Großer Kampf gegen Sarajewo

von am 30. September 2003 in ECC 2003, Europapokal

Großer Kampf gegen Sarajewo

Es hätte wohl kaum einer gedacht, dass wir dem Titel­ver­tei­diger und vierfachen Europa­cup­ge­winner Bosna Sarajevo einen knappen Kampf liefern könnten. Immerhin hatte SF Neukölln einen Elonachteil von deutlich über 200 Punkten pro Brett. Doch nach viereinhalb Stunden stand es 1:1! Die Ergeb­nisse lauteten: I. Sokolov-Borriss 1:0; Poldauf-Kasimdshanow 1:0 (der Usbeke hatte sich in der Eröffnung zu passiv aufgebaut). In den restlichen vier Partien lag jeweils ein Remis und damit ein 3:3 in Reich­weite, dachte ich zumindest...

Doch Stephan Berndt äußerte sich zu diesem Zeitpunkt bereits wenig eupho­risch über seine Stellung (zuvor stand er jedoch nach eigener Aussage - während der Partie - sehr gut, was die spätere Analyse mit Schirow bestä­tigte). Und wenig später hieß es Berndt-Schirow 0:1. Kann schon mal passieren gegen die Nummer 5 der Welt... Die beim Stande von 2:1 für Sarajevo noch laufenden drei Partien mutierten allesamt zu Seeschlangen. Nach ungefähr sechs Stunden stellte Henrik Rudolf seine Gewinn­be­mü­hungen mit symbo­li­schem Mehrbauern gegen Bojan Kurajica ein. Der Rostocker in Berliner Diensten, der in der ersten Runde gegen die Albaner den Sieg aus dem Feuer riss, geht nun auf einen Segeltörn durch die türkische Ägäis. Er wird in den letzten vier Partien durch Jan Wendt ersetzt. Danke Rudi!

Damit war der Kampf gegen Sarajevo verloren, denn Lars Thiede gg. (Kiril Georgiew) und Rainer Polzin (gg. Jewgeni Barejew) waren „nur“ auf Remiskurs. Nach exakt sechs Stunden und vierund­zwanzig Minuten musste sich Barejew ins Remis fügen. Der Weltrang­lis­ten­vierte konnte den Wider­stand des Berliner Rechts­an­waltes nicht brechen. Obwohl Barejew seine Leib-und-Magen-Variante im klassi­schen Königs­inder auf dem Brett hatte, in der er in den letzten Jahren mehrere Glanz­siege gegen Topalow (2002 im Kandi­da­ten­turnier in Dortmund) Radjabow und andere errungen hatte. Eine beein­dru­ckende Leistung Polzins, der gegen einen bis zum Schluss alle Nuancen der Stellung ausschöp­fenden Russen durch­hielt.

Um den 40. Zug herum gab es (in Zeitnot) viele lange Varianten zu berechnen. Wir analy­sierten in der Taverne später Möglich­keiten, das Spiel vorher mit Springer schlägt a6! statt Springer d4 noch chancen­reicher zu verwi­ckeln. Nach genau sechs­einhalb Stunden gab Thiede auf. Das Endspiel mit ungleich­far­bigen Läufern war lt. Kiril Georgiew objektiv remis, aber der Bulgare ist bekannt dafür, dass er minimal bessere Stellungen bis zum bitteren Ende knetet. Es war eine starke Leistung unseres Teams, das allein durch diese Leistung seine Europa­cup­be­rech­tigung nachge­wiesen hat. Anderer­seits sind wir nach dem Doppel-Los Tomsk/Sarajevo zunächst in den Keller abgerutscht und müssen morgen gegen Austria Graz ‘ran.

An der Tabel­len­spitze gab es bisher noch keine direkten Duelle der Favoriten. Mit einer Ausnahme: Tomsk und Norilsk trennten sich in einem beinhart geführten inner­si­bi­ri­schen Duell 3:3, wobei alles an dem Turmend­spiel Filippow (Tomsk)-Swjaginzew (Norilsk) hing, das letztlich trotz leichter schwarzer Vorteile remis endete.

Garri Kasparow führte heute sein Team Ladja Kasan gegen Tbilissi zum 4,5:1,5-Sieg , wobei für ihn in der letzten noch laufenden Partie dieses Wettkampfes (gg. Baadur Jobava) ein kleiner Parcours freige­sperrt wurde, damit Kasparow wie gewohnt auf und ab tigern konnte. Aber auch NAO Paris (Grischuk, Swidler, Adams, Vallejo plus die franzö­sische Natio­nal­mann­schaft) hat sich noch keine Blöße gegeben und bezwang heute Wesnianka Minsk (wie gestern Werder Bremen) sicher mit 4,5:1,5.

Spitze: 1. Ladja Kasan 6-0 Mannschafts-, 16,5 Brett­punkte, 2. NAO Paris 6-0 (15), Polonia Warschau 6-0 (15), 4. Lentransgas St. Petersburg 6-0 (13), 5. Alkaloid Skopje 5-1 (15), 6. Tomsk 400 5-1 (14), 7. Beer Sheva 5-1 (13), 8. Momot SC 5-1 (12), ... Werder Bremen 4-2 (10,5), SF Neukölln 2-4 (6,5)

NAO Paris-Wesnjanka Minsk 5-1, Ladja Kazan-Tbilissi 4,5-1,5, Tomsk 400-Nikel Norilsk 3-3, Polonia Warschau-Clichy 92 5,5-0,5, Momot SK-Beer Sheva 3-3, Eynatten-Lentransgas St. Petersburg 2,5-3,5, Alkaloid Skopje-SC Belfast 6-0, Bosna Sarajevo-SF Neukölln 4-2 (Barejew-Polzin remis, Schirow-Berndt 1-0, Sokolov-Borriss 1-0, Kasimdshanow-Poldauf 0-1, Georgiew, Kir.-Thiede 1-0, Kurajica-Rudolf remis ), Kiseljak-Phibsboro 6-0, Corpora Martin-CREchecs Liege 5-1, Tscha­turanga Wien-Zalae­gerszeg 0,5-5,5, Asker SK-Werder Bremen 2-4 (Carlsen-McSchane remis, Ostenstad-Hracek remis, Tsidall-Babula remis, Ekeberg-Joachim remis, Jansson-Meins 0-1, Hammerstad-Heissler 0-1), Sparkasse Gleisdorf-Polfa Grodzisk 2-4, Shlomo Tel Aviv-Jyväskylä 3-3, Barbican SC-Skolernes Aarhus 4-2, Limhamns SK-Trinec SC 3-3, de Sprenger Echternach-Kydon SC Chania 2-4, Rochade Eupen-SC Ankara 4,5-1,5, Herakleion-Hellir Reykjavik 1,5-4,5, Cardiff SC-Austria Graz 2-4, Witebsk-Joensuu SC 4,5-1,5, SK Glasinac-Drita Therandë 3,5-2,5, spielfrei: Nidum Liberals

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