Mission Klassenerhalt (1)
Samstag, 01.04.2023
Wie in alten Zeiten ist an diesem Wochenende die 1. Bundesliga im Willy-Brandt-Haus zu Gast für zwei Runden. Es treten an: der USV TU Dresden (gut im Mittelfeld platziert), der Tabellenletzte TSV Schönaich, Tabellenführer Baden-Baden und als Gastgeber die Schachfreunde Berlin. Alle Interessierten sind herzlich willkommen, dabei zu sein, live zuzuschauen und den Kommentaren der GM Robert Rabiega, Rainer Polzin sowie weiteren Gästen zu folgen. Aber auch, wer lieber zu Hause bleibt,
Die Mannschaft der Schachfreunde sieht sich mal wieder der Übermacht von Baden-Baden gegenüber. Wenn an Brett 8 noch über 2600 ELO aufgeboten werden, dann kann man nur hoffen, dass alle gut geschlafen haben. Sind die Berliner nur im Nachteil? Sie sind jünger, teils sehr viel jünger, vielleicht motivierter, kampfeslustiger? Manch ehemaliger Weltklassespieler hat seine besten Tage schon hinter sich und könnte konditionell oder mit der Präzision seine Probleme haben...
Also frischauf gespielt, gut gerechnet, keine großen Selbstzweifel - die Schreiberin drückt fest die Daumen und konserviert schon mal einen verheißungsvollen Screenshot nach 30 Minuten Spielzeit.
Die Tabellensituation vor den letzten vier Runden der Saison ist unübersichtlich. Auf den Plätzen 9 bis 13 liegen 5 Mannschaften mit je 8 Mannschaftspunkten, gefolgt von den Schachfreunden Berlin sowie abgeschlagen Deggendorf und Schönaich. 4 Mannschaften werden absteigen. Für die Schachfreunde bedeutet das, in den verbleibenden 4 Runden am besten zwei Mannschaftspunkte aufzuholen, da sie leider auch viele Brettpunkte zu wenig auf dem Konto haben.
An Brett 4 die erste Entscheidung: Zugwiederholung und Remis, quasi am Beginn der eigentlichen Partie. Martin ist ganz schnell wieder zurück. „Man hätte das spielen können“, sagt er, aber der berühmte Gegner war bestens präpariert, und da wird die Zeit dann doch lieber in die nächste Vorbereitung gesteckt. Aber vorher analysiert Martin mal eben alle Partien mit mir. (Ich habe mir den Fuß verdreht und kann heute leider nicht vor Ort dabei sein. Dass ich trotzdem nicht auf großmeisterlichen Kommentar verzichten muss - dafür vielen Dank!).
Dann fliegen wir mal durch. An Brett 1 steht Jan-Christian gegen Francisco Vallejo Pons eine lange Verteidigung bevor. Kacper an Brett 2 hat eine ausgeglichene Stellung und seinem Gegner Vincent Keymer einen Isolani verpasst. Allerdings stehen sich die weißen Leichtfiguren gegenseitig etwas auf den Füßen. Mittelfristig aussichtsreich für Weiß, zumal mit etwas Zeitvorteil. Das innerpolnische Duell Wojtaczek - Tomczak an Brett 3 steht besser für den Gegner. Jaczek Tomczak verwaltet einen rückständigen Bauern auf d6, der Gegner hat mehr Raum und einen Riesenspringer auf b5, dazu hat Schwarz einen luftigen König, das sieht nach Leiden aus. Marco Baldauf hat an Brett 5 nach 22. ... f5 eine ausgeglichene Stellung, das Endspiel ist wohl ziemlich sicher, zumal mit genügend Zeitvorrat, Remis. An den Brettern 6, 7 und 8 halten sich Felix Blohberger, Max Hess und Emil Schmidek ganz wacker, Emil zwischenzeitlich mit guten Aussichten im Königsangriff. Mal schauen.
Brett 1: Hier hat sich Schwarz „taktisch konsolidiert“, sehr sehenswert. Interessantes Gemetzel an Brett 2: Kacper hat in dessen Verlauf zwei Bauern für die Qualität und eine sehr dynamische Position bekommen. Jaczek kämpft ums Überleben, während Marco ruhig seine Kreise im Turmendspiel zieht. Bei Felix fällt leider gerade erstaunlich schnell die Stellung auseinander, der Bauer g3 ist nicht zu halten. Emil hat Probleme, seine Figuren am Königsflügel zu koordinieren und muss immer auf seine 2. Reihe aufpassen. Max hat weiterhin eine recht ausgeglichene Stellung gegen Alexander Donchenko, aber seine Zeit geht zur Neige. Das sieht leider plötzlich insgesamt nicht mehr so gut aus.
Sechs Stunden sind gespielt, der Wettkampf neigt sich dem Ende zu. Etliche, teils unnötige Niederlagen stehen zu Buche, an allen Brettern im Unterhaus. Wie schade. Auch Marcos Bemühungen wurden nicht belohnt. Trotz theoretischer Remisstellung war die praktische Situation in seinem Endspiel ungleich: Weiß konnte gelassen vorangehen, bei Schwarz musste jeder Zug sitzen. Noch im 50. Zug bewertete die Engine das Ganze mit 0,00, doch leider strauchelte Marco schließlich.
Ein mageres Ergebnis für die Schachfreunde, es steht 6:1 für Baden-Baden und nur Kacper spielt noch. Er hat einen Mehrbauern gegen Vincent Keymer, doch da ist laut Engine nichts zu holen. Beide Gegner haben je zwei Leichtfiguren. Immerhin hat Kacper 30 gegen 6 Minuten, was trotz Inkrement Druck auf seinen Gegner ausübt, doch ist die Stellung wohl nicht kompliziert genug, um Mehrbauer und Zeitvorteil in einen vollen Punkt zu verwandeln.
Der TSV Schönaich bleibt in der Tabelle nach dem heutigen Spieltag hinter den Schachfreunden, da der USV TU Dresden (recht knapp) gewann. Immerhin haben die beiden Münchner Mannschaften auch verloren, so dass es eng bleibt im Kampf um den Klassenerhalt.
20.15 Uhr: Kacper hat nun auch Feierabend. Auch wenn es kein voller Punkt wurde, es hätte fast gereicht. Dies war meine persönliche Partie des Tages.
Hier der Endstand der verbunden mit einem herzlichen Glückwunsch zum Sieg an die gegnerische Mannschaft:
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