Europapokal Runde 5: Derby-Stimmung in Griechenland
(von Henrik Rudolf aus Porto Carras)
Die Auslosung nach olympischer Wertung warf wiederum Fragen auf. Und zwar wird über alle gespielten Matches die Summe gebildet über: die Produkte aus Brettpunkten im jeweiligen Kampf mal die aktuellen Mannschaftspunkte jener Gegner. Diese wird nicht nur als 2.Wertung herangezogen, sondern auch zur Paarung (bei gleichen Mannschaftspunkten) obere gegen untere Hälfte verwendet. So kam es denn in der 5. Runde zum innerdeutschen Duell gegen Werder Bremen (Nr. 12 vs. Nr. 10 der Setzliste). Während an den Nachbartischen mit ebenfalls 4 Mannschaftspunkten Drejtesia (48, KOS) und Overtime (26, LTU) aufeinander trafen.
Nach etwa 1,5 Stunden waren die Eröffnungen passabel für uns gelaufen. Mit Schwarz an den Brettern 1 (Jan) und 5 (Alexander) hatten wir zumindest keine Nachteile, und Marco hatte eine komplexe Stellung im Caro-Kann wie vorbreitet bekommen, mit Mehrbauer aber weißer Kompensation. Mit Weiß hatte Dennes (Brett 2) im Dameninder ein bekanntes Bauernopfer (d4-d5) gebracht. Arnd (an 4) und Rainer (an 6) hatten gut spielbare Positionen erreicht, wobei man aber nicht von einem echten weißen Vorteil sprechen konnte.
In der nächsten Stunde erreichten Rainer (mit einem Wackler, der Bauer d5 hätte wohl verloren gehen können), Alexander (weißes e2-e4 zu optimistisch) und Marco (zu langsames Vorgehen des Gegners) bessere Stellungen. Auch Jan hatte bei jeweils drei Schwerfiguren mit einem schwarzfeldrigen Läufer Gegenspiel am Königsflügel während ein weißer Springer von Werle nur schön auf d5 stand.
Bei Dennes gegen Babula und Arnd gegen Zumsande ging in der Folge leider etwas grob schief: Babula hatte nun einen gesunden Mehrbauern und die Initiative, während Zumsande bei etwas deplatzierten weißen Figuren zum Konter mit g7-g5-g4 und Spiel auf der e-Linie ansetzte. Kurze Zeit später stand es im Zuge der Schwarzsiege an 2 und 4 leider 0:2. Jedoch waren an Brett 1 die weißen Schwerfiguren mittlerweile auf der Grundreihe paralysiert (Öffnung der f-Linie und Dh3 zugelassen) und Jan konnte seinen Angriff erfolgreich zum 1:2 abschließen. Außerdem hatte Grigorian in aufkommender Zeitnot die Koordination weiter verloren und Alexander stand mit Mehrfigur bald auf Gewinn.
Während Marco weiter sehr gut stand, hatte Rainer klaren Vorteil erzielt, aber bei einer Tauschaktion und Bauerngewinn eine Qualität eingebüßt (Ld4). Im Anschluß kam umgehend ein Remisgebot von Richter, und Rainer entschied sich nach Anfrage (Kommunikation ist ansonsten nicht gestattet) an den Schreiber dieser Zeilen (Henrik) und Freigabe zur Annahme. Ärgerlicherweise wurde endgültig in der Analyse klar, dass Rainers Stellung durch die neue Konstellation Springer und Bauer vs. Turm noch besser wenn nicht sogar gewinnträchtig geworden war (g3-g4). Weiterhin hatte Markgraf kurz vor der Zeitkontrolle etwas Aktivität am Damenflügel bekommen, und Marco (mit mittlerweile zwei Mehrbauern und auch offenem weißen König) konnte sich nach einiger Berechnung nicht für eine in einer Endspiel-Variante sehr riskant erscheinende Abweichung von der Verfolgung seiner Dame (c6-c8-c6) durch den weißen Turm (b6-b8-b6) entscheiden. Mit dreimal gleicher Stellung im 41.Zug war dann das Remis zum 3:3 besiegelt.
Es war ein guter Wettkampf mit spannenden Partien und trotz zwischenzeitlichem 0:2 ein für die Bremer sicherlich etwas glücklicher Ausgang.
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