3:5 - SFB 3 verstolpert Liga-Auftakt
Erst in der sechsten Stunde entschied sich der Kampf gegen Spandau und durch eine selten unglückliche Wendung
Alexander Kurz - Michael Schulz ½ : ½ Boris Dimitrijeski - Thomas Kohler ½ : ½ Florian Sebe - Hans-Jürgen John 0 : 1 Christian Lindemann - Hartmut Riedel ½ : ½ Frank Niehaus - Patrick Böttcher ½ : ½ Kristian Dimitrijeski - Carsten Schirrmacher 0 : 1 Fernando Offermann - Matthias Kribben ½ : ½ Utz Lachmann - Vitalij Major ½ : ½
Zwei Mal verloren, alle anderen Remis. An Brett sechs hatte Kristian eine wilde Partie auf dem Brett, die außer Kontrolle geraten war. Die Stellung lag beiderseits in Trümmern, doch dann musste Weiß nach einer Ungenauigkeit der Rückwärtsgang einlegen und Carsten brachte das Mattfinale im damenlosen Mittelspiel sehenswert zu Ende.
► Florian hatte sich John nach fünf Stunden Spielzeit wunderbar zurechtgelegt, und die weiße Stellung siechte nur dahin. Ein weißer Alptraum im Königsinder mit totem weißen Läufer gegen schwarzen Mörderspringer, dazu Damen - die schwarze aktiv, die weiße nicht so sehr, freier schwarzer e-Bauer, bessere Königsstellung.
Eigentlich konnte Weiß nur noch zusehen und hatte sogar mit weniger als fünf Minuten weniger Zeit - doch Florian entglitt die Partie zusehends kurz vor der sechsten Stunde. Er wird sich gefühlt haben wie Chelseas Kapitän John Terry beim Champions-League-Finale gegen Manchester United, als zuvor Cristiano Ronaldo einen Elfmeter verschoss, er aber den entscheidenden Elfer verballerte.
Das Diagramm ist nicht exakt, weil Florian nach der Partie davonstürmte. Die schwarze Königsstellung und die genaue Position der beiden Damen waren in etwa so, als Schwarz ...c4 zog und langsam die Übersicht verlor. Sein Bruder Razvan-Alexandru hingegen vermöbelte im Kampf SFB 4 gegen Spandau 2 Winfried Zeske ohne lange zu fackeln.
Unter anderen Umständen hätte Florian diese Stellung im Schlaf gewonnen, doch diesesmal gingen die Lichter aus. Trotzdem hatte uns die Coolness und Sicherheit imponiert, mit der er seine zunächst unscheinbare Stellung immer weiter mobilisierte, bis vom weißen Stolz nur noch Unrat übrig blieb.
Die anderen Partien im Schnelldurchlauf:
► Alexander und Michael hatten ein französisches Handgemenge bis ins Endspiel Läufer gegen Läufer ausdiskutiert. Schwarz hatte Weiß deutlich in Verlegenheit gebracht doch dann das Heft aus der Hand gegeben. Remis.
► Boris versenkte eine Leichtfigur im Sizilianer auf e6 nach aussichtsreicher Stellung in der Eröffnung und verteidigte sich anschließend erfolgreich.
► Matthias wollte offenbar nicht so viel in der Eröffnung - ich bekam ein damenloses Mittelspiel und das Läuferpaar, ebenfalls Remis .
An dieser Stelle hob ich die Spannung mit ... f6 auf, statt zum Beispiel mit ...Ta3 weiterzudrücken. Wer’s nicht glaubt: erst einen Zug für Weiß vorschlagen. Dann überlegen, was nach ...c4 folgt.
► Christians Partie war etwas für Caro-Kann-Feinmotoriker. Schwarz hielt die ungewöhnliche Bauernstellung am Damenflügel zusammen und gab schließlich Dauerschach.
► Frank stellte Patrick nach einem positionellen Qualitätsopfer vor Probleme, die dieser aber letztlich bewältigen konnte - Remis.
► Und schließlich Utz, der mehrfach auf Gewinn gestanden haben muss, schließlich aber auch Remis spielte.
In der Diagramm-Position zum Beispiel sah es deutlich nach dem vollen Punkt aus: In beiderseitiger Zeitnot gab es für Weiß zu viele Möglichkeiten. Als erstes springt wohl das ungleiche Verhältnis des weißen Läufers auf d4 und des schwarzen Springers auf g7 ins Auge. Utz setzte mit Weiß folgerichtig mit 38.Sf6+ fort, und nun müsste Schwarz die Qualität geben. Meister Major indessen zog aber mutig 38...Kg6, doch dann wäre nach 39.Sd5 überraschend Endstation, denn die Drohung 40.Tg8 ist zu viel für Schwarz. Utz hingegen gab aber das Schach mit dem Bauern, und schon war Schwarz wieder im Rennen.
Fazit: Kein glücklicher Auftakt, aber auch keiner, der ernsthafte Sorgen bereiten sollte.