SFB 3 schlägt Kreuzberg 3
Kreuzberg 3 hatte eine Mission: Aufstieg. Das Gebot von SFB 3 hingegen ist der Klassenerhalt. Diesem ist das Team mit dem 4,5 gegen SCK 3 in der zehnten Runde ein ordentliches Stück nähergekommen.
SF Berlin 1903 3 - SC Kreuzberg 3 4½ : 3½ Kristian Dimitrijeski - Markus Dyballa ½ : ½ Stjepan Kristovic - Jürgen Federau ½ : ½ Fernando Offermann - Mike Pflantz ½ : ½ Martin Kunze - Peter Schnitzer ½ : ½ Erwin Weber - Philip Zeitz 1 : 0 Felix Runge - Michael Cremers 1 : 0 Daniel Tomann - Joachim Kaiser 0 : 1 Thomas Trösch - Robert Plato ½ : ½
Thomas ist unser Glücksfall. SFB 3 hat schon vier Punkte gegen Kreuzberg 3 – zu Saisonbeginn heißer Aufstiegskandidat. Zwei Partien laufen noch, Daniels und Tröschis. Daniels Partie war sehr interessant verlaufen, doch Joachim reißt die beiderseitig verstümmelte Position herum. Das Endspiel von Thomas ist recht taktisch, ein halber Punkt reicht aus, und statt eine Figur zu gewinnen, gibt er kurz vorm Gewinn einfach Dauerschach.
Es war einer dieser „Do or die“-Kämpfe, die dem Team offenbar liegen. Erstaunliche Partien waren dabei. Kristian hatte Markus mehr oder weniger am Kanthaken und es ist Dyballas Könnerschaft geschuldet, dass er mit einem Remis davongekommen ist. Stjepan hatte gegen Fedi offenbar keine Schwierigkeiten und lehnte sogar ein Remis-Angebot ab, indem er gleich danach einen Antwortzug ausführte. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass sich Stjepan nicht verpflichtet fühlte, sich mit einem Teamkollegen über seine Entscheidung zu beraten. Nach der Partie sagte er, dass er in dieser Übergangsphase von Mittelspiel ins Endspiel sogar besser stand, wenn nicht sogar auf Gewinn. Ich hatte es anders gesehen.
Ich hatte eine Benoni-Stellung auf dem Brett, die ich zuletzt vor zwei Jahren auf dem Schirm gehabt hatte. Ich wusste, dass die Variante sehr gut spielbar ist für Schwarz und Van Wely mit Weiß damit verloren hatte, doch an die Einzelheiten – also die genaue Schrittfolge, hätte ich mich herantasten müssen. Trotzdem ist das nicht undenkbar, denn die Stellung ist sehr konkret (siehe die Anmerkung unten). Mike fühlte sich am Morgen nicht fit und bot deshalb im 10. Zug die Punkteteilung an. Er ist ein guter Spieler, und glücklicherweise war Lars noch da. So konnte ich ihm erklären, dass ich mich nicht wirklich auskenne und ein Remis akzeptabel fände. So stand es nach 15 Minuten 0,5:0,5 in der Gesamtwertung. Heute, da ich mir die Stellung wieder vornehme, kann ich sehen, dass auch Weiß mit einem halben Punkt zufrieden sein kann. Ist man nämlich gezwungen, die Position mit Schwarz zu spielen, dann geht das auch.
An Brett vier sah es nach dem Damentausch nach Shake Hands aus. Martin hatte an diesem Tag offensichtlich nichts gegen einen halben Punkt. Gerade wir beide, die wir am Anfang losgestoben waren, machen jetzt einen auf Plain Sailing. Eine etwas fahrlässige Eröffnungsbehandlung hätte Peter in merkliche Schwierigkeiten bringen müssen. Einmal konnte Martin De4-c6 in einem Quasi-Rubinsteinfranzosen mit dem c-Bauern auf c7 die Koordination des Schwarzen erheblich stören, dann konnte er statt des Damentauschs besser mit Db7-a6 auf den weißen Feldern der verwaisten schwarzen Fianchettostellung spielen. Aber Peter ist eigentlich ein ordentlicher Spieler und beide steuerten das Remis nach dem Damentausch auch zielsicher an.
Erwin hatte keine größeren Probleme und spielte The Big Clamp mit vertauschten Farben gegen Philip. Dieser konnte die Partie offenbar nicht richtig ernst nehmen und fand sich schließlich mit einer schwarzen Idealstellung konfrontiert. Weiß konnte am Damenflügel nicht viel erreichen, Schwarz hingegen beorderte alles, was nicht rechtzeitig auf die Bäume kam, zum Angriff. Eine tolle Leistung von Erwin!
Felix musste offenbar einige ungemütliche Momente überstehen, in denen es Michael unterließ, ein paar strenge Maßnahmen zu ergreifen. Die Stimmung war offenbar easy bei den favorisierten Kreuzbergern, und das kam uns ganz gelegen. Als Felix jedoch die Initiative gepackt hatte, ließ er sie auch nicht wieder los. Klare Stellung, kein Gegenspiel. Schluss. Hut ab!
Daniels Partie fand ich toll. Hab nichts verstanden, aber die Härte war erstaunlich. Achim ist kein ängstlicher Spieler, Daniel offenbar auch nicht, und an einer Stelle war irgendwas mit ...Lg5 gut, es hatte was mit f2-f4 zu tun. Das ganze hatte aber deutlich etwas von Russischem Roulette, und auch wenn Daniel die Partie verlor, so war das keine von diesen Positionen, die einen als Zuschauer beunruhigen. Schließlich hatte Daniel schon zuvor gezeigt, dass er überlegt und nervenstark spielen kann. Passiert.
Thomas schließlich war der Mann in Schwarz, der zum Schluss übrig bleibt und alles klar macht. Robert war nicht zu beneiden, brauchte Kreuzberg doch unbedingt noch einen ganzen Punkt, um das 4:4 zu sichern. In einem taktischen Endspiel mit einem Turm- und Springerpaar setzte Robert auf freie Damenflügelbauern, Thomas hingegen auf Königssicherheit, freiem h- und d-Bauern. Offenbar hatte Schwarz mit den freien Damenflügelbauern auf die falschen Pferde gesetzt. „Die kommen nicht weit.“ Und so war’s dann auch.