Chronik
1903
Am 06.05.1903 wird der Schachclub Neukölln gegründet. Aus der Zeit vor 1947 ist heute über den Verein nichts bekannt. Das Gründungsdatum kann aufgrund von Korrespondenz aus den 50er-Jahren als gesichert angesehen werden. Die Schreibweise ist uneinheitlich. In anderen Dokumente finden sich auch die Bezeichnungen „Schach-Club“, „Schach-Klub“ und „Schachklub“.
1947
Nach dem 2. Weltkrieg waren Vereinsaktivitäten aufgrund eines Beschlusses der Alliierten Kommandantur verboten - man setzte zunächst auf kommunalen Sport. So wird neben vielen anderen in Berlin die Schachgruppe Neukölln in der Hermannstraße gegründet. Ein erster Wiederzulassungsantrag des Schachclub Neukölln scheitert. Das Sportamt Neukölln teilt in dem Schreiben vom 28.05.1947 mit, dass „die Tätigkeit verboten“ und von den „Besatzungsmächten bestraft“ wird.
1949
Nach Beendigung des kommunalen Sports in den Westsektoren Berlins (die Stadtverwaltung war in der Zwischenzeit zwischen den Westsektoren und dem Ostsektor getrennt) zum 31.03.1949 wurde der Verein Neuköllner Schachfreunde ins Leben gerufen. Der damalige Vorsitzende Werner Baranowsky hatte den Namen mit Bedacht gewählt: „Freunde, da nicht nur die Pflege des Schachspiels im Vordergrund steht, sondern auch ein geselliger Geist und anständige sportliche Gesinnung.“ Dieser Verein erreicht ebenfalls ein beachtliches Niveau, auch wenn man es nie ganz schafft, den Schachclub Neukölln einzuholen.
Der Schachclub Neukölln wird zeitgleich vom Magistrat von Gross-Berlin als nichtpolitische Organisation wieder zugelassen.
1953
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens benennt sich der Schachclub Neukölln in Schachclub Neukölln 03 um. Er nimmt mit drei spielstarken Mannschaften an den Verbandsmeisterschaften teil.
1955
Der Schachclub Neukölln 03 erobert den Berliner Mannschaftspokal und spielt während der 50er Jahre regelmäßig in der Berliner Stadtliga, damals die höchste Berliner Spielklasse.
1964
Die Neuköllner Schachfreunde geraten in eine ernste Krise. Ein Teil spielstarker Mitglieder verläßt den Club und gründet den (heute noch existierenden) Schachverein Schwarz-Weiß Neukölln, der schnell einen großen Aufschwung nimmt. Nachdem Bemühungen zu einer Fusion der drei Neuköllner Vereine zu einem Großverein scheitern, schließen sich auch die Spitzenspieler vom Schachclub Neukölln 03 - unter anderem Adolf Delander, einer der stärksten Spieler Berlins in den 60er Jahren - den Schwarz-Weißen an, die damit zur unangefochtenen Nummer Eins im Bezirk werden. Der Aufstieg des neuen Vereins bleibt nicht ohne Folgen für die beiden anderen Neuköllner Clubs.
1967
Abstieg und Mitgliederschwund führen schließlich zur Fusion der ehemaligen Rivalen: Aus dem Schachclub Neukölln 03 und den Neuköllner Schachfreunden entsteht aufgrund eines Beschlusses vom 07.09.1967 der Verein Schachfreunde Neukölln 03 mit 45 Mitgliedern. Gründungsmitglied ist Peter Baranowsky, der aktuell wieder für die Schachfreunde aktiv ist. Trotzdem erreichen die Schachfreunde den Aufstieg in die Berliner Stadtliga nicht mehr. Zwar floriert nun die Jugendarbeit; es gelingt jedoch nicht, die vielen Talente im Klub zu halten.
1975
Die Schachfreunde beziehen das Schachheim in der Sonnenallee. Mit diesem neuen Zuhause werden die Schachfreunde jedoch nicht glücklich. Die hohen Kosten fordern drastische Erhöhungen der Mitgliedsbeiträge. Trotzdem ist das Schachheim nicht zu halten. Schließlich geht man nach einigen Jahren wieder auf Wanderschaft - und landet im Böhmischen Dorf am Richardplatz. Beim Einzug fehlen aber leider viele der alten Mitglieder. Eine Talfahrt setzt ein.
1978
Die Schachfreunde feiern das 75. Jahr ihres Bestehens. Diese Feier sollte für längere Zeit die letzte große Aktivität gewesen sein. Die Flaute macht sich durch den Mitgliederschwund zusehens bemerkbar.
1983
Der Tiefpunkt. Nur noch zwei Mannschaften beteiligen sich an den Berliner Mannschaftsmeisterschaften. Die Mitgliederzahl schrumpft auf 24.
1984
Der Wendepunkt. Ein neuer Vorstand wird gewählt, der als eine der ersten Maßnahmen die Mitgliedsbeiträge deutlich reduziert. Rainer Dambach - später Ehrenvorsitzender - übernimmt das Amt des Jugendwarts und setzt seine Pläne konsequent um: Werbeturniere für vereinslose Spieler und die Betreuung von Schulschachmannschaften sorgen mit der Zeit für eine solide Basis, so dass sich die Zahl der Mitglieder innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Die Idee der Patenschaftskette wird geboren, wobei durch alle Klassen hindurch ein starker Spieler einen weniger starken trainiert, so dass bald eine allgemeine Steigerung des Spielniveaus zu verzeichnen ist. In den folgenden Jahren steigt die Mitgliederzahl stetig auf über 100 Mitglieder.
1997
Die 1. Mannschaft der Schachfreunde steigt in die 1. Schach-Bundesliga auf.
2001
Ein Jahr, das - insbesondere für die 1. Mannschaft - verheißungsvoll zu werden scheint. Bei ersten Teilnahme am Europapokal der Vereinsmannschaften in Panormo/Kreta hinterläßt die Erste einen guten Eindruck, auch wenn man in der Endplatzierung ein wenig hinter den anfänglichen Erwartungen zurückbleibt. Dann allerdings gelingt gleich in der 1. Runde der neuen Bundesligasaison zum ersten Mal ein Punktgewinn gegen einen der „großen Drei“ (Solingen / Porz / Lübeck) seit der Zugehörigkeit zur Bundesliga. Auch ansonsten stellt sich der Verein erfolgreicher als je zuvor dar. Er hat nahezu 90 Mitglieder, aus denen sich insgesamt sechs Mannschaften zusammensetzen.
2003
Die Schachfreunde feiern ihr 100-jähriges Bestehen. Bei einer Simultanveranstaltung mit Großmeistern aus der 1. Mannschaft des Vereins überreicht Alfred Kinzel, der Ehrenpräsident des Deutschen Schachbundes, dem Vereinspräsidenten Jörg Schulz die Ehrenurkunde. Auch im Jahr des 100-jährigen Bestehens gelingt es der 1. Mannschaft, den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga zu sichern, und das trotz der geringen finanziellen Möglichkeiten des Vereins. Auch die anderen Mannschaften des Vereins schneiden in ihren Klassen fast alle erfolgreich ab.
2005
Die Schachfreunde Neukölln verlassen nach über 100 Jahren ihren Kiez und ziehen nach Schöneberg. Der Vereinsname wird am 30.11.2005 in Schachfreunde Berlin 1903 geändert.