Auftaktsieg gegen Viernheim - Remis gegen Griesheim
Der Start in die neue Bundesligasaison schien zunächst gelungen. Mit einem - wenn auch knappen - 4½ zu 3½ gewannen die nach ELO-Zahlen favorisierten Schachfreunde in der 1. Runde gegen die Aufsteiger aus Viernheim.
Ilja Schneider remisierte als Erster, die meisten anderen Bretter standen zu diesem Zeitpunkt ausgeglichen bzw. schon deutlich besser (Bretter 2, 7 und 8). Matthias Dann spielte eine spannende Partie und landete in einem vorteilhaften Endspiel, das jedoch dem Gegner noch Widerstandspotenzial bot, welches dieser nutzte: Etwas unglücklich wurde diese Partie doch noch verloren. Remisen standen an den Brettern 1 und 5 zu Buche, während Peter Michalik lange eine schlechter stehende Partie kämpfte, die nicht zu halten war. Es gab schließlich auch 3 schöne Siege durch Aleksander Mista, Arnd Lauber und Lars Thiede, wobei jeweils gegnerische Zeitnot im Spiel war.
Aleksander spielte eine zweischneidige Partie, in der sein Gegner einen Bauern geopfert und im Gegenzug das Läuferpaar und aktives Spiel erhalten hatte. Die Stellung wurde taktisch immer schärfer, plötzlich spielte ein Freibauer auf der c-Linie eine gewisse Rolle und den etwas überraschenden Schlusspunkt setzte mit 35. Dxf6! ein taktischer Schlag, nach dem Materialverlust nicht mehr zu vermeiden war.
Arnd bestrafte in dynamischer Stellung Ungenauigkeiten seines Gegners und einen schweren (zeitnotbedingten?) Verteidigungsfehler im 31.Zug. Aus heiterem Himmel - so schien es - verfügte er über einen Turbo-d-Bauern, der ihm zusammen mit druckvollem Einsatz der Schwerfiguren einen tollen vollen Punkt bescherte.
Lars spielte - wie immer bewundernswert geduldig - einen stabilen Vorteil heraus und steigerte seinen Druck am Königsflügel. Das Finale: schneller Schwenk von Turm und Dame zum Damenflügel, der Gegner schon in heftiger Zeitnot. Und dann hebt ein brutaler Zug die schwarze Stellung aus den Angeln: 35. c5! Sehr lehrreich in Bezug auf Verdichtung von Vorteilen und praktisches Spiel gegen die gegnerische Zeitnot.
Schachfreunde Berlin 4½-3½ SC Viernheim 2 Kraemer,Martin ½ : ½ Maze,Sebastien 1 3 Mista,Aleksander 1 : 0 Wells,Peter K 2 4 Michalik,Peter 0 : 1 Abergel,Thal 3 5 Schneider,Ilja ½ : ½ Libiszewski,Fabien 4 6 Maksimenko,Andrei ½ : ½ Beikert,Guenther,Dr. 6 7 Dann,Matthias 0 : 1 Meinhardt,Maximilian 7 8 Lauber,Arnd 1 : 0 Mandel,Andreas 8 12 Thiede,Lars 1 : 0 Tresch,Ralf 13
Nach dem samstäglichen Sieg gegen den SC Viernheim gingen die Schachfreunde am Sonntag gegen einen weiteren Mitbewerber um den Abstieg, den SV Griesheim, wieder optimistisch zu Werke, auch wenn der ELO-Vorsprung diesmal nicht so groß wie am Vortag war. Nach etwa 2 Stunden Spielzeit sah es dann auch recht gut aus: An Brett 1 war klarer Vorteil zu sehen. Mittels 14. e6! waren die Weichen auf Angriff gestellt. Weiß ist besser entwickelt und hat mit den Doppelbauern auf der e-Linie Angriffsziele mit Blick auf den schwarzen König geschaffen - das sah schon fast nach einem Kantersieg aus. Auch Brett 6 ließ durchweg hoffen. Im 17. Zug war hier sogar ein einfacher Qualitätsgewinn drin. Die übrigen Partien wirkten mehr oder weniger ausgeglichen mit z.T. erheblichem Zeitvorteil auf Seiten der Schachfreunde.
Wer nach einer weiteren Stunde dem Fortgang der Dinge vom heimischen Sofa aus folgen wollte, guckte in die Röhre: Die Partien waren quasi eingefroren, kein Fortgang zu sehen, Brett 1 (wo es doch zunächst nach viel Spannung ausgesehen hatte) war gänzlich ohne Anzeige.
Doch schließlich erblickten die Fans einen Endstand von 4:4. Was war in der Zwischenzeit passiert? Martin Krämer übte zu zaghaften Druck aus, der Gegner verteidigte gut, Abtausch und Verflachung - Remis. Aleksander Mista verpasste in leicht besserer Stellung die Öffnung der schwarzen Diagonale und sofortigen Materialgewinn (möglich war 37. ... Sd3!) und verlor schließlich noch. Remisen gab es bei Stephan Berndt, Peter Michalik und Ilja Schneider (der aus remisliger Stellung ein leicht besser stehendes Endspiel erkämpfte, das aber trotz stundenlangen Knetens leider auch nicht mehr als einen halben Punkt hergab). Eine dynamische und in der Endphase kompromisslose Partie gewann Andrei Maksimenko, während Matthias Dann heute nicht zu seinem Spiel fand und gegen den kraftvoll spielenden Ivan Farago verlor. Den ausgeglichenen Endstand machte Arnd Lauber perfekt. Im 40. Zug gewann er mit einer schönen Kombi einen Bauern, zerlegte die Bauernstruktur des Gegners und erreichte ein gewonnenes Turmendspiel, das er sicher und mit wenigen starken Zügen nach Hause fuhr. Arnd ist damit als einziger mit 2 aus 2 in die neue Bundesligasaison gestartet - herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Erfolg!
Alles in allem ist dieses 4:4 gegen die Griesheimer schon etwas enttäuschend. Die Chance, sich für diese Saison mit etwas Rückenwind auszustatten, wurde vertan. Die Schachfreunde werden auch 2013⁄14 wieder hart um den Klassenerhalt kämpfen müssen.
SV Griesheim 4 - 4 Schachfreunde Berlin 1 Piorun,Kacper ½ : ½ Kraemer,Martin 2 2 Tazbir,Marcin 1 : 0 Mista,Aleksander 3 3 Bulski,Krzysztof ½ : ½ Michalik,Peter 4 4 Grabarczyk,Miroslaw ½ : ½ Schneider,Ilja 5 5 Murdzia,Piotr 0 : 1 Maksimenko,Andrei 6 7 Farago,Ivan 1 : 0 Dann,Matthias 7 8 Izsak,Gyula 0 : 1 Lauber,Arnd 8 10 Walter,Stefan ½ : ½ Berndt,Stephan 9
Rainer Polzin - 20. Oktober 2013
Die Partien aus dem Wettkampf Schachfreunde Berlin gegen Griesheim sind jetzt korrekt!