Europapokal Runde 2-4: Auf und Ab
(Jan Sprenger aus Porto Carras)
Das “Schweizer Jojo” ist für Teilnehmer an offenen Turnieren ein bekanntes Phänomen. Beim Europapokal wird allerdings ein komplett wahnsinniger Feinwertungs- und Paarungsmechanismus verwendet, der alle Erwartungen an die Gegner auf den Kopf stellt. Rainer erklärt die Details beim nächsten Vereinsabend. Obere Hälfte? Ja vielleicht, aber wenn man in der 1. Runde “nur” 5-1 gewonnen hat, muss man in der zweiten Runde vielleicht trotzdem gegen einen Stärkeren. (Kleiner Hinweis: die Brettpunkte sind nicht die Feinwertung!) Das war bei uns das Team von Obiettivo Risarcimento (Padua): vier italienische Großmeister plus Wang Hao, Leko, Vallejo und Granda Zuniga an den ersten vier Brettern. Es kamen aber nur zwei von ihnen (Wang Hao, Granda) zum Einsatz.
(Viel Grübeln im Turniersaal in Runde 2)
Der Kampf war deutlich; wir sahen keine Schnitte. Ich stand am Spitzenbrett nach der Eröffnung schlecht (Minusbauer mit unzureichender Kompensation), konnte mich aber später fangen, Gegenspiel kreieren und die Partie in den Remishafen steuern. Dennes opferte gegen Granda mutig einen Bauern, aber nach einem ungenauen Zug kippte die Partie und wenig später war es 0-1. Im Duell zweier Schachfreunde setzte Daniele Vocaturo unseren Marco matt; ein sehr eindrucksvolles Zusammenspiel von Dame und Springer. Daniele ging davon aus, dass ich für LSG Leiden spielen würde und hörte erst um 12 Uhr, dass er gegen Marco spielen musste (ich hatte in der ersten Runde nicht gespielt…). Dann wollte er eigentlich 1. d4 spielen, entschied sich letztlich aber doch für den Königsbauern. Und fegte Marco vom Brett, als ob es ein Kinderspiel sei. Die untere Bretthälfte lief auch nicht wirklich gut: Rainer und Henrik kassierten relativ klare Niederlagen (wobei “Rudi” noch eine Remischance im Endspiel hatte). Arnd spielte remis. Sein Gegner hatte im Mittelspiel inkorrekt eine Figur geopfert, aber Arnd gab das Kompliment wenig später zurück und die Partie endete remis. 1-5. Nicht gut.
Runde 3
(Ein kurzes Video zu Runde 3)
Am Folgetag war Revanche gegen die Niederländer von MuConsult Apeldoorn angesagt, zumal die deutsche Fußballnationalmannschaft am Vortag in Amsterdam 3-0 verloren hatte. Das glückte einigermaßen. Zwar verpasste Dennes in einem scharfen Katalanen mit heterogenen Rochaden eine glänzende Chance und hatte am Ende das Nachsehen, aber die Weißbretter schlugen durch. Marco überführte seine Dame von c2 via e4 nach h1 und blies danach zur entscheidenden Kavallerieoffensive, Alex zerstörte einen Philidor im Mattangriff und ich fing eine schwarze Dame auf e4. Da auch Arnd nach spannendem Eröffnungsverlauf gewann, konnte wir am Ende ein ungefährdetes 4,5-1,5 verbuchen (Henrik remis).
Runde 4
(Ein paar Eindrücke von Runde 4: Zu Beginn des Videos sind auch einige Berliner Spieler zu sehen)
Aufgrund der Unwägbarkeiten des Paarungssystems wurden wir wieder gegen eine starke Mannschaft gelost, die Russen/Sibirier von Molodezhka, Nummer 7 der Startliste. Aussprache erklärt Martina beim nächsten Vereinsabend. Der zweite oder dritte Anzug des russischen Nachwuchses, aber alles Großmeister mit ca. 2600 (und mit Daniil Yuffa auch ein sehr begabter Pianist), plus zwei junge IMs im schulpflichtigen Alter. Kapitän Potkin, immerhin auch ein Großmeister mit knapp 2600 Elo, pausierte und überließ den Jungen das Feld. Diese machten keine Gefangenen: 5,5-0,5! Eine Demütigung. Im Schnelldurchlauf: Ich vergurkte die Eröffnung in einer Najdorf-Zugfolge, die ich nicht kannte. Spätere Remischancen wurden nicht genutzt, aber es war alles schwierig. Dasselbe Eröffnungsdesaster passierte Alex mit Schwarz gegen den “Tromp”. Auch bei Henrik lief der Partieanfang schief, aber er fing sich und hatte später ausgezeichnete Remischancen, die er leider nicht nutzte. Marco spielte gut, stellte die bis dahin gleichstehende Partie aber bei knapper Zeit ein. Arnd verlor relativ glatt (denke ich). Rainer sorgte für einen halben Punkt mit einem Remis aus der Position der Stärke (Mehrbauer).
Mit der Runde 5 endet das Schweizer Jojo für die Schachfreunde: mit Werder Bremen wartet ein etwa gleichwertiger Gegner und ein spannendes innerdeutsches Duell!
Kommentieren