Rainer Dambach 1952 - 2013
Lieber Rainer,
seit Freitag, 22.11.2013, müssen wir damit klar kommen, dass Du nicht mehr unter uns bist, nicht mehr mitten drin bei den Schachfreunden Berlin. Ist das vorstellbar? Nein! Aber leider ist das nicht die Frage, das Schicksal hat anders entschieden.
Ein Mann wie ein Baum. Ein Krawattenträger? Nein, Du kamst mit offenem Hemd und aufgekrempelten Ärmeln daher. Ein Macher, ein Entscheider, ein Gestalter und ein Visionär.
Was wären die Schachfreunde ohne Dich? Irgendeiner von vielen, vielen Vereinen, nicht aber das was sie jetzt sind.
Als der Verein am Boden war, hast Du ihn von Grund auf erneuert. Auf Jugend gesetzt. Und das sehr, sehr erfolgreich.
Für viele von uns bist Du die entscheidende Person gewesen, für viele vielleicht auch eine Vaterfigur. Denn Du warst nicht nur Antreiber, der Leistung gefordert hatte, sondern auch Kumpel, Ansprechpartner in allen Lebensfragen. Der Mensch stand bei Dir immer im Mittelpunkt, nicht der Schachspieler.
Du hast viele von uns motiviert und mitgezogen. Wer sich einmal auf Dich eingelassen hatte, den hattest Du eingenommen. Sie war nicht immer leicht die Zusammenarbeit. Aber das war gut so, denn aus dem Disput entstehen neue Ideen. Du hast uns gefordert, aber vor allem auch Dich selbst. Stillstand gab es nicht.
Im Schwäbischen aufgewachsen hat es Dich in jungen Jahren nach Berlin verschlagen. Nicht immer leicht dieser Wechsel von der beschaulichen Kleinstadt in die quicklebendige Großstadt. Doch Du bist hier schnell heimisch geworden, hast die Lebendigkeit aufgesogen und gelebt, die Möglichkeiten erkannt, was hier alles machbar ist. Du bist zu einem Berliner geworden, zu einem Neuköllner. Und Du hast hier Waltraud gefunden, mit der Du ab sofort Dein Leben geteilt hast, neben dem mit den Schachfreuden.
Dabei hast Du nie vergessen, woher Du kommst. Die Natur blieb immer wichtig für Dich. Zuerst der Schrebergarten als Rückzugsgebiet, dann in den neunziger Jahren das wunderbare Haus mitten drin in der Natur in Mecklenburg-Vorpommern.
Doch wer glaubte, Du würdest Dich dort zur Ruhe setzen, der wurde schon bald eines besseren belehrt, wenn er es denn überhaupt jemals geglaubt hatte. Plötzlich warst Du mitten drin in der Politik. Als einzelne Person, eben als Rainer Dambach, hast Du es als Einzelkandidat mit der Regierungsmehrheit in der Stadt Pasewalk aufgenommen und wurdest zum Bürgermeister gewählt und vor drei Jahren wieder gewählt. Da warst Du wieder der Kämpfer, der Idealist, der Menschen mitnehmen und gewinnen konnte.
Auch wenn Dein Lebensmittelpunkt nun nicht mehr Berlin war, die Schachfreunde waren es geblieben genauso wie Du Deine Altbauwohnung in Neukölln behalten hast. Deine letzte Initiative im Verein war die Gründung der sechsten Mannschaft, eine Mannschaft der Ehemaligen und derjenigen, die sich allmählich im Verein zur Ruhe setzen wollten. Auf der Feier zu Deinem Sechzigsten hast Du sie alle wieder motiviert. Warum nicht, hieß es, und viele waren plötzlich wieder da, die rund zwanzig Jahre nicht mehr Schach gespielt hatten, aber aus der guten alten, wilden Neuköllner Zeit stammten. Selbst mich hast du mit dieser Idee wieder ans Schachbrett gebracht.
Lieber Rainer, du bleibst bei uns, mitten drin im Verein, wo immer Du jetzt auch bist! Jeder von uns hat seine ganz persönlichen Erinnerungen an Dich, seine ganz speziellen Erlebnisse mit Dir. Die bleiben für immer bei uns, damit bleibst Du ein Teil von uns.
Unsere Gedanken sind auch bei Waltraud, die nun ohne Dich das Leben meistern muss und bei deiner Familie.
In tiefer Trauer Dein Jörg, stellvertretend für die Schachfreunde Berlin
Fotos: Dalibor Milenkovic
Harald Keilhack - 25. April 2014
Stolpere gerade - betroffen - über diese Zeilen!
Rainer war schon eine Persönlichkeit, als ich selbst meine ersten Schritte in der Schach„welt“ machte! Dabei war er zu diesem Zeitpunkt selbst gerade erst dem Jugendalter entwachsen. Er formte bereits den schwäbischen SV Marbach zu einem Spitzenclub, 2. Bundesliga und die regional mit Abstand stärkste Jugend. Schade - aus meiner Sicht - dass er so schnell in Richtung Berlin entschwand, ebenso wie Siggi Weber.
Habe natürlich auch menschlich nur die besten Erinnerungen an ihn, er war stets interessiert, usw.
Sebastian Müller - 17. Dezember 2013
Zuletzt habe ich dich (für mich überraschend) bei einem der letzten Politkerschachturniere gesehen.
Mensch, was gab es früher für „Schlachten“ mit den Neuköllner Jugendlichen.
Erst habe ich die auf Seiten von Lasker mitbekommen, dann mit der Tegler Truppe.
Und so manches Mal haben wir da leider den Kürzeren gezogen.
Das war wohl vor allem ein Verdienst von dir Rainer !
Ich danke dir dafür !
Ein Hoch auf die Struktur der Jugendförderung die du da aufgebaut hast.
Das ist etwas was nicht nur für eine Saison vorhält, sondern Auswirkungen für viele Jahrzehnte hat.
Ich ziehe meinen Hut.
Waltraud Gundlaff - 15. Dezember 2013
Hallo liebe alte Freunde,
ja, ich mußte Rainer häufig mit Euch teilen. Und das machte mich nicht immer glücklich. Ich spürte aber seine unbändige Kraft und seinen Willen, sich einzubringen, in eine Aufgabe, die ihm Freude machte. Ich lernte ihn in unserer ersten Studienwoche kennen und fand, dass „der Typ“ gut ausschaute und wunderschönes, langes Haar hatte. Deshalb fiel er mir, vor nun mehr 36 Jahren, auf. Interessant fand ich ihn, weil ich ich nicht verstand. (O, diese Schwaben!!) Das war dann der Beginn einer wundersamen Freundschaft. Nicht ganz so wie in „Casablanca“, aber durch dick& dünn sind wir auch gegangen. Im Bereich Schach gingen wir gemeinsam durch Jugendschach, Grünes Band, Meisterschaften, Meisterturniere. Die Erinnerungen sind schön. Schade, dass es jetzt nur Erinnerungen sind. Ich hoffe aber, dass die 5 (?) Mannschaft, die alten Kämpen, weiter machen. Keine Feigheit vor dem Tod! Rainer wäre es nicht recht, wenn ihr nicht weiterspieltet. Sein wahrhaft letztes Spiel ging großartig aus: 8:0! Ich kann nur schreiben: weiter so!
Ich grüße auch ganz, ganz herzlich von Rainers fast 90-jährigen Mutter. Die liebe, traurige Alte war sehr gerührt, Eure Einträge zu lesen.
Es grüßt Euch aus Spiegelberg
Waltraud , Rainers Gefährtin und Frau
Sebastian Schuran - 1. Dezember 2013
Ich bin schockiert und kann es gar nicht glauben das Rainer nicht mehr da ist! Ich habe ihn schon seit einer Weile nicht mehr gesehen, zuletzt an einem BMM-Spieltag der letzten Saison. Seit ich 1987 bei den SF Neukölln eingetreten bin hat mich Rainer begleitet, mir schachliche Ratschläge gegeben und mich motiviert wenn ich gezweifelt habe. Ich erinnere mich noch wie uns damals als Jugendlich am BMM-Sonntag oft eingesammelt hat und wir zum Mannschaftskampf gefahren sind. Er hat die SF Neukölln mit seiner Energie und seiner Zielstrebigkeit in eine sehr erfolgreiche Vereins Phase geführt und stand für uns damals als Jugendliche stellvertretend für die SF Neukölln. Du wirst nicht vergessen werden Präsident und vielen Dank für die schönen Momente.
Rainers Angehörigen spreche ich mein herzlichste Beileid und Mitgefühl aus
Eberhard Mumme - 1. Dezember 2013
An einem Dienstag im September 1989 kam ich zum ersten mal nach Neukölln zu den Schachfreunden, damals, selbst ganz neu in Berlin und auf der Suche nach einem Schachverein, um einen alten Schachfreund aus Göttingen zu treffen. Der spielte aber gerade eine lange ernste Partie. Ich wollte mich gerade wieder auf den Weg machen - schließlich fand ich Neukölln wegen der Entfernung von meinem Wohnort nicht gerade attraktiv -, da sprach mich Rainer in seiner unnachahmlichen, unwiderstehlichen Art an, ob ich nicht an einem Blitzturnier teilnehmen wolle. Kurz entschlossen ja gesagt - und wenig später war ich Mitglied der Schachfreunde Neukölln. Schon an diesem Abend konnte ich erkennen, worin Rainers Verdienst um die Schfreunde bestand: seine jedem Einzelnen zugewandte Art, sein Humor, aber auch sein Ehrgeiz, vor allem bezogen auf das Wohlergehen seines Vereins. Dieses Engagement habe ich die ganze Zeit seiner Zeit als Präsident der Schachfreunde immer wieder geschätzt und bewundert. Und auch nach seinem Rückzog aus der vordersten Linie des Vereins wurde sein Interesse am Weiterleben des Vereins und seiner Mitglieder nicht geringer.
Es wird schwer sein, die von ihm hinterlassene Lücke zu füllen.
Mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie.
Sebastian Haase - 1. Dezember 2013
Lieber Rainer,
ich habe es soeben von meinem ehemaligen Schachtrainer erfahren.
Erst Anfang dieses Monats war ich nach 20 Jahren am Bremer Schullandheim
in Rinteln, wo ich drei Jahre in Folge die Schachfreunde vertreten durfte.
Vielen Dank für die tolle Zeit und die Erlebnisse, wie zum Putsch in Moskau 1991,
die Du möglich gemach hast.
Ruhe in Frieden und mein Beileid
Carsten Schmidt - 29. November 2013
Mein herzliches Beileid an die Angehörigen und an seinen Verein für den herben Verlust!
Schon als Jugendlicher habe ich Rainer kennen und schätzen gelernt. Er war damals für uns Jugendliche in Berlin eine der Trainer- und Betreuer-Lichtgestalten des Berliner Jugendschachs. Auch in meiner Funktionärszeit habe ich mich stets gefreut, wenn ich die Gelegenheit zu Gesprächen mit ihm hatte. Und wenn er auch nicht mehr in Berlin lebte, galt sein Herz seinem Verein, wenn ich das so sagen darf, und das hat mich immer sehr beeindruckt.
Ich bin traurig, dass wir einen guten und liebenswerten Schachfreund verloren haben und werde mich gerne an ihn erinnern. Danke für den innigen Nachruf.
Carsten Schmidt, Präsident des Berliner Schachverbandes
Peter Jablonski - 29. November 2013
Ich bin erschüttert über den Tod von Rainer. Mein tiefstes Beileid an die Angehörigen. Rainer hat unglaublich viel für die Schachfreunde getan und einen blühenden Verein geschaffen. Das war sein schachliches Lebenswerk. Rainer, wo Du jetzt auch immer bist, vielen Dank für alles.
Günther Kampf - 28. November 2013
Ein Schock - Rainer war so präsent dass man sich gar nicht vorstellen konnte dass es ihn einmal nicht mehr gibt.
Er hatte Visionen, war tatkräftig, kommunikativ und wußte genau was er wollte. Kritische Fragen waren ihm geradezu willkommen, mit ihm konnte man immer reden. Zeitweise gab es auch Vereinsmitglieder die mit seinem Kurs nicht einverstanden waren, die meinten er konzentriere sich nur auf seine Zielpunkte.
Bei Rainer kam die Menschlichkeit nie zu kurz.
Boris Dimitrijeski - 28. November 2013
Mein tiefstes Beileid
Machs gut Rainer
r.i.p
Thomas Fuchs - 27. November 2013
Anno 1984 hat mich Rainer als Jugendwart - wie viele Andere nach mir - in den Verein geholt, weg vom Volkshochschul-Schach. Als er Vorsitzender des Vereins wurde, folgte ich in den Vorstand für die Finanzen. Viele Jahre haben wir unendliche Stunden mit Vorstandssitzungen verbracht. Aber wir wussten auch warum.
Unter Rainer hatte der Verein (damals noch Schachfreunde Neukölln 03) seine Hochzeit mit bis zu 120 Mitgliedernund vielen Berliner und Deutschen Titeln bei Jugendmeisterschaften. Von dieser Phase zehrt der Verein heute noch. Und wie Jörg Schulz schreibt: ohne die treibende Kraft von Rainer Dambach wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Beim letzten Heimspiel in dieser BMM-Saison habe ich danach noch mit ihm gemeinsam gegessen und mich intensiv ausgetauscht - wir hatten lange keine Gelegenheit aussgiebiger zu reden. Es gab überhaupt keine Anzeichen für diese Tragödie, was es nur noch schlimmer und unfassbarer für mich macht. Und ich weiß: vielen langjährigen Weggefährten geht es genau so.
Mein herzliches Beileid an Waltraud und Meta. Für die beiden ist es alles noch viele schlimmer.
Für Rainer: Viele gute Züge im Schach-Himmel! Halte ein Brett frei bis wir nachkommen.
Thomas
Arnd Bader - 27. November 2013
Ich bin sehr traurig über den Tod Rainer Dambachs. Es erinnert an die eigene Endlichkeit und mahnt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Meine Gedanken sind bei denjenigen, die ihn lieben.
Michail Chatzidakis - 27. November 2013
Ich möchte mein tiefstes Beileid an die Hinterbliebenen aussprechen. Rainer wird mir als eine sehr nette und aufrichtige Person in Erinnerung bleiben. Ich erinnere mich als ich gegen 2000 zum ersten Mal nach Berlin gekommen war und bei einem Schnellschachturnier der Schachfreunde (Neukölln damals) mitspielte, es war der, der mich ansprach, um für die Mannschaft zu spielen. Im Verein habe ich nicht nur eine Platform um Schach zu spielen gefunden, sondern auch viele Freunden gemacht und Rainer hat seinen Beitrag dazu geleistet. Ας είναι ελαφρύ το χώμα που θα τον σκεπάσει...
Arne Baillière - 27. November 2013
Unfassbar ... Am 1. Spieltag der 6. Mannschaft in dieser BMM - Saison hat Rainer sich nach meiner Partie noch die Zeit genommen um zusammen meine Partie zu analysieren, wobei er mich noch einige richtig gute Tipps für den Spielaufbau mitgegeben im Königsindisch mitgegeben hat. Ich habe mich gefreut mit diesem hochwertigen Spieler in einen Mannschaft spielen zu können. An erster Stelle möchte ich mein Beileid an die Angehörigen aussprechen, auch für die Schachfreunde ist es ein sehr bitterer Verlust.
Christian Winterhalter - 27. November 2013
Farewell, mein Präsident!
Peter Baranowsky - 27. November 2013
Ich bin erschüttert von der Feierabendliga zurück gekehrt. Erst nach dem Spiel teilte Marcus mir die traurige Nachricht mit.
Mein Mitgefühl gilt vor allem Rainers Familie und Ehefrau
Schon hatte mich Rainer für „seine“ 6. Mannschaft angeheuert, jedenfalls wenn ich nicht mehr weiter oben spielen wollte. Ja, ich hatte mich darauf gefreut mit ihm und den anderen alten Hasen in einer Mannschaft zu spielen. Ich dachte ich hätte noch Zeit damit.... Leider ist es uns nicht mehr vergönnt lieber Rainer, aber wir hatten einige schöne Jahre in der 4. Mannschaft gemeinsam bestritten.
Mein Vater, als schon alter Herr, hatte den Verein zusammen gehalten und Du bist ihm als Vorsitzender nachgefolgt und hast etwas Großes aus den damals Schachfreunden Neukölln gemacht. Dafür sind wir Dir alle sehr dankbar.
Schade das Du uns nicht weiter begleitest.
Kai Stephan Kussatz - 26. November 2013
Oh, welch traurige Nachricht. Rainer habe ich 1985 kennen gelernt, als ich als 15-jähriger über ein Jugendschnellschachturnier zu den SF Neukölln kam. Es folgten spannende Jahre. So hat mich Rainer bei der West-Berliner B-Jugendmeisterschaft und der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft 1986 begleitet und trainiert. Für das Jugendschach hat sich Rainer immer stark engagiert. Genau wie er dies auch für den gesamten Verein in seiner Zeit als Präsident tat.
Seinen Angehörigen spreche ich mein herzliches Beileid aus.