Roman und die fünf Ms gegen Lichtenberg 5
...................................... oder: der Erfolg hat viele Väter
1. Markus Hoff (1)
2. Roman Sippel (1)
3. Miguel Parada Contzen (1)
4. Michael Hitzelberger (0,5)
5. Mariusz Kaniecki (1)
6. Marco Scheel (1)
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Ein Bericht von Markus Hoff:
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„Die BMM-Saison geht für die siebente Mannschaft der Schachfreunde Berlin in die entscheidende Phase mit den Auftritten gegen die Aufstiegskonkurrenten auf den Tabellenplätzen zwei und drei im Januar 2014.
Zunächst möchten wir uns wieder für die Wettkampfvorbereitung durch unseren Mannschaftsleiter Marcus Gretzerbier bedanken, der einmal mehr erfolgreich Wünsche nach Einsatzzeiten und die sportlichen Erfordernisse ausbalanciert hat, ohne am Spielort anwesend sein zu können!
Bei der Lektüre der Aufstellung fiel mir auf, dass unsererseits fünf verschiedene Vornamen, die mit M beginnen am Start waren, was ich kurz vor Beginn der Partien zu einem Gemeinschaft stiftenden Scherz in unserer doch noch neuen Truppe nutzen konnte. Der Puls jedes Mannschaftsleiters (vor Ort) geht immer etwas ruhiger, wenn alle Spieler pünktlich an ihren Brettern sitzen, was die Lichtenberger immer dadurch ein wenig zu erschweren scheinen, dass sie ihr Spiellokal hinweisfrei hinter Garagenbaracken verbergen. Dank also an meine Mannschaftskameraden für das pünktliche Erscheinen und dies sollte an diesem Tag nicht das letzte Mal bleiben, dass ich Grund zur Dankbarkeit empfand!
Man kann einen Mannschaftskampf und eine Schachpartie bekanntermaßen auf verschiedene Arten gewinnen, aber eben auch verlieren.
Mein Gegner an Brett 1 erkundigte sich erst kurz vor dem Partiebeginn vernehmlich bei einem Vereinskameraden nach uns und beschloss, sich mit Schwarz eine Reichsfestung im Damengambit einzurichten, nachdem man ihm berichtet hatte, dass die Schachfreunde 7 bisher in dieser Saison stets mindestens vier Punkte an sechs Brettern geholt hatten. War ich in den ersten zwei Runden mit Gambitbauern geradezu beschossen worden, so durfte ich diesmal in den ersten fünf Zügen a6 und h6 bestaunen. Man kann eine Schachpartie in der Eröffnung gewinnen, aber mehr als eine minimalst besser entwickelte Stellung sprang für mich trotzdem nicht heraus, zumal ich den Kopf aus jobtechnischen Gründen einfach nicht frei zu bekommen schien. Wie lief es also bei den Anderen?
Schachtrainer und IM Jeremy Silman schreibt, dass man die besseren Spieler unweigerlich an der Qualität ihrer Leichtfigurenpositionierung und -handhabung erkennt. Daran musste ich unweigerlich denken, als mir auffiel, dass an drei von den fünf anderen Brettern um zehn vor zehn schon keine Leichtfiguren mehr mitspielten. Vermutlich ein genialer Trick der Lichtenberger, um ihre DWZ-Unterlegenheit zu kompensieren, aber warum hatten die Unsrigen mitgespielt?
Bei Michael am vierten Brett blieb dann tatsächlich bald nicht mehr genug zum erfolgreichen Weiterspielen übrig, weswegen sich der Gegner über den ersten halben Punkt freuen durfte. Im Angesicht der Tendenzen an den anderen Brettern, brachte uns Michaels halber Punkt auch dem Mannschaftssieg näher. Plötzlich fiel mir ein, dass mein eigener weißfeldriger Läufer irgendwann mal besser als sein Widerpart auf schwarzer Seite stehen könnte, obwohl er derzeit auf Granit biss...
Ermutigt setzte ich die Beobachtungen fort und musste konstatieren, dass der kleine Junge am letzten Brett der Lichtenberger genau das tat, was er tun sollte. Von keinerlei Bedenken angekränkelt, setzte er als Einziger unseren Marco von Beginn an talentiert unter Druck und hätte die Partie wohl auch gewonnen, wenn ihm nicht irgendwann die altersgemäße Ungeduld einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Da Marco auch jung ist, bekam der Knabe nicht den Bonus des Welpenschutzes. Er verlor auch nicht die Contenance, als der Trainer des Kindes während der Partie einige sicherlich nicht die Zugwahl betreffende Tipps flüsterte, was mich kurz ein Eingreifen erwägen ließ.
Vorher hatte sich bereits Miguel um unser Abschneiden verdient gemacht, indem er das Remisangebot seines Gegners sofort mit einem heftigen Kopfschütteln und einem Lächeln abgelehnt hatte! Anschließend schloss er seinen Angriff am dritten Brett mit einem sogar optisch ansprechenden Matt im ca. 25. Zug ab! Er bleibt also bei 100 % in dieser Saison. Da er noch keine DWZ-Zahl vor Beginn der Saison hatte, lässt sich nur konstatieren, dass man sportlich nicht wertvoller sein kann.
Wenn wir schon beim Thema 100 % sind: Mariusz am fünften Brett verbrachte einen fokussierten, doch ihn nicht besonders anstrengenden Morgen. Smalltalk mit dem Gegner vor Beginn der BMM-Partie jenseits der Begrüßung, wie ich es gelegentlich tue? Fehlanzeige. Es sprechen die Züge! Spätestens als Mariusz darauf verzichtete, die Dame des Gegners einzusacken und stattdessen über dessen Majestät herfiel, war die Partie - nicht nur psychologisch - entschieden. Ein weiteres Mannschaftsmitglied, dass mir an diesem Morgen ein Vorbild war!
Am ersten Brett hatte im 18. Zug der mit großem Abstand bestbewertete Lichtenberger verspätet die schwarze Entwicklung abgeschlossen und ließ nun ein Remisangebot folgen, das er psychologisch gewieft auch noch dadurch untermauerte, dass er seine Wanderschuhe auf- und wieder zuschnürte, dabei den Doppelknoten auslassend. Augenscheinlich hatte er nicht sein Mannschaftsergebnis, sondern andere Sonntagslustbarkeiten im Blick, bei denen die Ersteigung eines Dreitausenders aber wohl nicht vorgesehen war.
Während ich noch über mein Arbeitspensum für die kommende Nacht und die Tatsache nachdachte, dass meine Annahme uns sehr nah an den vorzeitigen Mannschaftssieg bringen würde, erhielt auch Roman am zweiten Brett ein Remisangebot, der sich schon in einem Endspiel mit eigenem Läufer gegen Springer bei fünf Bauern auf zwei Flügeln befand. Dass er das Angebot nur mit einem Zug und nicht mit einem Wort beantwortete, hätte GM Viktor Korchnoi kritisiert, aber Viktor spielt auch nach seinem Schlaganfall noch nicht für Lichtenberg. Roman besprach die Lage der Dinge nicht nur kurz mit mir, sondern gewann dann einfach sein Endspiel und lächelte mir dann aufmunternd zu. Dies war mir ein Vorbild ebenso wie ein Beleg für die oben erwähnte These von Jeremy Silman.
An Miguels entschlossenes Kopfschütteln denkend, fielen mir auch einige der Pressekonferenzen von „unserem“ neuen Weltmeister Magnus Carlsen ein, der im Wettkampf in Chennai mehrmals in Anwesenheit seines Gegners Viswanathan Anand sagte, er habe auch heute eine ausgeglichene Stellung völlig gefahrlos weiterspielen können, da er die ja eh nicht hätte verlieren können. Es ist wahr, ich bin nicht Carlsen, aber mein Gegner war mit Sicherheit auch nicht Anand. Als mir dann Mariusz noch einen anspornenden Knuff gab, setzte ich nach dreizehn Minuten meine Partie fort. Danke Euch!
Im 30. Zug erneuerte mein Gegner das Remisangebot. Da ich allerdings unterdessen endgültig im Besitz der einzigen offenen Linie und der besseren Leichtfigur (der Läufer!) war und auch sonst vor allem das Selbstvertrauen gefunden hatte, blieb ihm noch ein Konterversuch mit Dameneinbruch in das Hinterland meiner sich nach vorne verlagernde Stellung in knapper werdender Zeit. Hier - so rechnet auch Houdini - hätte ich die Sache fast zum Dauerschachremis verdorben, wenn mich nicht in einer Untervariante noch eine Möglichkeit, Selbstmord zu begehen erschreckt hätte. Nach acht Minuten, die ich sonst im 34. Zug oft nicht mehr habe, fand ich dann plötzlich den Neutralisierungszug: Seinen en prise stehenden Freibauern ignorieren und die Dame zurück ziehen! Frustriert ermöglichte er mir drei Züge später, mittels Damentausch ihm seine letzte Hoffnung zu rauben, um kurz nach der Zeitkontrolle dann die Qualität einzustellen. Er gratulierte sich dann - nicht unverdient - selbst zu seinem Kampfgeist und wir hatten 5,5 zu 0,5 gewonnen. Man kann also - Überraschung! - eine Partie auch durch besseres Rechnen und mehr Durchhaltevermögen gewinnen. Wie schön!
In zwei Wochen kommt es nun bei uns zum Aufeinandertreffen mit den zweitplatzierten Schachfreunden von Weiße Dame, die zeitgleich das Charlottenburger Duell gegen Hertha verloren und daher nun zwei Mannschaftspunkte hinter uns rangieren. Diese Nachricht war das Sahnehäubchen auf den eindrucksvoll untermauerten Aufstiegsambitionen der siebenten Mannschaft der Schachfreunde Berlin.“
Markus Hoff
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Platz | Mannschaft | Spiele | MP | BP |
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1 | SF Berlin 1903 7 | 5 | 10 | 23,5 |
2 | SC Weisse Dame 7 | 5 | 8 | 19,0 |
3 | CFC Hertha 06 3 | 5 | 6 | 16,0 |
4 | SG Lichtenberg 5 | 5 | 6 | 14,0 |
5 | SG Lasker Steglitz-Wilmersdorf 5 | 5 | 5 | 15,5 |
6 | TuS Makkabi Berlin 3 | 5 | 5 | 13,5 |
7 | Schachpinguine Berlin 2 | 5 | 4 | 15,0 |
8 | BSC Rehberge 1945 4 | 5 | 3 | 12,0 |
9 | SC Zitadelle Spandau 1977 5 | 5 | 2 | 10,5 |
10 | SK Zehlendorf 4 | 5 | 1 | 8,0 |
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