Knappe und etwas unglückliche Niederlage gegen Eppingen
Non semper victus - so hieß es in meinen letzten Bericht und so könnte man den Auftakt gegen Eppingen gerne unter das Motto setzen Beatus ille, qui procul negotiis - glücklich ist der, der fern von Pflichten ist – würde Ilja Schneider sicher aus dem Ärmel schütteln. Aber ob die humanistische Bildung auch für die Quellenbestimmung gereicht hätte? Bei beim römischen Dichter Horaz, dem Urheber dieser Zeilen, war damals die Begeisterung für das Landleben gemeint, und in gewisser Weise trifft das ja auch auf die topographische Lage des heutigen Kampfes zu: Hockenheim bzw. Eppingen gegen die Urbanisten aus Hamburg und Berlin. Aber Landluft ist ja bekanntlich gesund und so hieß es denn auch frei aufspielen gegen Eppingen. Die addierte ELO-Zahl 20871 gegen 19878 (also im Schnitt: 124 Elopunkte weniger an jedem Brett) spricht eine deutliche Sprache, wer als Favorit in dieses Match gegangen ist, denn diesmal konnte sich unsere armenische Doppelspitze erholen, besonders Hrant Melkumyan hatte nach seinem strapaziösen, aber erfolgreichen Abschneiden beim Aeroflott-Turnier in Moskau eine Pause nötig und für Levon Aronjan ist die australische Luft sicherlich reizvoller als der Ausflug in den Süden (unserem Reisepartner Hamburg ist nebenbei bemerkt die Luft nicht bekommen, denn gegen Hockenheim hagelte es eine schreckliche 6:2-Niederlage, was die Sauerstoff-Probleme im Abstiegskampf sicher noch erhöhen dürfte, ein ungewohntes Szenario für die Hanseaten).
Neben seinen Lateinfähigkeiten hat Ilja auch heute schachlich geglänzt und gegen Arik Braun einen überzeugenden und schnellen Sieg erzielt. Bereits nach drei Stunden hieß es 1:0 für die Schachfreunde. Der einstige Jugendweltmeister hatte wohl einen schlechten Tag, vermutlich steckt ihm noch das (fiktive) Simultan-Ereignis in einer Berliner Schule in den Knochen, glaubt man denn der Ankündigung auf den Seiten des Berliner Schachverbandes, die ein solches für den 24. Februar ankündigten (ich vermute dahinter dennoch eine Falschmeldung, denn ich konnte heute keinen Bericht mehr darüber finden). Anschließend gab es einige Remisentscheidungen, unser Neuzugang Peter Michalik spielte ein ungefährdetes Remis gegen Csaba Balogh heraus und auch Rainer hatte mit den schwarzen Steinen relativ schnell Ausgleich gegen Robert Ruck erzielt. Obgleich er immer optisch besser zu stehen schien, war die Remisbreite nicht überschritten, als dann auch Lars sich in ein Remis durch Zugwiederholung fügen musste, stand es 2,5 zu 1,5 für uns. Allerdings begann sich das Blatt in der Spitzenpartie zwischen Martin Krämer und Ferenc Berkes bedrohlich zugunsten des Ungarn zu wenden. Martin, der sich über die Zeitkontrolle gerettet hatte, gab in zugegebenermaßen schwieriger Stellung nach dem fulminanten Angriffszug Kg7 (Achtung: Ironie) auf, aber: Mors certa, hora incerta. Vielleicht ist Martin doch ein wenig mehr Nicht-Zutrauen in die Fähigkeiten seiner Gegner zu wünschen, ein wenig Fein-Tuning in der Prognostik ist hier nicht verkehrt, schließlich verdanken wir ebensolchen dem Umstand, dass wir überhaupt in dieser Saison in der Bundesliga spielen können (remember? Das Wunder von Hamburg!). Bei dem Stand von nunmehr 2,5 zu 2,5 und noch drei laufenden Partien, die allesamt Remisbreite auswiesen (was Arnd Lauber und Rafal Antoniewski auch erreichten), war Dennes am Ende in einem schwierigen Turmenspiel nach hartem Kampf Zoltan Medvegy unterlegen, sodass eine knappe und etwas unglückliche Niederlage gegen Eppingen heraussprang. Dennoch macht es Spaß, unserer Mannschaft in diesem Jahr zuzuschauen. Am Rande sei erwähnt, dass die übrigen Partien keine sonderlichen Überraschungen aufwiesen, die heutige Niederlage also keine Konsequenzen hat, denn zumindest rechnerisch ist noch nicht alles in trockenen Tüchern. Morgen treten wir gegen Hockenheim an und vielleicht gilt dann: victus certa, hora incerta!
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