Anand, Abel, Bader
Am Sonntag haben wir wie erwartet gegen Weiße Dame verloren. Das 1:7 täuscht allerdings ein wenig einen klaren Spielverlauf vor. Immerhin waren nach 4 Stunden noch 7 Partien umkämpft. Da wir als Mannschaft um die Weihnachtszeit herum aber gerne Spendierhosen anhaben, haben wir mal glatt 3,5 Punkte verschenkt. So wurde hier im 41. Zug eine Dame gegen Läufer und Turm eingestellt, dort ein freistehender Springer des Gegners einzügig nicht genommen, an einem anderen Brett eine leicht bessere Endspielstellung zu einer Verlustpartie verhunzt und an Brett 2 eine taktische Siegkombination nicht gefunden und stattdessen auch ein Verlust eingefahren.
Beim Nachspielen meiner Partie gingen mir vor allem 2 Partien durch den Kopf, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Beide Partien waren von entscheidender Bedeutung und unterscheiden sich daher etwas von meiner und dennoch sind sie symptomatisch für Patzerei in einem kritischen Moment. In allen 3 Partien hat es Schwarz versäumt, den entscheidenden Siegpunch zu machen. Stattdessen geht die Partie verloren. Aber seht selbst:
Die ganze Schachwelt hat gesehen, dass Anand als Schwarzer hier 26..... S:e5 spielen muss und die Partie gegen Carlsen damit quasi gewonnen ist. Stattdessen folgte 26.... a4?? mit Partieverlust und Verlust der Chance den Weltmeistertitel zurückzuholen
Ganz Schachdeutschland hat gesehen, dass unser Schachfreund Abel im Bundesligakampf gegen Dresden 65.... S:e5 spielen muss, um einen Bauern zu gewinnen. Die Partie gegen Wolfgang Uhlmann wäre damit quasi gewonnen und der Bundesligakampf der Mannschaft ebenfalls. Stattdessen folgte 65.... L:e5?. Dennes übersieht die Springergabel auf f8 und verliert dadurch letztlich die Partie.
Mein ganzes Schachgefühl sagte mir, dass diese Stellung für Schwarz gewonnen ist. Und auch den entscheidenden Zug habe ich gesehen, aber leider nicht konsequent zu Ende gerechnet. Was muss ich im 24. Zug als Schwarzer spielen, um Gewinnvorteil zu bekommen?
Die Partien von Anand und Dennes Abel haben mich etwas getröstet. Auch Spieler mit einer Spielstärke, die ich nie erreichen werde, machen Patzer, die im Grunde genommen unerklärlich sind. Anand konnte sich nicht von seinem „Plan“ am Damenflügel trennen, Dennes wollte „nur den Bauern auf e5 gewinnen“ und ich hatte „Ehrfurcht“ vor dem Damenopfer.
Ich wünsche allen Lesern hier eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Auf bald und die Lösung meiner persönlichen Taktikaufgabe könnt ihr hier gerne posten.
Euer Arnd
Arnd Bader - 19. Dezember 2014
Hallo Arne, du hast die Lösung gefunden.
In der Partie fängt mein Taktikproblem allerdings schon einen Zug früher an. Weiß droht 24. L:g6 Lg6. 25. D:g6 mit Matt auf h7. Mir stellte sich also die Frage, wie ich h7 decken soll. So erklärt sich, dass meine Dame in der Partie nach a7 gezogen wird.
Ich habe aber noch etwas anderes übersehen. Statt 23.... Sd4 ! hätte ich auch den etwas schwächeren Zug 23.... S:f2 spielen können. Aber, so mein Gedankengang, was mache ich denn gegen 24. T.h5 g:h5 25. D:h5 mit Mattdrohung auf h7? Ich habe den Zug 25.... Sd3 einfach nicht gesehen.
So erklärt sich, dass ich im 24.... Sd4 mit Mattdrohung gespielt habe und dann leider nach 25. Ld3, den ich natürlich gesehen habe, über meine „Ressource“ Da7, um h7 irgendwie decken zu können, ganz glücklich war. Die Lösung 24..... S:f2 !! habe ich dann so nicht mehr berechnet, weil meine Überlegungen zuvor ja „gezeigt“ hatten, dass dieser Zug nicht funktioniert.
Dass nach jedem Zug im Prinzip eine neue Stellung entsteht, muss man sich in jeder Partie, die man ernsthaft angeht, immer wieder vergegenwärtigen. So ist wohl für uns „interessierte Laien“ auch zu erklären, weshalb so Schachgrößen wie Anand an „offensichtlichen“ Zügen manchmal „unverhältnismäßig“ lange nachdenken. In der oben gezeigten Partie gegen Carlsen hat er 26.... a4 übrigens á tempo gespielt und letztlich damit genau den gleichen Fehler gemacht: eine nach 26. Kd2 neu entstandene Stellung nicht noch mal berechnet.
Arne - 19. Dezember 2014
Also, es ist noch früh am Morgen, aber 24 ... Sx f2 scheint Material zu gewinnen, ( 25 Lxa6 Sxh3+ 26 gxh3 Sf3 + 27 Kg2 Sxg5 28 Lxg5 Txa6 ) auf anderen Zügen als 25 Lxa6 nimmt Schwarz einfach dem Laüfer auf d3. Viel Erfolg noch!