Unnötig wie ein Kropf
Eine völlig überflüssige Niederlage leistete sich die zweite Mannschaft der SF Berlin in der Oberliga Nordost gegen den SC Empor Potsam. Aber wenn man aus zwei gewonnenen Stellungen 0 Punkte holt, hat man es auch nicht besser verdient. Aber der Reihe nach (und ohne Kenntnis der genauen Partien):
Überraschend lagen wir 0-1 zurück. Überraschend deswegen, weil unser finnischer Neuzugang Rauno Jarvinen mit 4,5 Punkten aus 5 Partien und dazu noch den weißen Steinen ziemlich sang- und klanglos unterging. Hans-Joachim Grottke stand in einer Reti-Eröffnung schnell bequem, gewann einen Bauern und lief mit diesem Richtung Grundreihe. Autsch.
Aus dem 0-1 wurde dann ein 1,5-2,5, wobei der Autor die genaue Reihenfolge nicht mitbekommen hat. Die Stellung von Sigi Weber war eigentlich die ganze Partie über ausgeglichen. Ein „Black Knight Tango“ (1.d4 Sf6 2.c4 Sc6) verwandelte sich in eine Art Königsinder. Weiß konnte zwar das Feld e4 für seinen Springer erobern. Das Material war bis dahin aber schon so reduziert, dass weiterspielen für keine Seite Sinn machte.
Einen sicheren Sieg fuhr Robert Glantz in einem Sizilianer ein. Sah von außen immer etwas wirr aus (Weiß hatte Freibauern auf a- und b-Linie, dafür konnte Schwarz mit seinem Läufer auf h2 einschlagen. Letztendlich hat Schwarz aber wohl nur im trüben gefischt.
Bei Elmar muss sich aber ein Drama abgespielt haben. Eigentlich dachte ich, dass er mit Schwarz in einem damenlosen Mittelspiel einfach einen Bauern mehr hatte. Als ich das nächste Mal schaute, stand die Null!
Für das nächste Drama war ich dann selber verantwortlich. Inspiriert von unserem armenischen Spitzenbrett Hrant Melkumian und seiner Partie gegen Alexander Khalifman (siehe den Bericht von Rainer Polzin) wählte ich ein für mich neues System gegen die Grünfeldindische Verteidigung. Mein Gegner Rolf Trenner - ein Grünfeld-Spezialist - wählte nicht die Hauptvariante dagegen und dürfte es ziemlich schnell bereut haben, denn der weiße Vorteil wuchs schnell an. Den ersten Ausheber (auf der Bahnfahrt von Potsdam nach Berlin zeigte mein Handy +6,0 an) habe ich völlig verschlafen und nahm „nur“ eine Qualität. Den zweiten forcierten Gewinnzug hatte ich dann gesehen, wollte aber die „präzisere“ Zugreihenfolge wählen. Die war natürlich verkehrt und plötzlich war die Stellung völlig unklar. Einem möglichen Dauerschach wich ich aus, um dann in den letzten Zügen vor der Zeitkontrolle in eine Springergabel zu laufen.
Bei einem Zwischenstand von 1,5-3,5 war aber immer noch alles drin. Jan Wendt hatte wohl eine technische Gewinnstellung, Stefan Brettschneiders Stellung war wohl ausgeglichen, aber nicht tot (und bei seinem derzeitigen Lauf konnte man sehr optimistisch sein), allerdings stand Joachim extrem passiv und eingeengt. Aber bei vollem Brett könnte ja noch ein Wunder passieren.
Jans Gegner hatte sich slawisch verteidigt und eine alte Figurenopfervariante ausgegraben, die in den 80er Jahren auf höchstem Niveau populär war. Schwarz erhält drei Bauern und der weiße König steht ungemütlich. Irgendwann kam man aber zu dem Schluss, dass Schwarz in der Variante bestenfalls ein Remis erreichen kann, wenn Weiß sich auskennt. Jan kannte sich aus und konnte im Endspiel mit der Mehrfigur langsam die schwarzen Bauern aufpicken. Als beim Nachziehenden das digitale Fähnchen fiel, war die Stellung längst klar verloren.
Wie erhofft konnte auch Stefan durch reine Willenskraft einen vollen Punkt einfahren. Das macht für die Saison nunmehr sechs Punkte aus sechs Partien. Ein Doppelturmendspiel mit jeweils noch einer Leichtfigur und gleicher Bauernzahl wurd zu einem Turm- und Leichtfigurenendspiel mit einem Mehrbauern wurde zu einen Läufer gegen Springer Endspiel mit zwei Mehrbauern. Es wäre noch ein dritter Bauer geworden, doch das wollte sich der Weiße nicht mehr zeigen lassen.
Leider erwies sich die Stellung von Joachim dann aber doch als zu schlecht und sein Gegner sowohl schachlich als auch nervlich stark genug, den vollen Punkt einzufahren, so dass wir die Niederlage quittieren mussten und auf den fünften Tabellenplatz zurück fielen. Theoretisch könnten wir sogar noch in Abstiegsorgen geraten. Bei einer Niederlage in der nächsten Runde gegen Greifswald könnte es in der Schlussrunde gegen Weiße Dame zu einer Art Endspiel kommen.
SC Empor Potsdam 4½:3½ SF Berlin II Tepoyan,Liparit 0 : 1 Wendt,Jan Penzold,Andreas 1 : 0 Wintzer,Joachim Grabow,Gilbert 0 : 1 Glantz,Robert Neerforth,Philip ½ : ½ Weber,Siegfried Trenner,Rolf 1 : 0 Nogly,Christoph Schulz,Michael 0 : 1 Brettschneider, Stefan Grottke,Hans-Joachim 1 : 0 Jarvinen,Rauno Wuttke,Hans 1 : 0 Grosse-Kloenne, Elmar
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