Rainer Dambach 1952 - 2013

von am 26. November 2013 in Nachrichten

Rainer Dambach 1952 - 2013

Lieber Rainer,

seit Freitag, 22.11.2013, müssen wir damit klar kommen, dass Du nicht mehr unter uns bist, nicht mehr mitten drin bei den Schach­freunden Berlin. Ist das vorstellbar? Nein! Aber leider ist das nicht die Frage, das Schicksal hat anders entschieden.

Ein Mann wie ein Baum. Ein Krawat­ten­träger? Nein, Du kamst mit offenem Hemd und aufge­krem­pelten Ärmeln daher. Ein Macher, ein Entscheider, ein Gestalter und ein Visionär.

Was wären die Schach­freunde ohne Dich? Irgend­einer von vielen, vielen Vereinen, nicht aber das was sie jetzt sind.

Als der Verein am Boden war, hast Du ihn von Grund auf erneuert. Auf Jugend gesetzt. Und das sehr, sehr erfolg­reich.

Für viele von uns bist Du die entschei­dende Person gewesen, für viele vielleicht auch eine Vater­figur. Denn Du warst nicht nur Antreiber, der Leistung gefordert hatte, sondern auch Kumpel, Ansprech­partner in allen Lebens­fragen. Der Mensch stand bei Dir immer im Mittel­punkt, nicht der Schach­spieler.

Du hast viele von uns motiviert und mitge­zogen. Wer sich einmal auf Dich einge­lassen hatte, den hattest Du einge­nommen. Sie war nicht immer leicht die Zusam­men­arbeit. Aber das war gut so, denn aus dem Disput entstehen neue Ideen. Du hast uns gefordert, aber vor allem auch Dich selbst. Still­stand gab es nicht.

Im Schwä­bi­schen aufge­wachsen hat es Dich in jungen Jahren nach Berlin verschlagen. Nicht immer leicht dieser Wechsel von der beschau­lichen Klein­stadt in die quick­le­bendige Großstadt. Doch Du bist hier schnell heimisch geworden, hast die Leben­digkeit aufge­sogen und gelebt, die Möglich­keiten erkannt, was hier alles machbar ist. Du bist zu einem Berliner geworden, zu einem Neuköllner. Und Du hast hier Waltraud gefunden, mit der Du ab sofort Dein Leben geteilt hast, neben dem mit den Schach­freuden.

Dabei hast Du nie vergessen, woher Du kommst. Die Natur blieb immer wichtig für Dich. Zuerst der Schre­ber­garten als Rückzugs­gebiet, dann in den neunziger Jahren das wunderbare Haus mitten drin in der Natur in Mecklenburg-Vorpommern.

Doch wer glaubte, Du würdest Dich dort zur Ruhe setzen, der wurde schon bald eines besseren belehrt, wenn er es denn überhaupt jemals geglaubt hatte. Plötzlich warst Du mitten drin in der Politik. Als einzelne Person, eben als Rainer Dambach, hast Du es als Einzel­kan­didat mit der Regie­rungs­mehrheit in der Stadt Pasewalk aufge­nommen und wurdest zum Bürger­meister gewählt und vor drei Jahren wieder gewählt. Da warst Du wieder der Kämpfer, der Idealist, der Menschen mitnehmen und gewinnen konnte.

Auch wenn Dein Lebens­mit­tel­punkt nun nicht mehr Berlin war, die Schach­freunde waren es geblieben genauso wie Du Deine Altbau­wohnung in Neukölln behalten hast. Deine letzte Initiative im Verein war die Gründung der sechsten Mannschaft, eine Mannschaft der Ehema­ligen und derje­nigen, die sich allmählich im Verein zur Ruhe setzen wollten. Auf der Feier zu Deinem Sechzigsten hast Du sie alle wieder motiviert. Warum nicht, hieß es, und viele waren plötzlich wieder da, die rund zwanzig Jahre nicht mehr Schach gespielt hatten, aber aus der guten alten, wilden Neuköllner Zeit stammten.  Selbst mich hast du mit dieser Idee wieder ans Schach­brett gebracht.

Lieber Rainer, du bleibst bei uns, mitten drin im Verein, wo immer Du jetzt auch bist! Jeder von uns hat seine ganz persön­lichen Erinne­rungen an Dich, seine ganz spezi­ellen Erleb­nisse mit Dir. Die bleiben für immer bei uns, damit bleibst Du ein Teil von uns.

Unsere Gedanken sind auch bei Waltraud, die nun ohne Dich das Leben meistern muss und bei deiner Familie.

In tiefer Trauer Dein Jörg, stell­ver­tretend für die Schach­freunde Berlin

 

Fotos: Dalibor Milen­kovic

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17 KommentareKommentieren

  • Harald Keilhack - 25. April 2014 Antworten

    Stolpere gerade - betroffen - über diese Zeilen!
    Rainer war schon eine Persön­lichkeit, als ich selbst meine ersten Schritte in der Schach„welt“ machte! Dabei war er zu diesem Zeitpunkt selbst gerade erst dem Jugend­alter entwachsen. Er formte bereits den schwä­bi­schen SV Marbach zu einem Spitzenclub, 2. Bundesliga und die regional mit Abstand stärkste Jugend. Schade - aus meiner Sicht - dass er so schnell in Richtung Berlin entschwand, ebenso wie Siggi Weber.
    Habe natürlich auch menschlich nur die besten Erinne­rungen an ihn, er war stets inter­es­siert, usw.

  • Sebastian Müller - 17. Dezember 2013 Antworten

    Zuletzt habe ich dich (für mich überra­schend) bei einem der letzten Polit­ker­schach­tur­niere gesehen.

    Mensch, was gab es früher für „Schlachten“ mit den Neuköllner Jugend­lichen.
    Erst habe ich die auf Seiten von Lasker mitbe­kommen, dann mit der Tegler Truppe.
    Und so manches Mal haben wir da leider den Kürzeren gezogen.
    Das war wohl vor allem ein Verdienst von dir Rainer !
    Ich danke dir dafür !

    Ein Hoch auf die Struktur der Jugend­för­derung die du da aufgebaut hast.
    Das ist etwas was nicht nur für eine Saison vorhält, sondern Auswir­kungen für viele Jahrzehnte hat.

    Ich ziehe meinen Hut.

  • Waltraud Gundlaff - 15. Dezember 2013 Antworten

    Hallo liebe alte Freunde,
    ja, ich mußte Rainer häufig mit Euch teilen. Und das machte mich nicht immer glücklich. Ich spürte aber seine unbändige Kraft und seinen Willen, sich einzu­bringen, in eine Aufgabe, die ihm Freude machte. Ich lernte ihn in unserer ersten Studi­en­woche kennen und fand, dass „der Typ“ gut ausschaute und wunder­schönes, langes Haar hatte. Deshalb fiel er mir, vor nun mehr 36 Jahren, auf. Inter­essant fand ich ihn, weil ich ich nicht verstand. (O, diese Schwaben!!) Das war dann der Beginn einer wunder­samen Freund­schaft. Nicht ganz so wie in „Casablanca“, aber durch dick& dünn sind wir auch gegangen. Im Bereich Schach gingen wir gemeinsam durch Jugend­schach, Grünes Band, Meister­schaften, Meister­tur­niere. Die Erinne­rungen sind schön. Schade, dass es jetzt nur Erinne­rungen sind. Ich hoffe aber, dass die 5 (?) Mannschaft, die alten Kämpen, weiter machen. Keine Feigheit vor dem Tod! Rainer wäre es nicht recht, wenn ihr nicht weiter­spieltet. Sein wahrhaft letztes Spiel ging großartig aus: 8:0! Ich kann nur schreiben: weiter so!
    Ich grüße auch ganz, ganz herzlich von Rainers fast 90-jährigen Mutter. Die liebe, traurige Alte war sehr gerührt, Eure Einträge zu lesen.
    Es grüßt Euch aus Spiegelberg
    Waltraud , Rainers Gefährtin und Frau

  • Sebastian Schuran - 1. Dezember 2013 Antworten

    Ich bin schockiert und kann es gar nicht glauben das Rainer nicht mehr da ist! Ich habe ihn schon seit einer Weile nicht mehr gesehen, zuletzt an einem BMM-Spieltag der letzten Saison. Seit ich 1987 bei den SF Neukölln einge­treten bin hat mich Rainer begleitet, mir schach­liche Ratschläge gegeben und mich motiviert wenn ich gezweifelt habe. Ich erinnere mich noch wie uns damals als Jugendlich am BMM-Sonntag oft einge­sammelt hat und wir zum Mannschafts­kampf gefahren sind. Er hat die SF Neukölln mit seiner Energie und seiner Zielstre­bigkeit in eine sehr erfolg­reiche Vereins Phase geführt und stand für uns damals als Jugend­liche stell­ver­tretend für die SF Neukölln. Du wirst nicht vergessen werden Präsident und vielen Dank für die schönen Momente.
    Rainers Angehö­rigen spreche ich mein herzlichste Beileid und Mitgefühl aus

  • Eberhard Mumme - 1. Dezember 2013 Antworten

    An einem Dienstag im September 1989 kam ich zum ersten mal nach Neukölln zu den Schach­freunden, damals, selbst ganz neu in Berlin und auf der Suche nach einem Schach­verein, um einen alten Schach­freund aus Göttingen zu treffen. Der spielte aber gerade eine lange ernste Partie. Ich wollte mich gerade wieder auf den Weg machen - schließlich fand ich Neukölln wegen der Entfernung von meinem Wohnort nicht gerade attraktiv -, da sprach mich Rainer in seiner unnach­ahm­lichen, unwider­steh­lichen Art an, ob ich nicht an einem Blitz­turnier teilnehmen wolle. Kurz entschlossen ja gesagt - und wenig später war ich Mitglied der Schach­freunde Neukölln. Schon an diesem Abend konnte ich erkennen, worin Rainers Verdienst um die Schfreunde bestand: seine jedem Einzelnen zugewandte Art, sein Humor, aber auch sein Ehrgeiz, vor allem bezogen auf das Wohlergehen seines Vereins. Dieses Engagement habe ich die ganze Zeit seiner Zeit als Präsident der Schach­freunde immer wieder geschätzt und bewundert. Und auch nach seinem Rückzog aus der vordersten Linie des Vereins wurde sein Interesse am Weiter­leben des Vereins und seiner Mitglieder nicht geringer.

    Es wird schwer sein, die von ihm hinter­lassene Lücke zu füllen.

    Mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie.

  • Sebastian Haase - 1. Dezember 2013 Antworten

    Lieber Rainer,

    ich habe es soeben von meinem ehema­ligen Schach­trainer erfahren.

    Erst Anfang dieses Monats war ich nach 20 Jahren am Bremer Schul­landheim
    in Rinteln, wo ich drei Jahre in Folge die Schach­freunde vertreten durfte.

    Vielen Dank für die tolle Zeit und die Erleb­nisse, wie zum Putsch in Moskau 1991,
    die Du möglich gemach hast.

    Ruhe in Frieden und mein Beileid

  • Carsten Schmidt - 29. November 2013 Antworten

    Mein herzliches Beileid an die Angehö­rigen und an seinen Verein für den herben Verlust!

    Schon als Jugend­licher habe ich Rainer kennen und schätzen gelernt. Er war damals für uns Jugend­liche in Berlin eine der Trainer- und Betreuer-Licht­ge­stalten des Berliner Jugend­schachs. Auch in meiner Funktio­närszeit habe ich mich stets gefreut, wenn ich die Gelegenheit zu Gesprächen mit ihm hatte. Und wenn er auch nicht mehr in Berlin lebte, galt sein Herz seinem Verein, wenn ich das so sagen darf, und das hat mich immer sehr beein­druckt.

    Ich bin traurig, dass wir einen guten und liebens­werten Schach­freund verloren haben und werde mich gerne an ihn erinnern. Danke für den innigen Nachruf.

    Carsten Schmidt, Präsident des Berliner Schach­ver­bandes

  • Peter Jablonski - 29. November 2013 Antworten

    Ich bin erschüttert über den Tod von Rainer. Mein tiefstes Beileid an die Angehö­rigen. Rainer hat unglaublich viel für die Schach­freunde getan und einen blühenden Verein geschaffen. Das war sein schach­liches Lebenswerk. Rainer, wo Du jetzt auch immer bist, vielen Dank für alles.

  • Günther Kampf - 28. November 2013 Antworten

    Ein Schock - Rainer war so präsent dass man sich gar nicht vorstellen konnte dass es ihn einmal nicht mehr gibt.

    Er hatte Visionen, war tatkräftig, kommu­ni­kativ und wußte genau was er wollte. Kritische Fragen waren ihm geradezu willkommen, mit ihm konnte man immer reden. Zeitweise gab es auch Vereins­mit­glieder die mit seinem Kurs nicht einver­standen waren, die meinten er konzen­triere sich nur auf seine Zielpunkte.

    Bei Rainer kam die Mensch­lichkeit nie zu kurz.

  • Boris Dimitrijeski - 28. November 2013 Antworten

    Mein tiefstes Beileid
    Machs gut Rainer
    r.i.p

  • Thomas Fuchs - 27. November 2013 Antworten

    Anno 1984 hat mich Rainer als Jugendwart - wie viele Andere nach mir - in den Verein geholt, weg vom Volks­hoch­schul-Schach. Als er Vorsit­zender des Vereins wurde, folgte ich in den Vorstand für die Finanzen. Viele Jahre haben wir unend­liche Stunden mit Vorstands­sit­zungen verbracht. Aber wir wussten auch warum.

    Unter Rainer hatte der Verein (damals noch Schach­freunde Neukölln 03) seine Hochzeit mit bis zu 120 Mitglie­dernund vielen Berliner und Deutschen Titeln bei Jugend­meis­ter­schaften. Von dieser Phase zehrt der Verein heute noch. Und wie Jörg Schulz schreibt: ohne die treibende Kraft von Rainer Dambach wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.

    Beim letzten Heimspiel in dieser BMM-Saison habe ich danach noch mit ihm gemeinsam gegessen und mich intensiv ausge­tauscht - wir hatten lange keine Gelegenheit aussgie­biger zu reden. Es gab überhaupt keine Anzeichen für diese Tragödie, was es nur noch schlimmer und unfass­barer für mich macht. Und ich weiß: vielen langjäh­rigen Wegge­fährten geht es genau so.

    Mein herzliches Beileid an Waltraud und Meta. Für die beiden ist es alles noch viele schlimmer.

    Für Rainer: Viele gute Züge im Schach-Himmel! Halte ein Brett frei bis wir nachkommen.

    Thomas

  • Arnd Bader - 27. November 2013 Antworten

    Ich bin sehr traurig über den Tod Rainer Dambachs. Es erinnert an die eigene Endlichkeit und mahnt sich auf das Wesent­liche zu konzen­trieren.
    Meine Gedanken sind bei denje­nigen, die ihn lieben.

  • Michail Chatzidakis - 27. November 2013 Antworten

    Ich möchte mein tiefstes Beileid an die Hinter­blie­benen aussprechen. Rainer wird mir als eine sehr nette und aufrichtige Person in Erinnerung bleiben. Ich erinnere mich als ich gegen 2000 zum ersten Mal nach Berlin gekommen war und bei einem Schnell­schach­turnier der Schach­freunde (Neukölln damals) mitspielte, es war der, der mich ansprach, um für die Mannschaft zu spielen. Im Verein habe ich nicht nur eine Platform um Schach zu spielen gefunden, sondern auch viele Freunden gemacht und Rainer hat seinen Beitrag dazu geleistet. Ας είναι ελαφρύ το χώμα που θα τον σκεπάσει...

  • Arne Baillière - 27. November 2013 Antworten

    Unfassbar ... Am 1. Spieltag der 6. Mannschaft in dieser BMM - Saison hat Rainer sich nach meiner Partie noch die Zeit genommen um zusammen meine Partie zu analy­sieren, wobei er mich noch einige richtig gute Tipps für den Spiel­aufbau mitge­geben im Königs­in­disch mitge­geben hat. Ich habe mich gefreut mit diesem hochwer­tigen Spieler in einen Mannschaft spielen zu können. An erster Stelle möchte ich mein Beileid an die Angehö­rigen aussprechen, auch für die Schach­freunde ist es ein sehr bitterer Verlust.

  • Christian Winterhalter - 27. November 2013 Antworten

    Farewell, mein Präsident!

  • Peter Baranowsky - 27. November 2013 Antworten

    Ich bin erschüttert von der Feier­abendliga zurück gekehrt. Erst nach dem Spiel teilte Marcus mir die traurige Nachricht mit.
    Mein Mitgefühl gilt vor allem Rainers Familie und Ehefrau

    Schon hatte mich Rainer für „seine“ 6. Mannschaft angeheuert, jeden­falls wenn ich nicht mehr weiter oben spielen wollte. Ja, ich hatte mich darauf gefreut mit ihm und den anderen alten Hasen in einer Mannschaft zu spielen. Ich dachte ich hätte noch Zeit damit.... Leider ist es uns nicht mehr vergönnt lieber Rainer, aber wir hatten einige schöne Jahre in der 4. Mannschaft gemeinsam bestritten.
    Mein Vater, als schon alter Herr, hatte den Verein zusammen gehalten und Du bist ihm als Vorsit­zender nachge­folgt und hast etwas Großes aus den damals Schach­freunden Neukölln gemacht. Dafür sind wir Dir alle sehr dankbar.
    Schade das Du uns nicht weiter begleitest.

  • Kai Stephan Kussatz - 26. November 2013 Antworten

    Oh, welch traurige Nachricht. Rainer habe ich 1985 kennen gelernt, als ich als 15-jähriger über ein Jugend­schnell­schach­turnier zu den SF Neukölln kam. Es folgten spannende Jahre. So hat mich Rainer bei der West-Berliner B-Jugend­meis­ter­schaft und der Deutschen Jugend­ein­zel­meis­ter­schaft 1986 begleitet und trainiert. Für das Jugend­schach hat sich Rainer immer stark engagiert. Genau wie er dies auch für den gesamten Verein in seiner Zeit als Präsident tat.

    Seinen Angehö­rigen spreche ich mein herzliches Beileid aus.

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