Nach der Maske nun die Mütze
von Stefan Löffler, Internationaler Meister
Ich glaube, ich habe noch nie zuvor einen bei einem Schachturnier einen so hohen Mützenanteil gesehen wie bei der Schachfreunde-Vereinsmeisterschaft, Runde zwei. Vier behielten ihre Wollmütze beim Spielen auf, zwei grübelten unter der Baseballkappe, und mindestens fünfzehn, vielleicht zwanzig trugen Kapuzenpullis, konnten ihren Kopf also bei Bedarf jederzeit verstecken. Einen Mund-Nase-Schutz trug übrigens keiner. Nach der Maske nun also die Mütze. Der Schachspieler braucht eine ungestörte Sauerstoffzufuhr und sein Kopf die richtige Betriebstemperatur.
Die zweite Runde lief bei meinem Eintreffen schon fast zwei Stunden, und ich hatte erst einmal Mühe zu verstehen, wo die ersten Bretter waren. Rainer Polzin ließ sich natürlich schon von weitem auszumachen. Dass Berlins größer Meister offensichtlich in Schwierigkeiten war (dazu gleich mehr), deutete ich als weiteren Hinweis, dass hier die Spitzenpaarung lief, bis mir klar wurde, dass Rainer in der ersten Runde ein Remis abgegeben hatte und die ersten Bretter natürlich nicht in der mittleren Reihe sondern in der Reihe daneben waren.
Am Spitzenbrett war gar nichts passiert. Johannes Florstedts Gegner kam nicht. Aber daneben liefen einige spannende Partien. Als erstes stach mir die zwischen Daniel Weber und Eugenio Buzzoni ins Auge:
Unwillkürlich fiel mir die Stufenmethode ein. Ausschaltung des Verteidigers. Etwa Stufe 3 des bewährten Anfängerkurses aus Holland. Wer weiß, dass etwas geht, sieht es, oder? Aber die beiden Spieler hatten natürlich niemand, der „Kombi“ reinrief, und es geschah:
Weiß, also Weber, hatte zwei Bauern mehr und brachte den Punkt nach Hause.
Derweil war Polzin gegen seinen über 500 Elo-Punkte schwächeren Gegner Valentin Jimenez Anders ganz schön ins Schwitzen geraten. Denn der fand eine ganze Reihe starker Züge.
Am Ende habe ich vergessen, die von den Mützen- und Kapuzenspieler erzielten Punkte zu zählen. Es waren sicher einige.
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