Wolken über Wijk
Trauriger Tag für Levon Aronian nach der Niederlage gegen Magnus Carlsen. Die beiden besten Spieler der Welt trafen schon am dritten Tag in Wijk aufeinander. Um den 21. Zug herum kippte die Stellung beim Kampf der Titanen zugunsten von Weiß. Zeitweilig sah es so aus, als kämpfe sich Levon zurück, er kam zwischenzeitlich wieder unter die Räder, wehrte sich aber nach Kräften.
Nüchtern betrachtet ist noch nichts Dramatisches geschehen, denn mit 2 aus 3 steht Levon sehr gut da. Dieses Duell indessen war das Match der Favoriten. Der Kampf der Titanen, Real gegen Barça. Ein Stolperer zählt viel.
Womöglich war die Partie ohnehin schon schwer zu retten im Sinne praktischer Chancen. Wir aber reden nur von Tendenzen und überlassen den Kommentar dem Kollegen Polzin, der mit Levon Aronian in einer Mannschaft spielt und auch Magnus Carlsen nicht nur vom Wasserballspielen kennt.
Magnus Carlsen - Levon Aronian, Tata Steel Chess, Wijk aan Zee (3), 16. 1. 2012
Kommentar: Rainer Polzin
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Sehr erfreulich verläuft das Turnier für Levons Kollegen Hrant Melkumyan, der in Eriwan eine erstaunliche Durchsetzungskraft demonstriert. Die Konkurrenz ist hart, und erst gestern hat Hrant gezeigt, wie unbarmherzig er es versteht, die Beute auch zu erlegen, die ihm ins Revier kommt. Zwei seiner vier Punkte nach sechs Runden gelangen ihm dabei bislang mit Schwarz. Am heutigen Montag kam es unterdes nicht zum intensiven Kampf. Ein kurzes Scharmützel mit den weißen Steinen, dann war der Punkt geteilt.
Was ist eigentlich das Problem von Schwarz im Slaven? Arme Königsinder müssen mit Schwächen, Raumnachteil und abgeräumten Damenflügeln leben, Tarrasch-Adepten mit zerklüfteten Strukturen im Turmendspiel und überhaupt scheint es, als sei das Paradies in einer Welt, in welcher der Ausgleich das Ideal darstellt, eine Stellung für Schwarz wie nach 14.h3.
Für Weiß war es indessen auch nicht schwer, die Stellung zu halten, was aus unserer Sicht unbedingt akzeptabel ist, schließlich führt Hrant die Tabelle in Eriwan mit einem halben Punkt Vorsprung an. Ein Remis nach einer aufreibenden Partie wie der gestrigen tut da sicher ganz gut.
Runde sechs in der armenischen Meisterschaft hat die Antwort auf das Problem des Schwarzen im Slaven jedenfalls nicht gegeben. Es liegt an Weiß, Komplikationen am Brett zu schaffen, sagte Garri Kasparow einst über das Verhältnis von Weiß und Schwarz im Kampf um die Initiative. In diesem Fall wurde das Gleichgewicht bewahrt.
Hrant Melkumyan - Arman Pashikian, armenische Meisterschaft, Eriwan (6), 16. 1. 2012
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