Springer-Opfertanz auf f5
Schach ist unberechenbar. Umso größer war mein Staunen als mein Gegner Michael Ermitsch beim Duell um den Einzug ins Achtelfinale des deutschen Pokals gegen die kämpferisch, hoch motiviert und über weite Strecken hochkonzentriert angetretene Truppe von SC Oranienburg nach kurzem Nachdenken für seinen der folgenden Diagrammstellung unmittelbar vorausgegangenen neunten Zug, e5 den Vorzug gab.
Es folgte recht schnell 10. g5. Denn Schach ist auch Intuition und Intuition ist aufs Engste mit dem Wiedererkennen von Mustern und Motiven verbunden. Plötzlich fühlte ich mich an eine Position erinnert, die ich knapp 10 Monate vorher vs Martin Gruenter beim Kampf gegen die zweite Mannschaft vom Hamburger Schachklub für die 2. Bundesliga auf dem Brett hatte.
Augenfällig sind die Gemeinsamkeiten in beiden Stellungen. Zwei Züge später sah es bezeichnenderweise in beiden Partien so aus.
Betrachtet man Schach aus der Sicht eines Kunsthistorikers (was ich vom Beruf bin), dann könnte ich diese ästhetisch durchaus ansprechenden „Bildaufnahmen“ mit schönen künstlerischen Kreationen vergleichen. In beiden Fällen musste der Springer auf f5 sein Leben opfern, damit Weiß die Initiative behalten und einen erfolgversprechenden Angriff initiieren kann, in beiden Fällen schaffte Schwarz das Spiel nicht über den 23. Zug hinauszubringen und dies obwohl es einen direkten Weg zum Sieg für Weiß nicht gibt. Wer mehr über dieses Opfermotiv erfahren will, verweise ich ihn auf das entsprechende Kapitel in David LeMoirs „Grundlegende Opferwendungen im Schach“.
Die Partien zum Nachspielen:
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