Zurück auf der Erfolgsspur
5. Mannschaft, Runde vier: Mit dem letzten Spieltag in 2011 haben wir einen hohen 6:2 Sieg eingefahren und sind wieder auf die Erfolgsspur zurückgekehrt. Ich muss jedoch schreiben, dass dieser 6:2-Erfolg ziemlich glücklich war und wir gegen eine nur minimal bessere Mannschaft verloren hätten. Wie ich zu dieser Beurteilung komme? Hier die Details:
Brett 1 Alihodzic ½
Gegen den nominell stärksten Gegner von Hertha/Lavandevil ein Remis zu erzielen, ist sicherlich ein Erfolg und Ahmo, nach der ausgesprochen unglücklichen Niederlage in der letzten Runde, auch zu gönnen. Dennoch war die Schlussstellung, in der sich die Kontrahenten auf Remis geeinigt haben, keinesfalls so eindeutig Remis. Zum Glück für uns. Ich denke, Robert Radke hatte keine Lust mehr und war angesichts seiner desolaten Mannschaftskollegen auch nicht sonderlich motiviert, einen Versuch zu starten, den vollen Punkt zu erzielen. Gewinnversuche konnte nur der Weiße unternehmen und daher war es korrekt von Ahmo, das Remisangebot anzunehmen.
Brett 2 Schuran ½
Zu Sebastians Partie kann ich zum wiederholten Male gar nichts schreiben. Ich weiß nur, dass seine Gegnerin eine recht erfahrene Spielerin ist, dass Sebastian etwas Zeitnachteil hatte und dass in der Schlussstellung noch viele Figuren auf dem Brett waren. Im Übrigen spielte zum Zeitpunkt der Remisübereinkunft das Ergebnis dieser Partie keine große Rolle mehr, da wir den Mannschaftskampf schon für uns entschieden hatten.
Brett 3 Bader 1
Ich selbst hatte an diesem Spieltag keine große Mühe. Mit Schwarz stand ich ausgangs der Eröffnung mit Entwicklungsvorsprung da. Ich habe dabei einem Bauernvorstoß im Zentrum den Vorzug vor der Rochade gegeben, was ich so auch nicht nochmal täte. Mein Gegner konnte diesem Vorstoß spielerisch nichts entgegensetzen, ein stärkerer Spieler hätte mich zweifelsfrei unter Druck gesetzt. Interessant ist mein Gedankengang: „Du ziehst a3, willst b4 spielen um deinen Läufer nach b2 zu entwickeln. Mir gefällt ein Läufer auf b2 nicht, da er Druck auf´s Zentrum und indirekt auf meine Königsstellung ausübt. Heißt es nicht, dass man bei Flügelaktivität des Gegners im Zentrum aktiv werden soll?! E5 sieht doch nicht schlecht aus. Ich zieh e5. Punkt.“ Bis zum Ende der Partie spielte mein Gegner nicht b4 und sein Läufer blieb eingesperrt auf c1 stehen. Mehr wollte ich aus meiner Eröffnung nicht herausholen. So um den 17. Zug herum habe ich mich mit Wolfram Burckhardt aus der 4. Mannschaft unterhalten und ihm kurz geschildert, dass ich besser stehe, aber mir noch überlegen müsse, wie ich das gewinnen könne. 2 Züge später macht mein Gegner einen grausamen Fehler, der im 20. Zug zu seiner Aufgabe führte. Manchmal kann es ganz schnell gehen.
Brett 4 Prix 0
Die rote Mannschaftslaterne hält an diesem Spieltag Siegfried. Seine Partie könnte unter der Überschrift stehen: Taktik besiegt Strategie. Nach meiner Auffassung stand Siegfried lange Zeit besser: Entwicklungsvorsprung und Raumvorteil. Siegfried fehlte aber am heutigen Spieltag die zündende Idee, wie dieser Vorteil zu verwerten ist. Irgendwo gab es in seiner Partie bestimmt einen Zeitpunkt, wo ein wenig mehr Mut in die eigene Spielstärke, ein taktischer Schlag und mehr Risikobereitschaft die richtige mentale und spielerische Entscheidung gewesen wäre. So verfloss die Zeit, sein Gegner nutzte taktische Ressourcen und gewann. Ein tragischer Spielverlauf, aber zu ängstlich agiert.
Brett 5. Schneider 1
Nach Durchsicht von Eckehards Partie musste ich wirklich lachen. Sie war ein gespielter Witz. Sein Gegner hat nun wirklich alles unternommen, um zu verlieren. Ein schwaches Feld b4 geschaffen, indem er a4 zog, um seinen Läufer b5 zu unterstützen, den er dann aber doch ohne Bedrohungsgrund abtauschte, Bauern hingestellt, die man einfach schlagen konnte, Freibauern zugelassen usw... Eckehard musste eigentlich nur dasitzen und auf die nächste Einladung zum Materialgewinn oder Stellungsausbau warten. Diese Partie war die einfachste des Spieltags. Manchmal braucht man eben etwas Glück. Damit Eckehard jedoch nicht ohne schachlichen Gewinn in die Weihnachtspause geht, gibt es von meiner Seite an ihn noch einen persönlichen Literaturtipp, der ihm helfen wird, Französisch zu verstehen.
Brett 6. Winkler 1
Mich hat besonders gefreut, dass Johannes heute gewonnen hat. Das motiviert und die Schlusszüge lassen jeden, der gerne Taktikaufgaben löst, mit der Zunge schnalzen. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen und Johannes weiß selbst wovon ich hier schreibe: Streng genommen ist seine Partie nach 8 Zügen bereits verloren. Johannes ist in eine Eröffnungsfalle getappt und in meiner Datenbank finde ich um die 100 Partien mit dieser Stellung. 90% der Weißspieler verlieren mit dieser Zugfolge die Partie, was mit einem Läufer weniger nur verständlich ist. Johannes bleibt ein Lernender und wenn er diese einfachen Fehler im Laufe der Zeit beheben kann, werden aus Zufallspunkten auch richtig erspielte.
Brett 7 Hitzelberger 1
Mir gefällt an Michaels Partien, dass ich sie verstehe. Ich verstehe seine strategische Spielanlage und auch seine taktischen Einfälle und ich finde gut, dass er Mut zur Taktik hat. In dieser Partie geht sein taktischer Mut unter normalen Umständen jedoch nach hinten los. Es ist eine weit verbreitete schachliche Denkweise, linear zu denken: spiele ich das, muss er das spielen und dann spiele ich das. Abgesehen davon, dass man ziehen muss, gibt es aber im Schach keinen Zwang, bestimmte Züge auszuführen. Vergisst man dies, übersieht man Zwischenzüge, Gegendrohungen und dergleichen. In Michaels Partie begann alles mit einem Springerscheinopfer auf c5 mit der Bedrohung eines Turms auf e4 und der Idee, gleich seinen Läufer auf h2 mit Schach nachzuopfern, um dann auf d1 die gegnerische Dame zu gewinnen. Hübsche Idee, aber ein Läuferzug nach g5, der einerseits die Dame d8 bedroht und zugleich die Dame d1 mit dem Turm a1 deckt, hätte zu Springerverlust auf c5 und damit zum Verlust der Partie geführt. Aber heute haben wir einfach Glück mit unseren Gegnern gehabt.
Brett 8 Rademacher 1
Thomas war zum 2. Mal für uns im Einsatz. Seine Partie habe ich nicht gesehen, aber eigentlich gehe ich auch davon aus, dass er potentiell am 8. Brett unterfordert ist. Mit ein wenig mehr Spielpraxis wird Thomas in der nächsten Saison bestimmt etwas höher spielen.