Rache ist Blutwurst

von am 14. Dezember 2011 in 2. Mannschaft, Teams

Rache ist Blutwurst

Sicheres 6:2 der Zweiten gegen König Tegel II: Nachdem es in den Duellen der ersten und fünften Mannschaften der SF Berlin und von König Tegel für die Schach­freunde zwei knappe 3,5-4,5 Nieder­lagen gab, gingen wir mit entspre­chenden (von „oben“ angeord­neten) Rache­ge­lüsten in den Kampf der „Zweiten“. Das resul­tie­rende 6-2 war ungefährdet, vielleicht etwas zu hoch. Vor allem aber war „Oben“ zufrieden. Am 4. März wird im Duell der beiden 3. Mannschaften der saison­in­terne Vereins­ver­gleich entschieden.

Da der Bericht­erstatter doch ziemlich mit seiner eigenen langen und kompli­zierten Partie beschäftigt war sind die folgenden Einschät­zungen vollkommen ohne Gewähr:

Als erstes endete die Partie an Brett 1 zwischen Jan Wendt und Stephan Giemsa remis. Das Wolga-Gambit von Jan lehnte Stephan mit Sd2 ab. Nach Damen­tausch (Anm. d. Red.: die Damen waren bei Partieende noch auf dem Brett, also nur „gefühlter Damen­tausch“) und Verrammlung mit e5 wurde viel hin und her laviert (gefühlt spielte Jan 3x den Springer von f6 nach h5 und wieder zurück (Anm. d. Red.: de facto aber nur 2x)). Das Gleich­ge­wicht wurde dabei aber nie gestört.

In Führung schoss uns unser finni­scher Neuzugang Rauno Jarvinen am 8. Brett. In einer Engli­schen Eröffnung hat er ziemlich souverän einen Bauern und dann die Partie gewonnen.

Kurz nach der Zeitkon­trolle erhöhte unser zweiter Nordmann Jan Lundin auf 2,5-0,5. Gegen den ehema­ligen Schach­freund Kristian Dimitri­jeski spielte er – natürlich – die schwe­dische Variante in der Tarrasch-Vertei­digung (mit Lb4 und Sge7). Nach dem 40. Zug sah es eigentlich nach Remis aus (D+S gegen D+L bei gleichen Bauern und beider­seits offenen Königen). Als ich das nächste Mal vorbei kam war es ein Bauer­nend­spiel mit zwei Mehrbauern für Jan ...

Inzwi­schen war auch die einzige kritische Partie für uns glücklich remis ausge­gangen. Robert Glantz stand gegen die Jänisch-Variante von Frank Niehaus – noch ein Ex-Schach­freund –  ziemlich verdächtig. Frank hatte die offene h-Linie, einen Springer auf f4, die Dame vor dem weißen König etc. Die „Kompen­sation“ von Robert war ein eigener (!) isolierter Doppel­bauer auf der a-Linie.

Hoch her muss es in der Zeitnot­phase von Joachim Wintzer und Sascha Lorenz am dritten Brett gegangen sein. Joachim erreichte mit seiner Engli­schen Eröffnung die deutlich leichter zu spielende Stellung. Irgendwann sah sich Sasche genötigt, auf g4 einen Springer für zwei Bauern zu opfern. Dafür wälzte sich aber auch eine Bauern­lawine auf den weißen König zu. Hinzu kam bei beiden gehörige Zeitnot (Hinweis an Joachim: wolltest Du daran nicht arbeiten?). Nach der Zeitkon­trolle war das Material plötzlich wieder ausge­glichen. Die weiße Stellung war zwar immer noch leicht vorteilhaft, aber wohl nicht mehr zu gewinnen.

Inter­essant war auch die Zeitein­teilung an Brett 6 zwischen Stefan Brett­schneider und Fabian Jahnz. In einer Art verzö­gertem abgelehnten Königs­gambit (1.e4 e5 2. Lc4 Sf6 3. d3 Lc5 4. Sc3 0-0 5.f4 d6) hatten beide nach ca. 13 Zügen keine halbe Stunde mehr auf der Uhr. Irgendwie irgendwo irgendwann gewann Stefan einen Bauern, den er nach der Zeitkon­trolle in einem Endspiel mit jeweils drei Leicht­fi­guren sicher verwertete.

Meine eigene Partie an Brett 5 gegen Clemens Escher (ja, auch er ein ehema­liger Schach­freund) war kurz vorher siegreich zu Ende gegangen. Im Dc2-Nimzo­inder wieder­holte ich eine Variante, mit der ich kürzlich beim European Club Cup gegen einen 2600er GM verloren habe. Es kam zu einem hochkom­plexen Mittel­spiel, in dem sich die jewei­ligen struk­tu­rellen Mängel und unter­schied­lichen Aktivi­täten der Figuren mehr oder weniger die Waage hielten. In der Phase zum 40. Zug sah sich Clemens zu einem Bauern­opfer genötigt, das aber durchaus sehr gute Kompen­sation gab – die struk­tu­relle weiße Schwäche war weg, seine Figuren noch aktiver und meine passiver. Dazu noch ein offener schwarzer König. Langsam (und gar nicht sicher) konnte ich meine Figuren aktivieren. In der zweiten Zeitnot­phase unterlief Clemens dann der entschei­dende Fehler.

Komisch“ aus meiner Sicht verlief die Partie von Christian Kurz an Brett 7 gegen Fabian Gallien. Gegen den weißen Trompovsky-Stonewall-Aufbau (Lg5 nebst e3 und f4) hat sich Christian sehr geschickt aufgebaut (u. a. mit g5). Bei einem meiner Rundgänge sah ich dann eine halboffene e-Linie und ein weißer Bauer auf e3 fühlte sich sichtlich unwohl. Als ich irgendwann wieder vorbei kam war aus dem Klein­bauern aber ein Großgrund­be­sitzer (sprich: gedeckter Freibauer) auf e5 geworden. Der war durch einen Springer aber zuver­lässig blockiert und der Druck auf d4 und die Beherr­schung der c-Linie sprachen immer noch für Schwarz. Aller­dings war der weiße Bauer auf d5 auch nicht gerade ein Schmuck­stück. Es wurde dann mehr und mehr abgetauscht und trotz Mehr(doppel)bauer für Christian endete die Partie remis.

Die „üblichen“ 3,5 Punkte der Bretter 4-8 wurden diesmal mit 2,5 Punkten von 1-4 gut unter­stützt. Heraus­ragend in dieser Saison bisher: Stefan Brett­schneider mit 4 aus 4.

In der nächsten Runde geht es gegen den Tabel­len­führer SC Kreuzberg um die letzte theore­tische Aufstiegs­chance. Das wird sehr schwer, haben die Kreuz­berger in der ganzen Saison doch noch keine einzelne Partie verloren.

SF Berlin II            6 : 2 SK König Tegel II

1 Jan Wendt             ½ : ½ Stephan Giemsa  3
3 Joachim Wintzer       ½ : ½ Sascha Lorenza 4
4 Jan Lundin            1 : 0 Kristian Dimitrijeski  5
5 Robert Glantz         ½ : ½ Frank Niehaus  6
7 Christoph Nogly       1 : 0 Clemens Escher  7
8 Stefan Brettschneider 1 : 0 Fabian Jahnz  8
10 Christian Kurz       ½ : ½ Fabian Gallien 11
11 Rauno Järvinen       1 : 0 Dirk Maxion    16

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