufer die g Linie vorläufig absperrt  und e6 geschwächt wird. Auf der anderen Seite, muss ich ein Tempo spenden, um  d4 zu decken. Die Maschine will stattdessen gleich a4 spielen und verspricht  kleinen Vorteil 0.50 (Rybka 4).} Bg6 13. c3 O-O-O $1 {Mutig in den  bevorstehenden Bauernaufmarsch reinrochiert! Bald wird sich zeigen, dass auch  der schwarze Angriff sich relativ schnell entfalten wird -zu dessen  Beschleunigung habe ich allerdings durch einen groben Fehler wesentlich  beigetragen- die Sache wird immer explosiver....} 14. Qe2 {Gerne hätte ich  gleich 14. a4 gespielt, doch Le5 mit der Idee f5 gefiel mir nicht. Zudem wird  am Ende die Damenposition auf e2 sich als entscheidend erweisen. Die  kaltblütige Maschine lässt sich hingegen von meinen Ängsten nicht beeindrucken  und bevorzugt 14. a4 oder 14. g3 mit leichtem Vorteil für Weiss.} Qc7 15. f4 $6  {Zu optimistisch gedacht und der Anfang einer Serie von eher fragwürdiger  Entscheidungen die mich fast am Rande der Niederlage bringen werden. 15. g3  war angesagt.} f5 16. a4 Nf6 17. Nxg6 $2 {Nach diesem unglaublichen Patzer-Zug,  muss ich eine Kerze in XXXL-Größe meinem Namensheiligen anzünden, dass ich  noch Remis halten konnte und 10 Ave-Maria pro Tag bis zum nächsten Pokal-Kampf  nächstes Jahr aussprechen, um meine Schach-Seele zu retten...Ich dachte ich  mache die g-Linie dicht und habe den übernächsten Zug des Gegners, der seinen  Angriff nur beschleunigt, total übersehen.} hxg6 18. b5 g5 $1 {Tja zweimal  danebengegriffen und so schnell kann's gehen...Plötzlich ahnte ich ganz Böses  auf mich zukommen, aufzugeben war ich jedoch noch nicht bereit. Also habe ich  die nächste halbe Stunde verbracht, um mich in die Stellung zu vertiefen auf  der Suche nach einer Rettung. Die Idee, die mich retten würde hatte ich am  Anfang nicht erkannt. Ich war nah dran aus purer Verzweifelung 19. Lxe fxL 20.  Dxe Sd7 21. Dxf auszuprobieren mit drei Bauern für den Springer, aber  hoffnungsloser Stellung wegen der offenen Linien auf den weissen König, als  ich ein anderes und diesmal vernünftigeres taktisches Rettungsmotiv erkannte...  .} 19. bxc6 Qxc6 20. Bb5 Qc7 21. Rab1 $1 {Das Aufrufzeichen gilt nicht für die  s(ch)achliche Stärke des Zuges, sondern für seine tiefe Bedeutung auf der  psychologischen Ebene. Die Stellung bleibt für Schwarz klar überlegen, aber  dafür muss das Equilibrium entschieden gestört werden, bzw. er muss mit der  neuen Konstellation zurechtkommen. Der Versuch auf Gewinn zu spielen erfodert  die Dame zu opfern (immerhin für Turm und zwei leichte Figuren) und den König  ein wenig zu schwächen. Es zeigte sich, dass der Gegner nicht bereitwillig war,  dieses Risiko einzugehen.} gxf4 $2 {Tief durchatmen....das Schlimmste ist  vorbei, hier kommt Phoenix aus der Asche. Die kritische Probe war} (21... Ne4  22. Ba6 bxa6 23. Qxa6+ Kd7 24. Rb7 Nxd2 25. Rd1 Ne4 26. Rxa7 Rb8 27. Rxc7+ Bxc7  28. d5 Bb6+ 29. Kf1 Rxh2 30. dxe6+ Kxe6 $17) 22. Ba6 $1 {Es ist eigentlich  unfassbar wie zwei einzelne Züge (Tb1 und La6) solche verheerenden Drohungen  generieren konnten. Achtet bitte auch auf die Position der weissen Dame!} f3  23. Rxf3 Bxh2+ 24. Kf1 Bd6 25. Kg1 {Es ist nie zu spät ins Mattnetz zu fallen.  25. Txb ?? Th1+ 26. Kf2 Sg4#} Bh2+ 26. Kf1 Bd6 {Offenbar war mein Gegner von  der Drohung auf b7 so stark beeindruckt (es hat sich bewahrheitet das alte  Sprichwort, das besagt, dass die Drohung stärker als ihre Ausführung sei),  dass er (mit 10 Minuten auf der Uhr muss man dazu sagen) sich nicht auf} (26...  Bg3 27. Bxb7+ Kd7 28. Qb5+ Ke7 {einlassenn wollte. Die Stellung bleibt  chaotisch, aber verglichen mit früher hält sich der Vorteil von Schwarz in  Grenzen -0.30 (Rybka 4).}) 1/2-1/2   [Event "DPMM"]  [Site "?"]  [Date "2016.03.06"]  [Round "?"]  [White "Meyer, Falko"]  [Black "Nogly, Christoph"]  [Result "0-1"]  [ECO "A40"]  [WhiteElo "2219"]  [BlackElo "2250"]  [PlyCount "142"]   {Am Tag nach unserem unglücklichen Pokalaus bekam ich von mehreren  Schachfreunden, die, nachdem der Kampf bereits entschieden hatten und den Ort  der Niederlage verlassen hatten verwunderte E-Mails, wie ich denn meine  verrammelte Stellung noch habe gewinnen können. Der Mehrbauer sei doch nichts  wert gewesen. Im Gegensatz dazu war ich während der Partie bezüglich meiner  Gewinnchancen deutlich optimistischer. Ob die Stellung nach der Zeitkontrolle  technisch gewonnen ist, weiß ich nicht, aber ich hatte einen ziemlich klaren  Plan.} 1. d4 Nf6 2. Nc3 (2. Bg5 d5 3. Bxf6 exf6 4. e3 {Das ist eine der  Hauptvarianten der Trompovsky-Eröffnung. In wenigen Zügen erscheint eine sehr  ähnliche Stellung mit allerdings einem gewaltigen Unterschied.}) 2... d5 3. Bg5  h6 {Ein Zug, den ich zum ersten Mal bei einer Partie von dem Weltklasse-GM  Michael Adams gesehen habe. M. E. nach erhält Schwarz sofort eine sehr bequeme  Stellung.} 4. Bxf6 (4. Bh4 e6 5. e4 Bb4 {Dies ergäbe eine für Schwarz  vorteilhafte Variante der Französischen Verteidigung (MacCutcheon-Variante),  denn nach h6 geht da der Läufer eher nach d2 oder e3 zurück.}) 4... exf6 5. e3  {Und hier sieht man den Unterschied zu Trompovsky: Schwarz hat zwar ein Tempo  mit h6 verschwendet, viel wichtiger ist aber, das der Springer auf c3 einfach  unglaublich schlecht steht, da Weiß für den Zug c2-c4 viel Zeit verbrauchen  würde.} Bb4 6. Nge2 {Ein selten gespielter Zug.} (6. Bd3 c5) (6. Nf3 c5) 6...  f5 {Ein typischer Trompovsky-Zug. Stünde der Springer nicht auf e2 könnte  Schwarz mit c5 und Da5 im französischen Stil fortfahren. Jetzt allerdings wird  blockiert.} 7. g3 c6 8. a3 Bd6 9. Qd3 O-O {Vielleicht war die Rochade etwas  verfrüht.} (9... g6 10. h4 h5 11. O-O-O Nd7 {nebst Sf6}) 10. h4 h5 11. Bh3 g6  12. Nf4 {Hier hatte ich mich etwas über meine frühe Rochade geärgert, denn nun  fühlte ich mich unwohl dabei, mich einfach weiterzuentwickeln mit Le6 oder Sd7.  Es liegen immer Opfer auf h5 oder f5 in der Luft oder auch Angriffe mit o-o-o  nebst f3 und g4. Daher entschloss ich mich, meine schönen Läufer (meine  einzige entwickelte Figur!) abzutauschen. Auch in der Hoffnung, dass mein  Gegner einen Bauern opfern wird.} Bxf4 13. gxf4 (13. exf4 {Davor hatte ich  keine Angst. Mein Läufer c8 ist zwar kein Held, aber einfach Sb8-d7-f6 und Le6  und Schwarz steht solide.}) 13... Qxh4 14. O-O-O Qf6 {Gegen den weißen Angriff  auf den offenen Linien hatte ich mir ein eigentlich simpels  Verteidigungskonzept zurecht gelegt. Von f6 aus (ein Feld, auf das doch  eigentlich der Springer will) wird das f5-Feld nochmals überdeckt. Danach geht  der König aus der g-Linie hinaus Richtung Damenflügel. Gefahr sollte dann  keine mehr drohen und Schwarz hat einen Mehrbauern.} (14... Qd8 $2 15. Bxf5  Bxf5 16. Qxf5 gxf5 17. Rdg1+ Kh8 18. Rxh5# {zeigt die Gefahren in der Stellung.  }) 15. Rdg1 Re8 16. Rg5 Kf8 {Der Computer hält die Stellung für ausgeglichen.  Konstruktive Züge für Weiß schlägt er aber nicht vor.} 17. Ne2 {Verbessert die  Stellung des Springers (strebt nach e5) und bringt ggf. den Zug c4 in die  Stellung.} Be6 18. Ng1 (18. Qb3 b6) 18... Nd7 19. Nf3 Ke7 20. Rhg1 Kd8 21. Kb1  Kc7 22. Rc1 a5 23. b3 {Mit einem Remisangebot. Allerdings hat sich Schwarz  völlig konsolidiert und inzwischen sieht auch der Computer Schwarz im Vorteil.}  Qe7 24. Ka2 b5 25. Rgg1 Reb8 26. Ne5 Nxe5 27. fxe5 a4 {Ich hielt meinen  nächsten Zug für stark, wollte aber vorher den Damenflügel abriegeln.} 28. b4  Qh4 29. Rg3 Qe7 (29... f4 {war meine eigentliche Idee, aber} 30. exf4 ({an} 30.  Bxe6 fxg3 31. Bxf7 {habe ich lange rumgerechnet und war relativ sicher, dass}  g2 {gewinnt. Das stimmt aber nicht:} 32. Qxg6 Qxf2 33. Bxd5 $3 cxd5 34. Qd6+ {  mit Dauerschach.}) 30... Bxh3 31. Rxh3 (31. Rh1) 31... Qxf4 32. Rg1 Rf8 33. Rf3  Qh6 34. Rf6 {kann sogar noch für Schwarz gefährlich werden.}) 30. f4 Rh8 {  Hier haben wir die Stellung, die meine Mannschafts- und Vereinskameraden  meinten, als sie ihre Verwunderung über meinen Sieg zum Ausdruck brachten. Der  Le6 sieht ja auch aus wie ein neunter Bauern. Aber der schwarze Plan ist  eigentlich relativ einfach: das Blockadefeld g5 muss erobert werden. D. h.  (fast) jeder Schwerfigurenabtausch ist gut für Schwarz.} 31. Rcg1 Rh7 32. Kb2  Rah8 33. Qe2 Rh6 34. Qd2 R8h7 {Erster Schritt: Der Bauer g6 wurde überdeckt  und zur Sicherheit auch nochmal die siebte Reihe.} 35. Qc3 Bd7 {Will von e8  aus g6 decken, so dass Schwarz dann f6 spielen kann.} 36. Kc1 Be8 37. Kd2 Kb7 {  Vor der Zeitkontroll noch ein Sicherungszug.} 38. Qc5 $6 {Eine willkommene  Überraschung. Damentausch erleichtert die Sache für Schwarz deutlich, da er  sich nicht mehr um das Einbruchsfeld c5 kümmern muss.} Qxc5 39. bxc5 {Und der  Durchbruch b4 wird in der Partie auch noch eine Rolle spielen.} Kc7 40. Kc3 Bd7  {Beginn einer Umgruppierung, um den weißen König auszusperren.} 41. Kb4 Rh8 42.  Rg5 Ra8 43. R5g3 Kd8 44. Rg5 Ke7 45. R5g3 Be8 46. R3g2 f6 47. Kc3 fxe5 48. dxe5  Kf7 49. Kd4 {Schwarz hat deutliche Fortschritte gemacht. Die Blockade von g5  ist aber immer noch existent. Daher:} Bd7 50. c3 Rg8 51. Rg5 Rg7 52. R1g2 Rgh7  53. Rg1 Be8 54. R1g2 Ke7 55. Rg1 h4 56. R1g2 Rh5 57. Rg1 Rxg5 58. Rxg5 {  Eine weitere Blockadefigur wurde getauscht. Kommen wir zur nächsten.} Kf7 59.  Kd3 Bd7 60. Kd4 Bc8 61. Kd3 Rh8 62. Rg1 $2 {Gibt freiwillig die Blockade auf.}  (62. Kd4 $2 Ba6 {Das war meine Idee: Weiß ist in Zugzwang. Der König kann  wegen b4+ nicht ziehen. Auf Lg2 kommt h3 und auf einen Turmzug folgt Th5.}) (  62. Ke2 {wäre am besten gewesen. Hier kann der König einfach hin und her  ziehen.} Rh6 63. Kd2 Ba6 64. Ke1 {Während der Partie war ich zuversichtlich,  dass ich mit dem Durchbruch d5-d4 nebst Eindringen des Königs gute  Gewinnchancen hätte. Dem ist aber wohl nicht so.} Rh8 (64... d4 65. exd4 (65.  cxd4 b4 66. axb4 a3 {sieht gut aus, ist aber wohl auch nicht zu gewinnen.})  65... Ke6 66. Rg1 Kd5 $2 67. Bg2+ Kc4 68. Bxc6 Kxc3 69. e6 {gewinnt auf einmal  für Weiß.}) 65. Kd2 Rd8 66. Ke1 b4 67. cxb4 d4 68. exd4 Rxd4 69. e6+ Kf6 70.  Bg2 {ist extrem unklar.} Bb5 71. e7 Kxe7 72. Rxg6 Kf7 73. Rh6 Rxf4 74. Bxc6 $2  (74. Rd6 $13) 74... Kg7 75. Re6 Rf1+ 76. Kd2 Bxc6 77. Rxc6 h3 $19) 62... Rh5  63. Ke2 (63. Rg5 Rxg5 64. fxg5 Be6 $1 {gewinnt in Kombination mit drei  Bauerndurchbrüchen.} (64... b4 $6 {Zunächst hatte ich lange diese Variante  gebrütet.} 65. cxb4 Ba6+ 66. Kd4 Be2 67. Kc3 Bg4 68. b5 $3 {Dieser Zug hält  wohl Remis.} cxb5 69. Bg2 h3 70. Bxd5+ Ke7 71. Kb4 Be2 72. c6 Bf1 $4 (72... Bc4  73. Bf3 Ke6 $13) 73. Ka5 Bg2 74. e4 $3 Bxe4 75. c7 Kd7 76. Bxe4 fxe4 77. Kb6  $18) 65. Ke2 (65. Kd4 f4 $19) 65... f4 66. Bxe6+ Kxe6 67. exf4 h3 68. Kf3 d4  69. cxd4 b4 70. axb4 a3 $19) 63... g5 64. fxg5 Kg6 65. Kf2 Rxg5 66. Rxg5+ (66.  Rb1 {bot auch keine Hoffnung mehr, z. B.} Rg3 67. Rh1 Kh5 68. Rh2 Be6 69. Rh1  d4 70. cxd4 Bd5 71. Rh2 Rf3+ 72. Ke2 f4 73. exf4 (73. e4 Re3+) 73... Rxa3 $19 {  Eine Figur geht verloren.}) 66... Kxg5 67. Kf3 Bd7 68. Kf2 (68. Bf1 Be6 69. Bh3  Bf7 70. Bf1 Bh5+ 71. Kf2 Bg4) 68... Be8 69. e6 f4 70. Kf3 (70. exf4+ Kxf4 71.  e7 Ke5 72. Ke3 Kf6 73. Kf4 Kxe7 74. Kg5 d4 75. cxd4 b4) 70... fxe3 71. Kxe3 Kf6  {und Weiß gab auf.} (71... Kf6 72. Kf4 (72. Kd4 Bg6) 72... Bg6 73. Ke3 Bh7 74.  Kf4 Bg8 $19) 0-1

Den verdienten Siegern aus Norderstedt viel Glück im Halbfinale!

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