René Stern gewinnt norddeutsche Blitzmeisterschaft in Hamburg

von am 8. Juni 2012 in Blitzschach, Nachrichten

René Stern gewinnt norddeutsche Blitzmeisterschaft in Hamburg
Souveräner Sieger in Hamburg: René Stern

Beim Fußball-Bundes­trainer hätte der Blitz­meister Norddeutsch­lands vor dem Turnier wohl schlechte Karten gehabt: Entgegen seiner Gewohnheit feierte er lange bis in die späten Stunden, dann stand er in unerbitt­licher Frühe am Treff­punkt und fuhr mit zwei Kollegen von Berlin nach Hamburg, um von da an ab elf Uhr vormittags bis siebzehn Uhr am Nachmittag die Konkurrenz auf Abstand zu halten. René Stern (König Tegel) ist zwar kein ausge­machtes Feier­biest wie Louis van Gaal, doch er kann delivern, auch wenn Kondi­ti­ons­trainer das vielleicht nicht erwarten. Über sechs Stunden lang demons­trierte er seine Überle­genheit vor dem Rest der Truppe, nur selten sah man angele­gent­liche Aussetzer. Und seine Laune blieb gut.

Von den wenigen Fragmenten, die ich auf seinen Brettern verfolgen konnte, gefiel mir besonders eine Partie, in der er mit Springer und Läufer und einigen Bauern (davon ein Freibauer auf der vorletzten Reihe) gegen einen Turm mit einzelnen Bauern gewann. Mit nur zwölf Sekunden auf der Uhr ging bei ihm alles wie am Schnürchen. Hinterher aber kommen­tierte Stern: „Das war eine der Partien, in der ich schlecht gespielt habe.“ Seine Erklärung: Wenn man in Gewinn­stellung zum Schluss nur noch zwölf Sekunden hat, bedeutet dies eben schlecht gespielt.

Ilja wurde Zweiter, auch er ein Kandidat für den Titel, doch wie gesagt, René Stern setzte dieses Mal die Maßstäbe – auf den Turnier­verlauf angesprochen meinte Ilja gegen Mittag nur: „Schon den Ergeb­nis­zettel von René Stern gesehen?“. Wilfried Bode machte den dritten Platz. Zum Schluss gab es noch einen ausgie­bigen Stich­kampf um die Quali-Plätze mit Julian Zimmermann (6.), Falko Meyer (7.), Karsten Schulz (8.) und Torben Schulze (9.) – siehe auch das Video über die Veran­staltung.

Video ansehen

Für Spieler, die nur gelegentlich an solchen Wettkämpfen teilnehmen und sonst eher unter den Normal­sterb­lichen wandeln, ist so ein Turnier eine Wohltat. Reibungs­loser Ablauf, kein Genöle, kein Gezicke und alles korrekt. Nur einmal musste sich der scheue Sebastian Kesten, der zurück­haltend einen Bauer zurecht­rückte mit der Bemerkung, der habe auf g3 gestanden, den entgleisten Kommentar anhören: „Das ist einfach gelogen.“ Er ließ es dabei bewenden, was sicher nicht jeder getan hätte. Schnell war aber klar, dass man sich mit solcherlei Bemer­kungen vor den übrigen 29 Spielern einfach nur selbst schadet.

Ich selbst hatte in ungefähr vier Endspielen mit Mehrfigur meinen Vorteil wieder einge­stellt und musste in der Schluss­runde lachen. Ilja Spivak aus Cottbus hatte mir einmal in Forst meine Stellung dermaßen klinisch in alle Einzel­teile zerlegt, das hatte ich nicht vergessen. Dieses Mal war ich am Drücker, doch er brachte einfach ein komplett inkor­rektes Opfer, das ich zwar nicht wider­legte, aber immerhin stand die Stellung danach gleich. Schließlich erfolgte ein Turmverlust durch Sprin­ger­gabel. Ein tragi­ko­mi­sches Ende des Turniers, und am Ende dieser neunund­zwan­zigsten Runde mussten wir beide lachen.

HSK-Legende Christian Zickelbein bot die Schel­ling­straße – das Clubhaus des HSK macht neidisch – für das kommende Jahr als Ausweich­quartier an, wenn irgendwas in Mecklenburg-Vorpommern nicht klappen sollte. Das gab spontanen Applaus.

Ben Dauth fuhr Robert Glantz, René Stern und mich sicher nach Berlin zurück, der frisch­ge­ba­ckene Champ war auf der Rückfahrt noch zu anregenden Plaude­reien aufgelegt, und allgemein könnte man Turniere dieser Art auch häufiger haben.

Tabelle als PDF

Seite drucken

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen