SFB 3 besiegt den Tabellenführer
Die Schachfreunde gewinnen gegen Rotation Pankow und festigen einen guten dritten Platz in der Landesliga-Tabelle.
Alexander Kurz - Roland Boewer 0 : 1 Florian Sebe - Christian Düster ½ : ½ Frank Niehaus - Olaf Müller ½ : ½ Kristian Dimitrijeski - Patrick Werner ½ : ½ Fernando Offermann - Dominic Freyberg 1 : 0 Utz Lachmann - Martin Weber 1 : 0 Alexander Bandow - Marco Miersch 1 : 0 Lars Hein - Wilfried Stiemerling 0 : 1
Auf dem dritten Platz gingen die Schachfreunde in die Winterpause, auf dem dritten Platz geht es weiter. Mit einem 4½:3½-Erfolg gegen die favorisierten Rotationer ist nicht nur der Tabellenplatz gefestigt - Pankow musste auch die Führung an Queer Springer abgeben.
Ganz gut, dass keine Sportwetten in der Landesliga gemacht werden, denn dass die Schachfreunde gerade den Kampf an der unteren Hälfte gewinnen, hätten nicht viele erwartet, schließlich ist Rotation gerade dort gut aufgestellt. Dieses Mal lief es jedoch anders, und besonders erfreulich für die Schachfreunde ist der Punkt von Alexander Bandow gegen Marco Miersch.
Weiß stand in einem Lb5-Sizilianer eigentlich ganz aussichtsreich: Entwicklungsvorsprung, bessere Königsstellung, aktives Figurenspiel, doch unverhofft gab es mit einem Mal wenig Felder für die weiße Dame.
Alexander Kurz hatte eine vielversprechende Stellung an Brett 1. Leider stellte er einen wichtigen Bauern ein, und Roland ließ sich nicht lange bitten. Frank operierte elastisch an einem h3-Königsinder, nahm aber ein frühes Remisangebot des Gegners an. Kristian wählte eine solide, aber etwas harmlose Variante gegen Patricks Grünfeld-System, doch als es dann um die letzten Bauern am Damenflügel ging, war Schwarz zur Stelle und in einer aseptischen Stellung wurde das Remis besiegelt.
Dominic wählte im Sizilianer wie zu erwarten ein geschlossenes System mit keilartiger Ausrichtung, ich spielte aus der Flanke, öffnete die Stellung aber zu früh mit erheblichen Entwicklungsnachteil. Die Analyse zeigte, dass Weiß daraus eine bequeme Stellung hätte erzielen können, doch nach dem Übergang ins Mittelspiel blieb Weiß auf einer fragwürdigen Position sitzen. Allerdings zeigte ein weiterer Blick, dass Schwarz doch nicht allzu viel falsch gemacht hatte.
Wir fragten uns bei der Analyse, ob Weiß anstelle des langsamen 13.a2-a3 nicht besser 13.d3-d4 hätte spielen sollen. Unsere Variante ging so: 13.d3-d4 e5-e4 14.Sf3-e5 c5xd4 15.c3xd4 und aus irgendwelchen Gründen erst 15...Dd8-b6?! - dieser Zug ist nur scheinbar aktiv, weil nur 16...Sd7xe5 droht. Weiß steht dann sehr gut nach 16.Se5xd7! (Statt 16. Dd1-a4, wie wir ursprünglich dachten, bis ich den Ausgleichszug 16...Db6-b5= fand) 16...Sf6xd7 17.Se2-f4! Ld5-b7 18.Tf1-e1 Sd7-f6 19.Lc1-e3 und Weiß steht komplett überlegen. Schwarz sollte jedoch nicht so früh die Dame ziehen: 13.d3-d4 e5-e4 14.Sf3-e5 c5xd4 15.c3xd4 und jetzt 15...Ld6! mit zwei Möglichkeiten: A) 16.Dd1-a4 0-0 17.Se5xd7 Sf6xd7 18.Se2-f4 Sd7-b6 19.Da4-d1 Ld6xf4 20.Lc1xf4 Tf8-e8 und meiner Ansicht nach kämpft Weiß um den Ausgleich. B) 16.Se2-f4 Ld5-b7 17.Se5-c4 (ein häufiges Motiv in der Analyse - Dominic hatte den Tausch des Springers gegen den Läufer angestrebt)17...Dd8-c7 18.Sc4xd6 Dc7xd6 und die Stellung ist im Gleichgewicht.
In der Partie jedoch hatte Schwarz hatte mehr als bequemes Spiel und lehnte ein Remis-Angebot an dieser Stelle nach 22.Lc1-e3 ab: Interessanterweise ist an dieser Stelle 22...Lb4-c5 ein sehr guter Zug, denn 23.Sc3-a4 verschlechtert die weiße Stellung nur. Im weiteren Verlauf der Partie kam Dominic später in Zeitnot, nahm einen Bauern mit, gab die Initiative jedoch ab, doch die Stellung war ohnehin schlecht. Als er für mehr als zehn Züge noch weniger als fünf Minuten hatte, fiel im Finale erst ein wichtiger Bauer und schließlich ein Turm.
Utz hatte gegen den Guimard-Franzosen mit frühem Sc6 zu tun, und es scheint, als hätte Martin Weber die Stellung bereits in der Eröffnung gegen den Strich gebürstet. Als sich die schwarzen Figuren noch gegenseitig auf den Füßen herumstanden, war das Zentrum schon vorteilhaft geknackt.
Dann hieß es auf einmal: „Wir haben schon vier Punkte!“ Zwei Partien waren noch offen, und ein halber Punkt schien machbar. Lars an Brett 8 und Florian am Brett 2.
Die Partie von Lars endete tragisch. Ein gewonnenes Mittelspiel verwandelte sich zum Alptraum für Weiß. Doch selbst da blieben noch einige Zuschauer optimistisch, aber die Zuversicht glich eher einem Wunschdenken. Schade, schließlich war es nicht klar, wie sich Schwarz aus diesem Mittelspiel hätte retten sollen. Dann blieb es (mal wieder) an Florian, den Ausgang zu bestimmen.
Sein schwieriger und schwerblütiger Schotte gegen Christian war was für Erwachsene, und da beide Spieler recht selbstbewusst zur Sache gingen, kamen beide mit allen Schikanen. Florian verpasste im Mittelspiel eine vorteilhafte Abwicklung, doch im Endspiel ging es weiter. Pankow brauchte noch einen halben Punkt, doch das Leichtfiguren-Endspiel war für Florian mit Weiß kaum zu verlieren. Beide blieben bis zum Schluss äußerst konzentriert, doch dann war es vollbracht: An Brett zwei gab es das Unentschieden - 4½ Punkte für die Schachfreunde!
Hinterher noch ein wenig feiern im Lokal nebenan, Grund genug gab es ja! Erstellt: 17.1.2010 18:52:48 Update