Klassenziel erreicht

von am 1. April 2012 in 4. Mannschaft, BMM, SFB4 Saison 2011/12, Teams

Klassenziel erreicht
SF Berlin 4 (Ø 1941)       5,5 - 2,5   TSG Fredersdorf (Ø 1764)
Abdelkerim Krichi  (2036)    0 - 1     Gregor Fehrmann (1922)
Wolfram Burckhardt (2000)    1 - 0     Silvio Alten (1720)
Matthias Licha     (2042)    1 - 0     Michael Sebastian (1916)
Mark Müller        (1998)    1 - 0     Andreas Steinmetz (1871)
Theo Heinze        (1912)    1 - 0     Arne Jeß (1839)
Thorben Lindhauer  (1831)    0 - 1     Jan Phillipp (1790)
Michael Stieber    (1895)    ½ - ½     Rayk Spory (1626)
Udo Lechtermann    (1811)    1 - 0     Eckart Stets (1427)

Knapper als das Endergebnis vermuten lässt war der vorher als Pflicht­aufgabe einge­schätzte Kampf gegen den kleinen, aber offenbar netten Verein Fredersdorf. Zwischen­durch hielt ich inter­es­sierte Schach­freunde per sms mit Mittei­lungen wie „mit einem 4:4 müssten wir zufrieden sein…“ up to date. Ganz so schlimm war es dann doch nicht.

Mit Abdel­kerim und Matthias waren wir ziemlich stark angetreten, dafür fehlte Kai Stephan erstmalig. In ungefährer chrono­lo­gi­scher Reihen­folge passierte etwa Folgendes:

Austra­li­en­heim­kehrer Thorben Lindhauer spielte in seiner ersten Saison­partie eine hochin­ter­es­sante Partie. Mit Weiß in einer längeren Grünfeld­theo­rie­va­riante, die der Schwarze nicht sehr streng behan­delte, erarbeitete sich Weiß den üblichen Raumvorteil, ließ dann aber etwas unnötig Chancen am Damen­flügel zu. Thorben fand dann ein äußerst attrak­tives Quali­täts­opfer, das de iure mit Weniger­qua­lität, de facto aber mit 2 Figuren gegen Turm sehr vielver­spre­chend aussah:

Mit 22. Txc4 nebst f6 sicherte sich Thorben schönes Spiel.

In diesem Kampf kam praktisch jeder von uns in Zeitnot (meine Theorie: abgesehen davon, dass diese Mannschaft sowieso anfällig dafür ist, spielte auch die Sommer­zeit­um­stellung eine Rolle – zumindest mir fallen Entschei­dungen umso schwerer, je müder ich bin), so auch Thorben. In der mir vorlie­genden Notation flog einzügig eine Figur vom Brett, am Ende stellte Thorben in völlig unklarer mit einem typischen Grund­li­ni­en­motiv die Dame ein. Zahlreiche Pluspunkte für Kreati­vität, keine Minus­punkte wegen der Versehen nach einjäh­riger Schach­pause.

Udo Lechtermann grummelte etwas vor sich hin, auch ihm war es zu früh, und so war er geneigt, ein Remis­an­gebot seines Gegners anzunehmen. Ich wollte ihm das nicht geradewegs verbieten, legte ihm aber doch nahe, angesichts seiner 400 DWZ-Punkte Vorteil und einer noch nicht sehr aufge­la­denen, wenig risiko­reichen Stellung – zudem der mir völlig neue Sachverhalt hinzutrat, dass Udo mehr Zeit als sein Gegner hatte! – doch einfach noch ein paar Züge zu machen… Das entpuppte sich als richtig, ohne wirkliche Chancen für Schwarz siegte Udo trotz eines hochgra­digen Zeitnot­ge­zockes, bei dem anschließend in einem separaten Raum die Partie rekon­struiert werden musste.

Hochgradige Zeitnot gab es auch bei Abdel­kerim. In der Eröffnung geriet er im Morra-Gambit fürch­terlich unter die Räder (hatte hier jemand meinen Hinweis, dass die Freders­dorfer sehr gerne Gambits spielen und auf diese Weise gegen Zugzwang gewonnen hatten nicht gelesen?!) und in eine Stellung, die wohl jeder der 47 Spieler im Raum lieber mit der anderen Farbe gehabt hätte. Immerhin hatte er einen Bauern mehr … Wichtiger aber war, dass die Stellung taktisch war und blieb. Und wie meiner Meinung nach Wolfram (sieht man vielleicht von Matthias ab) derjenige Spieler mit dem größten positio­nellen Verständnis der Mannschaft ist, ist Abdel­kerim der taktisch Gefähr­lichste. Irgendwie rettete er sich in folgende Stellung:

Diese Stellung ist wohl Remis nach dem einzigen Zug Kc3, wonach der König als Pendant zum weißfeld­rigen Läufer die schwarzen Felder unter Kontrolle nimmt, wonach die Umwandlung des Bauern nicht mehr zu verhindern ist – die des weißen aller­dings auch nicht. Abdel­karim aber spielte mit wenig bis keiner Zeit Lg4+, wonach nichts mehr zu machen ist.

Theo Heinze kam, wie an anderer Stelle bereits angekündigt, zu seinem ersten Sieg. Sein Gegner erlaubte ihm bequemen Ausgleich in der Partie und dann entstand folgende Stellung, die mich beim Gespräch mit Matthias zur Bemerkung veran­lasste, dass c3 ja schon praktisch gewonnen ist für Schwarz. Nur ob Theo es sehen würde, war ich mir nicht ganz sicher. Aber er sah es, und nach dem weiteren schwachen Zug 18. c4?? war es dann sofort vorbei. Sehr schön!

Ich selbst kam meiner Meinung nach schon mit Vorteil aus der Eröffnung, in der Schwarz ohne Not und Kompen­sation den schwarz­feld­rigen Läufer gegeben hat, an welcher Schwäche er final auch zugrunde gehen sollte. In der folgenden Stellung erlangte ich mit b5 großen Vorteil:

In Zeitnot versem­melte ich es natürlich nach und nach wieder – am Ende spielte ich nur noch nach reiner Intuition. Dann fiel mein Blättchen, mein Gegner rekla­mierte Zeit, weil er erst 39 Züge notiert hatte. Ich hingegen bereits 40, wir rekon­stru­ierten, ich hatte korrekt mitge­schrieben, Partie geht weiter, meine Zeit läuft. Erstmal nicht 100% regel­konform rauchen, aufs Klo gehen, sich mal wieder über die Zeitnot ärgern und hoffen, dass die Partie noch irgendwie remis zu halten ist. Zurück am Brett stellt man dann aber überra­schend fest, dass die Partie gewonnen ist und man sich nur zwischen 2 vielver­spre­chenden Zügen entscheiden muss. Dann alles zehnmal durch­rechnen, korrekt, „doch noch Matt“, wie mein Gegner dann meinte. Bann gebrochen: keine Niederlage gegen einen 1800er!

Das Schluss­motiv mit der angespro­chenen schwarzen Felderschwäche soll aber nicht verschwiegen werden:

So stand es 3:2 und das war der Zeitpunkt, an dem ich besagte sms verschickte. Es kam aber doch noch ganz anders: Michael Stiebers Remis­an­gebot in der unten­ste­henden Stellung nach zuvor guter Vertei­di­gungs­leistung wurde zu meiner Überra­schung angenommen – hätte man hier gerade im Mannschaftssinn nicht weiter­spielen müssen?

Wolfram Burck­hardt spielte die zäheste Partie des Matches. Die Bauern wurden hier im Slawen so inein­an­der­ge­schoben, dass Weiß aufgrund seines Raumvor­teils zwar immer besser stand, aber nicht sicher war, ob ein entschei­dender Durch­bruch möglich wäre. Der eigentlich immer sehr optimis­tische Wolfram überraschte mich während seiner Partie, die ich schon fast als gewonnen abgehakt hatte, mit der Aussage, er sei nicht sicher, ob er gewinnen würde. War seine Stellung wirklich schon so schlecht?! … War sie nicht und am Ende gewann der bessere Spieler.

Matthias Licha hat sich offenbar etwas erholt von „Erstrun­den­nie­derlage“ und kam dieses Mal eigentlich schon gut aus der Eröffnung. Die Vorstoß­va­riante in der Caro-Kann-Eröffnung behan­delte Weiß sehr zurück­haltend, wonach Schwarz sofort ausglich und keine Probleme hatte. Dann aber opferte der Weiße in typischer Manier einen Bauern, den ich vielleicht abgelehnt hätte, für Entwick­lungs­vor­sprung – wie so häufig war der schwarze Königs­flügel noch jungfräulich. Matthias aber bekam das hin und landete schließlich in einem Turmend­spiel, in dem er etwas unter Druck war, das aber Remis sein sollte. Na, ja, was soll man sagen, kurze Zeit später hatte er gewonnen.

Kampf gewonnen, Klasse gehalten. Kommende Runde am 25.4 gegen den Tabel­len­ersten Lichtenberg geht es dann nur noch um den Spaß. Und um die Ehre.

Die Bilder als Webalbum gibt es hier: https://picasaweb.google.com/117264400661917669474/BMM201112Runde8?authuser=0&authkey=Gv1sRgCM69rdGF-4vf0QE&feat=directlink

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