NAO Paris neuer Champion
Gestern abend ging die Abschlussfeier im Creta Star über die Bühne. Madame Ojeeh, die Pariser Mäzenatin, war einen Tag vor der letzten Runde nach Kreta gereist, um ihre Mannschaft NAO Paris gegen Beer-Sheva siegen zu sehen. Sie wurde nicht enttäuscht. Die um ihre russischen Spizenbrettter Grischuk und Swidler sowie den Engländer Adams und den Spanier Vallejo verstärkte französische Nationalmannschaft hat die Veranstaltung dominiert.
Kritisch war der Zweikampf mit dem Russischen Meister Ladja Kasan in der fünften Runde. Hier riss Garri Kasparow mit einem Kraftakt gegen Alexander Grischuk das 3:3 für die Tataren aus dem Feuer. In der nächsten Runde war der dreizehnte Weltmeister, der bis dahin mit 4/4 geglänzt hatte, allerdings der negative Held. Er übersah gegen Alexander Huzman (Beer-Sheva) eine einfache Kombi, mit der er zwei Bauern einbüßte. Ein unglaublicher Fehler. Garri spulte seinen Vorrat an Grimassen ab, noch bevor Huzman nach zwei- bis dreiminütiger Überlegung den Gewinnzug ausführte und dann das Brett verliess. Kasparow spielte noch einen Zug, gratulierte dann seinem Gegner und schimpfte draußen vor dem Hotel in Gegenwart seiner Mutter Klara und seines Sekundanten Dochojan weiter. Lag es an der Hitze?
Kasan fiel in der letzten Runde durch eine 2:4-Niederlage gegen Polonia Warschau noch auf den fünften Rang zurück. Eine Riesenenttäuschung für den russischen Landesmeister.
Joel Lautier vom Siegerteam NAO Paris kritisierte später, dass ihnen kein Kasaner zum Sieg gratuliert hat. Auch nicht Kasparow, der m. E. als einziger zur Siegerehrung gekommen war. Groß war im übrigen Kasparows Entsetzen, als er zur Entgegennahme eines Ehrenpreises (Trostpreises?) nach vorn gebeten wurde. Er setzte bereits sein 03er-Linares-Wutgesicht auf, als er sich doch noch bekehren liess.
Werder Bremen lieferte zum Abschluss einen tollen Kampf gegen das sibirische Team von Tomsk-400-Yukos. Die Partie Hracek-Morosewitsch, in der der Bremer unter Druck stand, ging praktisch über die volle Distanz. Das 3:3 sicherte den Werderanern, die mit drei Profis und drei Amateuren spielten, einen guten zwölften Platz.
Die Schachfreunde Neukölln spielten in der vorletzten Runde gegen Alkaloid Skopje (Akopjan, Tkatschiew plus die mazedonische Nationalmannschaft). Am wohlklimatisierten Tisch sechs! Das 1-5 fiel zu hoch aus und wirkte wie eine kalte Dusche. Insbesondere für Rainer Polzin, der gegen Wladimir Akopjan (Elo 2703) erst 40... Df3 (statt 40... De6) mit Minivorteil und später einen Remisweg ausließ und seine GM-Normchancen begraben musste.
Der Ausklang gegen Barbican London war mit dem 2,5:3,5 ziemlich trist. Unser Team hatte sein Pulver in den Duellen gegen die Topteams aus Tomsk, beim hart umkämpften 2:4 gegen Titelverteidiger Bosna Sarajevo und gegen Skopje verschossen. Vom Platz her (29.) ist das Abschneiden eine kleine Enttäuschung. Aber allein die Tatsache, dass unsere Buchholz-Wertung (teils deutlich) höher war als die vom drittplazierten Team Kiseljak und auch von Bosna Sarajevo, zeigt, dass wir über das Turnier hinweg keine schlechte Rolle gespielt haben.
Endstand: 1. NAO Paris 13-1 (30), Polonia Warschau 12-2 (29), 3. Kiseljak 12-2 (29), 4. Nikel Norilsk 11-3 (26,5), 5. Ladja Kasan 10-4 (28,5), 6. Lentransgas St. Petersburg 10-4 (27,5), 7. Beer Sheva 10-4 (25,5), 8. Tbilissi 10-4 (22), 9. Alkaloid Skopje 9-5 (30,5), 10. Zalaegerszeg 9-5 (27), 11. Tomsk 400 9-5 (25), 12. Werder Bremen 9-5 (25), 13. Polfa Grodzisk Mazowiecki 9-5 (24,5)
NAO Paris-Beer Sheva 4-2, Polonia Warschau-Ladja Kazan 4-2, Kiseljak-Alkaloid Skopje 3,5-2,5, Wesnjanka Minsk-Nikel Norilsk 1-5, Tbilissi-Bosna Sarajevo 3,5-2,5, Tomsk 400-Werder Bremen 3-3 (Khalifman-McShane remis, Morosewitsch-Hracek remis, Kobalija-Babula remis, Bjeloserow-Knaak remis, Filippow-Joachim remis, Landa-Heissler remis), Shlomo Tel Aviv-Lentransgas St. Petersburg 0,5-5,5, Eynatten-Zalaegerszeg 2,5-3,5, Polfa Grodizisk Mazowiecki-CRE Liege 5-1, Corpora Martin-Jyväskylä 4,5-1,5, Momot SC-Kydon SC Chania 5-1, SF Neuköllln-Barbican London 2,5-3,5 (Polzin-Parker remis, Berndt-Kelly remis, Borriss-Palliser 0-1, Poldauf-Ferguson remis, Thiede-Cox remis, Wendt-Taylor remis) , Limhamns SK-Skolernes Aarhus 3-3, Witebsk-SK Glasinac 5-1, Clichy 92-Sparkasse Gleisdorf 4-2, Austria Graz-TZ Trinec 1-5, Herakleion-Drita: Therandë 2-4, Asker Schahhlubb-Hellir Reykjavik 3,5-2,5, Tschaturanga Wien-Joensuu SC 1-5, Nidum Liberals-Rochade Eupen 0,5-5,5, Phibsboro-Cardiff SC 2,5-3,5, SC Ankara-SC Belfast 5-1, spielfrei: de Sprenger Echternach
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