Mission Klassenerhalt (2)
Sonntag, 02.04.2023
Heute muss ein Sieg her, um noch Chancen auf den Klassenerhalt zu wahren. Allerdings ist die gegnerische Mannschaft - geballte kroatische Kampfkraft - an den meisten Brettern etwa gleich stark. Das muss heute mit Motivation und vielleicht auch Kondition gelöst werden. Let’s do it. Hier die Aufstellung:
Hier können die Partien live verfolgt bzw. nachgespielt werden.
Etwas überraschend nach 17 Zügen das erste Resultat: Marco remisiert nach Zugwiederholung gegen Darko Doric.
Was mich als Fan dieser Eröffnung total freut: Kacper spielt Französisch und hat schon nach ein paar Zügen mit Schwarz eine Stellung zum Spielen erreicht. Jaczek steht nach Skandinavischer Eröffnung mit Weiß aussichtsreich, muss allerdings mit der Bedenkzeit etwas knausriger werden. Martin spielt heute mit Ansage „das, was gestern Shirov gegen mich gespielt hat“ (Spanisch, Archangelsker Variante), er dürfte also mit dem Output der Eröffnung zufrieden sein. Felix’ Stellung sieht sehr harmonisch aus, er hat mit Schwarz ganz geschmeidig Ausgleich erzielt. Max spielt mit Weiß eine Karlsbader Struktur und ich bin gespannt, wie sich das Geschehen im Zentrum weiterentwickeln wird. Emils Partie hat auch Potenzial auf Action, allerdings - finde ich - eher aus weißer Sicht. Mittels des Vorstoßes c4 wird Weiß das Zentrum aufbrechen wollen und Raum gewinnen, Linien und Diagonalen für sein Läuferpaar öffnen... Was wird Schwarz dagegen aufbieten?
Es fällt auf, dass an den ersten vier Brettern jeweils die Weiß-Spieler sehr viel mehr Zeit als ihre Gegner aufgewendet haben.
An Brett 1 hat Jan-Christian ganz schön zu kämpfen. Eine sehr rechenintensive Partie, man merkt es an seinem Zeitverbrauch, doch er ist taktisch auf der Höhe und findet viele schöne aktive Verteidigungsideen, die - soweit - auch alle funktionieren. Hier wäre ein Remis ein schöner Erfolg.
Remis endete die Partie von Kacper, er stand schließlich wohl minimal, aber nicht verwertbar besser.
Leider ist bei Jaczek in undurchsichtiger Phase mit Initiative für Schwarz ein plötzlicher Zusammenbruch eingetreten. In schon gefährdeter Stellung musste Jaczek auf 24. ... Le5 25. Td1 finden - nur dann überlebt er überhaupt und steht schließlich besser, wobei in jedem Fall noch ein paar genaue Züge zu finden sind. Doch hier brauchte man Zeit, die nicht mehr da war. Im praktischen Sinne hat sein Gegner Ivan Ivanisevic offenbar alles richtig gemacht.
Sehr schöne und wichtige Siege fuhren Martin und Felix ein. Herzlichen Glückwunsch! Felix stand schon die ganze Partie über besser. Allerdings schien nicht nur für den Amateur die Verwertung des Mehrbauern nicht auf der Hand zu liegen. Schließlich baute Schwarz einen Königsangriff auf, und Weiß strauchelte ohne eine weitere Chance zur Gegenwehr aufgrund typischer Zeitnot-Züge (38. De3, 39. Te1). Der letzte schwarze Zug vor der Aufgabe ist zwar nicht schwer zu finden, aber wirklich schön.
Martins Stellung fand ich erst nicht so superspannend. Eine ausgeglichene ruhige Stellung, alles gedeckt und gut platziert, was sollte da schon passieren? Immerhin Weiß ging voran mit h4-h5. Schwarz wehrte jedoch den nicht sehr bedrohlichen weißen Königsangriff ab, bevor er dann - immer seinen c-Bauern deckend - mit Kraftzügen (Tf5! Sf4!) mal eben locker eine Qualität und dann ganz schnell die Partie gewann. Das war schön anzusehen!
Auch Max wird gewinnen! Er stand schon lange auf Sieg, hat stundenlang gearbeitet, eine Mehrfigur erspielt und fährt das Ganze nun nach Hause. Und damit ist der doppelte Mannschaftspunkt auch schon im Kasten.
Toll ist, dass Emil wieder im Spiel ist. Nach einer taktisch extremen Phase, an deren Ende ungleiche Materialverteilung auf dem Brett verblieb (Emil mit Dame und vielen Bauern am Königsflügel gegen zwei Türme und Läufer) mit vermutlich Vorteil für Weiß, bewegen sich nach und nach Emils Bauern in Richtung der Umwandlungsfelder. Die Engine bewertet das Ganze mit 0,00 - für mich heißt das nur, sie blickt auch nicht durch... Die Partie wird nicht Remis ausgehen, weil hier Menschen am Werk sind.
Mit 53. Df2+ Ka3 gefolgt von b4+ findet Emil die aussichtsreichste Fortsetzung! Seine Dame ist unglaublich stark und droht ständig, irgendeinen ungedeckten Turm, den Läufer oder den Bauern auf a zu schlagen.
Diese Partie ist Wahnsinn. Emil verbleibt mit kaum mehr als dem Inkrement, der Dame und den vielen vorgerückten Bauern gegen eine (neue!!) Dame und einen Läufer - das gewinnt er sogar noch!
Ja, was will man mehr?! Großes Kino auch für die Zuschauer, und vielleicht kommt es auf das Brettpünktchen ja noch mal an.
Das Ergebnis steht fest: Die Schachfreunde Berlin gewinnen hoch mit 5,5 zu 2,5!
Im Abstiegskampf haben die Schachfreunde einen Platz gutgemacht mit diesem Sieg. Allerdings hat der FC Bayern München heute ebenfalls gewonnen und zwar gegen eine recht schwache Abordnung des SV Mülheim Nord. Nicht nur Mannschaftsleiter Lars findet das unfair, und wir werden mal sehen, wie sich die Schachfreunde am letzten Bundesligawochenende im direkten Aufeinandertreffen dafür revanchieren können.
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