Klasse gemacht, Klasse gehalten
Wenn sich nicht alles noch im letztem Augenblick gegen die Schachfreunde verschwört, sieht es gut aus mit dem Klassenerhalt der Dritten in der Oberliga-Nordost. Ein 6:2 bei Tegel verschaffte der Mannschaft, die schon mit Schnappatmung in der Liga zu kämpfen hatte, etwas Luft. Eine gut unterrichtete Quelle (s. u. bei den Kommentaren) hat in Erfahrung gebracht, dass es wohl klappt mit dem Klassenerhalt.
Da die 1. Mannschaft brav die Klasse hielt, rückt da schon mal nichts nach unten. Der Berliner Landesspielleiter Andreas Rehfeldt hat die Lage an dieser Stelle mal für alle verständlich zusammengefasst.
Sascha Lorenz Udo Hoffmann 0 : 1 Ahmed Anibar Felix Nötzel ½ : ½ Philipp Lerch Michail Chatzidakis 0 : 1 Frank Niehaus Fernando Offermann 0 : 1 Fabian Jahnz Jens Kretzschmann 0 : 1 Fabian Gallien Martin Kunze ½ : ½ Hagen Jurkatis Martina Skogvall 0 : 1 Dirk Maxion Alexander Lawrenz 1 : 0
Für Tegel ging es nicht mehr um viel, für die Schachfreunde hingegen um alles. Derbe Niederlagen hatte es in der Saison gesetzt, und jetzt noch Tegel, die hinter Rüdersdorf die Liga als Tabellenzweiter beendeten. Erster hätten die Kollegen aus dem Norden ohnehin nicht mehr werden können.
Udo und ich beendeten unsere Partien zuerst und brachten die Schachfreunde 2:0 in Führung. Dirk Maxion gewann dann gegen Alexander. Zu diesem Moment meinten Udo und Felix, der Kampf stünde sehr gut.
Von den übrigen Partien hatte ich nicht viel mitbekommen, Frank hielt mich auf Trab, doch war es für mich erstaunlich zu erleben, wie Michail gegen Philipp Lerch gewann. Im damenlosen Mittelspiel wanderte er mit seinen weißen König nach h6 (wie bei Short-Timman) und verhinderte so einen Zug mit dem h-Bauern. Sehr interessant. Vielleicht können wir Michail noch dazu bewegen, seine Partie an dieser Stelle zu zeigen.
Update: Michail hat seine Partie kommentiert, siehe unten. Er sagt, die Stellung nach dem 17. Zug sehe zwar harmlos aus, könnte aber vielleicht schon strategisch verloren sein.
Martina punktete gegen Hagen Jurkatis, Martin und Fabian Gallien trennten sich Remis. Als Martina fertig war, stand es bereits 4½ für die Schachfreunde. Anderthalb Punkte kamen noch für die Brettpunktbilanz dazu.
Neben den Partien von Martin und Martina möchte ich auch meine Partie von Brett vier zeigen. Frank und ich kennen uns schon lange. Da ich aus dem operativen Geschäft mehr oder weniger raus bin und keine Gelegenheit habe, meine Spezialvarianten frisch zu halten, wich ich nach Franks 1.e4 auf 1...e5 aus - anstatt es auf eine Najdorf-Diskussion ankommen zu lassen.
Am Brett rechnete ich mit einem Spanier, doch Frank fühlte sich seinerseits inspiriert, es ebenfalls mit einer Abweichung zu probieren und bot das Königsgambit an. Am Brett hatte ich nach ...h6 mulmige Momente, weil ich mir lange nicht sicher war, wie man zum Beispiel das Muzio-Gambit mit Schwarz spielt – oder diese ganzen alten Hauptvarianten. Frank aber wählte ein Abspiel, das ich vor neun Jahren in einer Fernpartie hatte. Die Erinnerung daran war nicht sonderlich präsent, aber so in etwa wusste ich worum es ging. Mit 8.b4 wich aber Frank ab, und aus meiner Sicht waren die kritischen Momente überstanden.
Die Partie ist später noch amüsant, weil sich Schwarz beharrlich weigert, regelrecht ins Auge fallende Gewinne zu spielen. Vermeintlich aus Sicherheitsbestreben, aber zu einer gehörigen Portion auch aus mangelnder Praxis im Rechnen. Die Zeichen der Zeit sind nicht zu übersehen, und es wird deutlich, dass sich das Level nicht von allein hält. Zumindest nicht im Rechnen.
Zum Wählen der verschiedenen Partien auf den grauen Balken über dem Diagramm klicken
Martin berichtet: „Meine Partie lief als letzte. Ich kam gut aus der Eröffnung. Aber dann konnte ich den Sack nicht zumachen, weder im Mittelspiel (da konnte sogar einmal mein Gegner in Vorteil kommen), noch im Endspiel. So wurde es schließlich Remis. Erst da erfuhr ich, dass wir 6:2 gewonnen hatten.“
Ein herzliches Dankeschön an Bengt, der Martina zum Kampf begleitete und tolle Fotos machte. Ich hatte auch einige Fotos gemacht, allerdings mit der Messsucher-Kamera auf einem klassischen Kodak-Film (Tri-X 400). Nach der Entwicklung trockneten sie noch ein wenig, voilá.
Kommentar des Landesspielleiters zur Klassenerhaltssituation
Michail Chatzidakis - 8. April 2014
Danke Fernando! Endlich mal ein Kampf, bei dem alles gestimmt hatte! Glückwunsch an alle und hoffentlich werden wir uns nächste Saison viel früher als der neunten Runde als Mannschaft zusammenfinden. Potenzial steckt in der Mannschaft allemal drin...
F. O. - 8. April 2014
Update (II): Michail Chatzidakis hat seine Partie kommentiert. Sie steht jetzt neben den Partien von den Brettern 1, 4, 6 & 7 zum Nachspielen bereit.
F. O. - 7. April 2014
Update: Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen. Ferner: Udos Partie ist jetzt auch online. Wir warten auf Michails Minoritätsattacke mit König an der Speerspitze. Frank: Einmal eine falsche Variante, und es hätte mich genauso erwischt.
Rainer Polzin - 7. April 2014
So oder so: Das waren noch Zeiten ...
Schachfreunde Schwerin II spielen laut Hendrik Reichmann Oberliga, damit kann das wahrscheinlich in der Einleitung gestrichen werden. Der Klassenerhalt ist definitiv.
Frank Niehaus - 7. April 2014
MannOMann,
da wollte ich mal experimentieren - und wieder geht es schief.
Fernando, du hast mir mein Königsgambit ganz schön „um die Ohren gehauen“.
Wenn deine Erinnerungen von einer neun Jahre zurückliegenden Fernpartie herrühren, dann sind meine wahrscheinlich noch älter. In einem Kalender aus den Achtzigern lese ich einen alten Eintrag:
Dienstag 19:00 Lars Thiede - Königsgambit
Somit wäre also klar: Lars ist schuld...
Glückwunsch zum Klassenerhalt.