Saisonfinale in Dortmund
Sonntag, den 15. April, Schachfreunde Berlin gegen Dortmund
15:00 Der Kampf ist nun auch ofiziell zuende,3:5 ist das Endergebnis. Nach einer tollen Saison gab’s zum Abschluss noch einmal kräftig etwas auf die Finger, heute war es ein verdienter Sieg von Dortmund. Fazit: Reisen nach Dortmund sind aus sportlicher Sicht heutzutage nicht empfehlenswert. Ein Saisonresümee gebührt sicher noch ein eigener Artikel. Ich wünsche allen Schachfreunden im engeren wie weiteren Sinne einen schönen Sonntag.
14:10 Es gibt Mannschaftskämpfe, die zu kommentieren keine große Freude machen. Ein probates Mittel in solchen Fälen ist es, den Kampf einfach zu verschlafen, so auch heute. Als ich soeben wieder erwachte, und einen vorschlafenen Blick auf den Bildschirm warf, stand es 4:2 gegen uns! Was war geschehen. Zuerst erwirschte es Dennes, der sich sein Saisonergebnis nach so einer fulminanten Saison mit zwei Niederlagen sicher anders vorgestellt hat, später kam dann Peter gegen Hedinn Steingrimmson unter die Räder und die übrigen Partien endeten, teilweise etwas glücklich, remis.
12:30 Hoch her geht es in der Partie zwischen Mikael und Patrick Zeibel am siebten Brett, in der allerdings die besseren Karten eher auf Dortmunder Seite zu liegen scheinen, dennoch: die Stellung ist sehr von taktischen Motiven geprägt und auch gestern hatte ja Mikael in komplizierter Stellung die Nase vorn.
12:00 Nachdem mir des Nachts in meinen Fieberträumen immer wieder ein Bauer auf h5 erschienen ist, kam mir mein Artikel zum Hovhannisyanschen h7/h6-Dilemma wieder in den Sinn. Gestern war es also das Hrantsche h5-Dilemma (Fortsetzung auf der h-Linie folgt). Ich habe mir die Partie daraufhin schweißgebadet noch einmal angeschaut und in der Tat ist Schwarz gezwungen, sich in das Dauerschach zu fügen. Sollte Schwarz versuchen, tollkühn mit dem König über g6, f5 und e6 zu entfliehen, verliert er gar noch die Partie. So aber ergab es eine sehr unglückliche Niederlage. Ausgangspunkt des heutigen Kampfes ist der 9. Tabellenplatz und der von Rainer erträumte fünfte Rang in weiter Ferne. Wir treten in unveränderter Aufstellung gegen Dortmund an, denen der gestrige Sieg gegen unseren Reisepartner Hamburg sicher Auftrieb gegeben hat. Nach zwei Stunden Spielzeit ist jedenfalls noch alles offen.
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Samstag, den 14. April, Schachfreunde Berlin gegen Wattenscheid
Voller Freude hatte ich mich schon auf eine Fahrt in die - Robben sei Dank - mutmaßliche Residenz des nicht nur amtierenden, sondern neuen deutschen Meisters eingestellt, da kam mir ein Bazillus in die Quere und ich rede jetzt nicht vom äußerst resistenten bacillus hiphoperitis (eh peopelz!). Stattdessen sitze respektive liege ich in heimatlichen Gefilden, mit einer äußerst seltenen Aufgabe ausgestattet, das vermutlich beste Saisonergebnis der Schachfreunde seit Bestehen der Schachbundesliga zu begleiten - welch ein Pathos! Mein Arzt, würde ich ihn konsultieren, hätte mir bei meinem Zustand von aller möglichen Aufregung abgeraten und zugegebenermaßen wäre das Unterfangen in früheren Spielzeiten nachgerade lebensgefährlich (Sb3 !), aber in dieser Saison ist ja alles anders.
Heute geht es also gegen Wattenscheid, die vorsichtig formuliert, nicht mit der besten Aufstellung in das letzte Wochenende der Saison gegangen sind. Die ersten Bretter sind allesamt nicht am Start, Vitiugow, Najer, Macieja, Bartel, Czarnota, Rustemov. Stattdessen ist mit Setznummer 5, 8, 10, 12, 14, 15, 16, 17 ein rein deutsches Team angetreten, durchaus ungewöhnlich!. Die Schachfreunde hingegen sind nicht in bester, aber doch starker Besetzung angetreten. Martin Krämer ist nicht mit von der Partie, dafür hat Mikael Agopov (dummerweise ohne Vereinskleidung, also quasi nackt, denn eine Rettungsaktion des SEK - Schachfreundeeinsatzkommandos - mit Hubschraubern scheiterte in letzter Minute) seinen ersten Einsatz in dieser Saison und der Geist Aronjans schwebt ohnehin über dem ganzen Team: An. 1. Hrant Melkumjan, 2. Peter Michalik, 3. Arnd Lauber, 4. Ilja Schneider, 5. Rainer Polzin, 6. Lars Thiede, 7. Mikael Agopov, 8. Dennes Abel. 19654 Elopunkte (Wattenscheid) stehen 19865 (Schachfreunde) gegenüber, also 26 Punkte Unterschied pro Brett zu unseren Gunsten, das reicht zwar nicht, um von einer Favoritenrolle zu sprechen, aber es ist doch eher die Seltenheit, zumal in dieser Saison, in der viele Mannschaften ja hochgerüstet haben. Dass das allerdings ja kein Automatismus auch für ein gutes Abschneiden ist, dafür spricht der Verlauf der gesamten Saison, und das zeigt auch das herausragende Abschneiden der Berliner Teams, denn auch Tegel kann auf eine fulminante Saison zurückblicken, auch wenn es vermutlich für den Klassenerhalt nicht ganz reichen wird. Für die Schachfreunde hingegen würde ein heutiger Sieg bedeuten, Wattenscheid in der Tabelle zu überholen, denn nur ein einziger Punkt trennt die beiden Mannschaften: Also für Spannung ist definitiv gesorgt und wie hochmotiviert das Team um Homie Rainer ist, zeigt sich schon an dem Umstand, dass die Mannschaft bereits am Freitagabend den Weg nach Dortmund gefunden hat.
15:41 aus Berliner Sicht gibt es noch wenig zu berichten, dafür zeichnet sich in einer hochrangigen Partie von Markus Ragger (Solingen) gegen Maxime Vachier-Lagrave (Mülheim) ein Debakel nach bereits 15 Zügen ab:
Dass ein 2715-Spieler so schnell unter die Räder gerät, ist eher eine Seltenheit, zumal sie offenkundig mehr nach einem Rechenfehler (Bxd4) und weniger nach einer Hausvorreitung des Österreichers aussieht.
Hochinteressant ist auch der Umstand, dass im Spitzenkampf Anand (Baden-Baden) mit den schwarzen Steinen gegen Sergei Tiviakov (Eppingen) eine äußerst unangenehme Stellung zu verteidigen hat.
Anand ist am Zug; es wird interessant sein zu beobachten, ob der Weltmeister diese Stellung noch wird halten können, ich vermute, das es ihm nicht gelingen wird. Ungewöhnlich, dass nahezu 40 Züge schon nach zweieinhalb Stunden Spielzeit erreicht sind. Anand gilt ja gemeinhin als schneller Spieler, aber schnell spielen um in einer solchen Stellung zu landen, kann nicht das Ei des Kolumbus sein, Gelfand wird’s freuen.
17:24 Meine Aufmerksamkeit galt die letzte Stunde zwei dramatischen Berliner Partien. Die eine betraf Hertha BSC Berlin, die einen 2:0-Rückstand gegen Leverkusen aufholten, einen Spieler mit roter Karte verloren, dann noch in Unterzahl mit 3:2 in Führung gehen, um dann kurz vor der Zielgerade noch den Ausgleich zu kassieren. In der anderen war dem Berliner weniger Glück beschieden: die Partie von Dennes, der mit Schwarz gegen Timo Sträter in eine schwierige Lage geriet und dem weißen Angriff nach einigen ungenauen Fortsetzungen nichts mehr entgegensetzen vermochte. Damit geht Wattenscheid mit 1:0 in Führung, und es bleibt zu hoffen, dass Dennes durch diese Niederlage seine IM-Norm nicht in Gefahr bringt (siehe den Bericht von Rainer zu den Normchancen unserer Mannschaft).
17:34 In kurzer Zeitspanne ergaben sich drei Remisentscheidungen: Peter spielt remis gegen Ralf Appel, hatte aber im 21⁄22. Zug kurzfristig deutlichen Vorteil, den er aber nicht nutzen konnte, mehr dazu gleich.
Arnd trennt sich gegen Frank Holzke friedlich, das Turmendspiel ist ausgeglichen, was auch für die Partie von Ilja gilt, der gegen Florian Handke mit den schwarzen Steinen ein ungefährdetes Remis erreicht.
17:42 Nachtrag: Erwartungsgemäß hat Vachier-Lagrave seine Partie verloren, aber auch Anand muss kapitulieren! Überhaupt scheint sich es im Spitzenspiel zwischen Eppingen und Baden-Baden eine große Überraschung anzubahnen. Vallejo Pons überspannt den Bogen gegen Peter Acs und ist nunmehr in einer aussichtslosen Position.
17:48 unser Kampf nimmt keinen guten Verlauf. Rainer findet in Zeitnot nicht die richtigen Züge und muss wenig später kapitulieren, damit geht Wattenscheid mit 3,5 zu 1,5 in Führung.
Nun ruhen die Hoffnungen der Schachfreunde auf Mikael, der - in gegenseitig dramatischer Zeitnot - eine vorteilhafte Stellung hat, aber ob Hrant und Lars, beide mit leichten bis minimalen Vorteilen den Rückstand egalisieren können, bleibt fraglich.
17:58 Lars hat gute Nerven und bringt seine Freibauern auf der c-Linie weit nach vorne, mit großen Chancen, diese Partie für sich zu entscheiden.
18:00 Schönes Finale also von Lars, sein Gegner streckt die Waffen, damit nur noch ein Rückstand von 2,5 zu 3,5. Aber leider lässt sich das nicht von Mikaels Partie sagen. Der Vorteil (zeitweilig 3.83 Houdini) ist gewichen (0.60) , aber die Stellung ist noch sehr komplex.
19:00 Schachlich sicher nicht die beste, aber dafür mit Sicherheit die spannendste Partie ist der Kampf zwischen Mikael und Benjamin Tereick, aber glücklicherweise hat Mikael Nerven bewiesen. Seine Freibauern machen nun das Rennen und der Ausgleich zum 3,5 zu 3,5 ist in greifbarer Nähe.
kurz vor 20:00 Nach gut 6 Stunden fällt mir auf, dass Hrant am ersten Brett ja mit den weißen Steinen und nicht mit Schwarz spielt, also seit geraumer Zeit immer leicht schlechter steht!!!!!!! (Satzzeichen sind keine Rudeltiere!!!!!!!) „Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche“, höre ich sie schon höhnen... Glücklicherweise zeigt mir just zum Zeitpunkt des Gewahrwerdens der großartige Houdini 0.00 an, was ein 4:4 wahrscheinlich macht.
Während die Partie von Hrant gegen Bogner vor sich hinplätschert, verbleibt Zeit für ein kurze Umschau: Baden-Baden lässt einen Punkt gegen Eppingen sausen, Katernberg gerät überraschend gegen Remagen unter die Räder und kann mit 15 Punkten noch von uns (14 Punkte) eingeholt werden. Hockenheim verliert klar gegen Trier (15 Punkte) und hat nun ebenfalls 14 Punkte. Im Kampf um den Abstieg, der vor der heutigen Runde eigentlich schon entschieden war, wird es nun doch noch einmal spannend, denn sowohl Hamburg als auch Emsdetten (gegen Dresden) mussten heute eine Niederlage einstecken. Hamburg zumal noch gegen unseren morgigen Gegner Dortmund, der nun mit einem Sieg gegen zu Emsdetten und Hamburg aufschließen würde, vorausgesetzt, dass beide Mannschaften - Emsdetten und Hamburg - keinen Punkt erzielen. Dasselbe gilt natürlich auch für Dresden!
Während ich diese Zeilen schreibe, hat sich die Computerbewertung merklich zu unseren Ungunsten verändert, ich beginne langsam von normaler Atmung zur Schnappatmung überzugehen, Torfatmung ist in greifbarer Droh-Nähe und das, was ich noch im vorigen Absatz geschrieben hat, ist nunmehr Makulatur! Hrant hat das Dauerschach verschmäht und das hat Bogner bitter gerächt. Der Gewinnversuch mit 66. h5 macht die Lage schwierig und nach wenigen Zügen später ist die Niederlage gegen Wattenscheid besiegelt. Hier das Drama noch einmal zum Nachspielen:
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