Irre Resultate in Runde 3
Das Losglück bescherte unserer Mannschaft trotz der Niederlage vom Vortag erneut einen Spieltag im Saal 1 und dazu einen „machbaren“ Gegner. Das Team Wasa SK war etwas ELO-schwächer und die Motivation, heute zu siegen, entsprechend groß.
Die Runde begann 10 Minuten verspätet, da aufgrund extremer Regenstürme hier und da die Elektrik den Geist aufgegeben hatte: Im Spielsaal war es zeitweilig funzelig, einmal kurz stockdunkel. Doch die Veranstalter bekamen das alles schnell in den Griff, verlegten sogar den Catering-Bereich auf die innere Seite des Saales und kümmerten sich wirklich rührend um Spieler und Gäste.
Die Partien können auf chess24.de nachgespielt und z.T. auch live verfolgt werden, denn die Schachfreunde spielen (noch) so weit oben, dass ihre Bretter elektronisch übertragen werden. :-)
Während Emil mit Weiß – gewohnt sicher – seine Vorbereitung aufs Brett stellte und Zeit sammelte, die er später dringend brauchen würde (es standen nach wenigen Minuten schon 11 Züge auf dem Partieformular), grübelte Rainer noch an Zug 1. Sein Gegner hatte 1. e4! gezogen, was Rainer überraschte, da sein Gegner sonst immer mit 1. Sf3 eröffnet. Hat dieser vielleicht was Fieses vorbereitet? Rainer entkorkte schließlich 1. ... c6?! Kenner seines Repertoires wunderten sich. In der Folge waren wohl beide Spieler aus dem Buch und es entstand eine Partie Marke Eigenbau, die zunächst ganz im Sinne von Rainer lief. Um es vorweg zu nehmen, grafisch würde sein Partie wie folgt aussehen:
Unspektakulär und sicher fuhren dagegen Johannes und Christoph nach ungenauem Spiel ihrer Gegner ihre Punkte ein, Henrik steuerte nach gehaltvollem Verlauf ein Remis bei. Die übrigen Bretter ließen einen ungefährdeten Mannschaftssieg erwarten.
Irrationales passierte an den Brettern 1 und 2.
Emils Sveshnikov-Partie stand zuerst leicht besser, dann etwa gleich, schließlich kippte sie und sah nach einer unvermeidlichen Niederlage aus. Nach 37. ... Lf8 oder Ta1 kann Weiß direkt aufgeben. Emil war kurz davor, seine Hand über den Tisch zu reichen, da passierte es:
In einem tragischen Moment von Schachblindheit zog sein Gegner Tc1+ und Emil schlug den ungedeckten Turm - Aufgabe.
Brett 2 stand da schon haushoch auf Gewinn (der Computer sagt -16,46):
Hat Rainer sich vom Geschehen am Nebenbrett verwirren lassen? Er kann hier mittels Dg5! einfach gewinnen, es droht Lxg3 mit unmittelbarem Matt oder Damegewinn – die Stellung ist aufgabereif. Stattdessen wollte Rainer das Partieende noch unkomplizierter gestalten. Er zog hier 35. ... Lxg3?? und plante anschließend mittels Dg5 mattzusetzen, sah aber erst nach dem Läufereinschlag, dass die weiße Dame das Feld g5 überdeckt. Also Leichtfigur quasi eingestellt! 36. Kxg3. Jetzt hätten 36. ... Df6 oder Dd6+ ins Remis führen können, doch es folgten im Panik-Modus 37. ... Txe4? 37. Kg2 und nun auch noch 37. ... d3?. Dieser Bauer hätte nun direkt mittels Dxd3 einfach vertilgt werden können, was der Gegner in dem emotionalen Chaos kurz vor der Zeitkontrolle ebenfalls nicht sah. In der Folge erreichte Rainer im Endspiel noch einen halben Punkt.
Zwischenzeitlich willigte Jan in das Remis ein, nachdem sich sein Gegner genau verteidigt hatte, sodass insgesamt ein nicht ganz verdient hoher Sieg zu Buche steht.
Die Ergebnisse und Aufstellungen sind hier immer aktuell einsehbar. Komischerweise müssen wir nach diesem Sieg in Saal 2 umziehen und haben trotz Tabellenplatz 16 (gleich hinter Alkaloid!) erneut einen machbaren Gegner. Wann kommen Mamedyarov & Co.?
Michail Chatzidakis - 13. November 2019
Haha, Rainers Partie war ein Genuss, chaotischer geht nicht!