Berliner Meisterschaft
Meldungen aus Lichtenrade:
9. Runde, 7. April: Sergej Kalinitschew ist Berliner Meister! In der letzten Runde erlebte ich noch eine schmerzliche Niederlage gegen Jakob Meister, der in der Eröffnung die Dame für Turm und Läufer geben musste, um weiterzuspielen. Schwarz stand komplett überlegen, stellte aber mit 56...e5-e4 das Zentrum ein. Der neue Berliner Meister hat mir anschließend die Leviten gelesen, und er hat Recht. Weder muss ich gegen Robert verlieren, noch darf die Partie gegen Jakob Meister anders als mit dem vollen Punkt für mich ausgehen. Solche Gelegenheiten kommen nicht oft vor im Leben eines Amateurs.
1. | GM Sergey Kalinitschew | 2445 | 2373 | SC Kreuzberg | 6 | 3 | 0 | 7.5 | 47.0 |
2. | IM René Stern | 2502 | 2453 | SK König Tegel 1949 | 6 | 2 | 1 | 7.0 | 46.0 |
3. | GM Jakob Meister | 2505 | 2476 | SK Zehlendorf | 3 | 5 | 1 | 5.5 | 46.5 |
4. | Fabian Jahnz | 2201 | 2139 | SK König Tegel 1949 | 3 | 5 | 1 | 5.5 | 46.0 |
5. | Robert Glantz | 2271 | 2220 | SC Kreuzberg | 4 | 3 | 2 | 5.5 | 46.0 |
6. | FM Stephan Bruchmann | 2303 | 2242 | SC Rotation Pankow | 3 | 4 | 2 | 5.0 | 47.0 |
7. | Georg Kachibadze | 2332 | 2293 | SK König Tegel 1949 | 4 | 2 | 3 | 5.0 | 43.5 |
8. | Kristian Dimitrijeski | 2154 | 2101 | SK König Tegel 1949 | 2 | 6 | 1 | 5.0 | 40.0 |
9. | Martin Gebigke | 2139 | 2119 | SV Berolina Mitte | 4 | 1 | 4 | 4.5 | 41.0 |
10. | Patrick Böttcher | 2179 | 2060 | SC Zitadelle Spandau 1977 | 3 | 3 | 3 | 4.5 | 34.0 |
11. | Fernando Offermann | 2137 | 2103 | SF Berlin 1903 | 2 | 4 | 3 | 4.0 | 42.0 |
12. | Shenis Slepuschkin | 2101 | 2075 | SK Zehlendorf | 3 | 2 | 4 | 4.0 | 38.5 |
13. | Heinrich Burger | 2129 | 2031 | VfB Hermsdorf | 2 | 4 | 3 | 4.0 | 37.5 |
14. | FM Dr. Peter Welz | 2123 | 2027 | SV Empor Berlin | 3 | 2 | 4 | 4.0 | 33.5 |
15. | Jan Zur | 2010 | 2052 | SC Zugzwang 95 | 2 | 4 | 3 | 4.0 | 33.0 |
16. | Thorsten Groß | 2160 | 2129 | SC Weisse Dame | 1 | 5 | 3 | 3.5 | 41.0 |
17. | FM Dirk Paulsen | 2330 | 2197 | SG Lasker Steglitz-Wilmersdorf | 3 | 1 | 5 | 3.5 | 40.5 |
18. | Veit Godoj | 2043 | 1964 | SV Königsjäger Süd-West | 2 | 3 | 4 | 3.5 | 34.0 |
19. | Steffen Poseck | 2062 | 1966 | BSV 63 Chemie Weißensee | 1 | 3 | 5 | 2.5 | 37.0 |
20. | Wolfgang Vandré | 2133 | 2061 | SV Berolina Mitte | 2 | 0 | 7 | 2.0 | 36.0 |
Runden 8 und 9: Updates erst wieder am Sonntagabend.
Runde 7., 5. April - Menu du jour: Jakob Meister (3½) gegen René Stern (4 ½). Sergej zieht oben seine Bahnen und trifft auf Georg Kachibadze. Glantz gegen Jahnz an Tisch drei und Wolfgang hat leider erst sehr spät seinen ersten Punkt gemacht und trifft heute auf Doktor Welz, der bald die fünfzig Jahre voll hat.
Nachtrag zu Runde 7: Partie des Tages: Kristian gewinnt mit Schwarz gegen Dirk Paulsen! An der Spitze hat sich nicht viel verändert, außer, dass Georg gegen Sergej den Kürzeren gezogen hat. Bei mir: Grundlinientennis von Weiß oder Zubereiten auf kleiner Flamme.
Nachtrag zu Runde 6: Meister gelang kein Sieg gegen Sergej und ließ seinem Kollegen alle Chancen auf den Titel, René hat tatsächlich ins Turmendspiel gegen Stephan Bruchmann abgewickelt (Kristian hatte nicht daran geglaubt) – vier gegen drei auf einer Seite, was Schwarz verlor.
Runde sechs, 4. April - Highlight des Tages: Meister gegen Kalinitschew! Schlachtenbummler kommen heute auf ihre Kosten. Die Stellung steht auf Sturm.
Weiß rochiert im Franzosen kurz, Schwarz, der Tabellenführer, rochiert lang. Weiß zieht b4, Schwarz beantwortet dies mit g5. Offenbar eine Frage des Prinzips.
Wir verlangen einen Livebeamer in der Kantine. Am 6. Brett schon Remis.
Update: Die Stellung hat sich vereinfacht, ist aber nach wie vor etwas für Erwachsene. Meister vor Dc4-e6+:
(Letzte Aktualisierung für heute: Meister-Kalinitschew mit besserem Endspiel für Weiß.)
Runde fünf, 3. April. Kampf der Titanen. Jetzt im Fernduell. Kalli und René kommen über ein Remis nicht hinaus. Fabian hält seinen Kasten mit Weiß sauber, René findet keine Lücke, und was bei Sergej und Robert passiert ist, können nur die beiden sagen. Augenscheinlich wurde bis auf die blanken Könige gespielt. Jedenfalls ist das ein gutes Turnier von Robert. In der vierten Runde hätte ich allerdings gedacht, er würde mit Schwarz gegen Thorsten Groß gewinnen (der auch ein gutes Turnier spielt), aber die Kräfte neutralisierten sich.
Es gab sogar den ersten Streitfall, aber nicht am Brett. Shenja und ich hatten eine haarsträubende Partie gespielt. Erst hatte ich Glück, dann er, dann wieder ich. Remis. Mit Rest-Adrenalin in den Venen und gutgelaunt ging es dann zur Analyse.
Wir analysierten gerade 14...Db4!? statt meines verunglückten Partiezuges 14...a4?! Wir waren mittendrin, da fühlte ich mich durch einen Zuschauer gestört. Nun ja, ich bat darum, mit Shenja bei der Analyse allein gelassen zu werden. Das ist akzeptabel, finde ich. Aber der Tonfall sollte dabei nicht entgleisen.
Mir geht es beim Analysieren schon auf die Nerven, wenn jemand dazukommt, sich auf eine Seite schlägt und auf einmal mit Formulierungen kommt wie „…jetzt haben wir doch diesen Zug hier.“ – Wer bitte schön ist „wir“ in diesem Fall?
Runde vier, 2. April. Kampf der Titanen. Sergej Kalinitschew gewinnt mit Schwarz gegen René Stern. Komfortabler Vorsprung für den einen, schwere Aufholjagd für den anderen.
Jürgen Brustkern - 7. April 2013
Hallo Fernando,mir gefällt Deine -selbstkritische-Berichterstattung immer sehr gut.Ich freue mich über Kalinischevs Sieg,der offensichtlich eine längere Krise hat durchmachen müssen.Erstaunlich der Leisungsabfall von„Pauli“,er spielt wahrscheinlich viel zu viel.Hast Du die Klasse halten können?Ärgere Dich nicht allzu sehr über die penetranten Kiebitze,es gibt halt nicht viele objektive Schachspieler..Beste Grüsse aus dem frühlingshaften Schweden!Jürgen
F. O. - 7. April 2013
Moin Jürgen,
freut mich sehr, dass der Text Anklang gefunden hat. Die Tabelle habe ich oben jetzt nachgereicht, die Klasse ist wohl gehalten schätze ich.
Meine Lehren aus dem Turnier:
a) Entweder am Turnier teilnehmen oder mittendrin den Geburtstag einer guten Freundin feiern. Heute war in dieser Hinsicht Tribut zu zollen. Andererseits hatte ich auch Glück, dass Jakob den Springerzug übersehen hatte (Partie siehe oben). Es durchfuhr ihn mehrmals wie ein Stromschlag, man bekam fast Mitleid. Und wenn schon Geburtstag, dann nicht sich noch um Mitternacht eine deftige Portion leckeren Wildschweingulasch reinpfeifen und erst um drei Uhr nach Hause kommen (der Geburtstag war sehr schön).
b) Im Zweifelsfall beim Lavieren den Status Quo halten (Partien gegen Glantz & Meister in den Geburtstagsrunden acht und neun)
c) Nachlassende Konzentration im Verbund mit Optimismus kann am Brett nach einigen Stunden auch schnell mal nach hinten losgehen.
Andreas Lange - 4. April 2013
Allen kann man es nicht Recht machen, Fernando. Es ist einfach nur lächerlich anzusehen, wie beim Kandidatenturnier Züge von Carlsen, die, wie noch 5 weitere, um 2⁄100 Bauerneinheiten niedriger bewertet werden, als der Favoritenzug der Engine XY, mit dem Kommentar versehen werden: „Carlsen hat einen Fehler gemacht“. Spiel Schach und lach’!
F. O. - 4. April 2013
Verstehe, war auch nur fürs Logbuch.