Spielspaß auf der Zielgeraden
Noch vier Runden bis zum Ende der Saison. Die Schachfreunde Berlin sind nach Viernheim gefahren. Am Samstag wird gegen Hockenheim gespielt, derzeit auf Tabellenplatz 3, am Sonntag dann gegen den Gastgeber, Aufsteiger Viernheim. An der Aufstellung kann man schon erkennen, dass unsere Jungs sich entweder nicht viel ausrechnen an diesem Wochenende und/oder dass auch unsere hinteren Bretter mal gegen ehemalige Weltmeister und andere Weltklasse-Leute spielen wollen. Das ergibt auf jeden Fall Spielspaß - es kommen dabei oft schöne Partien und unverhoffte Punkte heraus, zumindest aber die Erfahrung, es einem harten Gegner schwergemacht zu haben (oder auch nicht).
Leider setzt die Übertragung zu spät ein und zeigt noch dazu öfter sinnlose Bewertungen der Stellungen sowie unglaubliche Zeitangaben. Hier können die Partien nachgespielt werden.
Fast 4 Stunden sind gespielt. Marcos Partie ist zweischneidig. Er greift am Königsflügel, Ex-Weltmeister Karpov am Damenflügel an. Wenn Marco nun 30. g5 spielt, setzt er den schwarzen König gehörig unter Druck. Die Partie ist schön anzusehen soweit. Karpov konnte noch nichts herausholen. Mein Eindruck ist, er muss um Ausgleich kämpfen, da Marcos Angriff am Königsflügel aussichtsreicher scheint.
Die Partie zwischen Krzysztof Jakubowski und Jevgeny Tomashevsky ist ausgeglichen, auch die Bauernstruktur ist völlig symmetrisch. Wären da nicht fast 200 ELO-Punkte Differenz, man würde ein sicheres Remis einplanen.
Dennes ist leider schon fertig. Er stand nahezu ausgeglichen, als er sich im 17. Zug für die lange Rochade entschied. Es folgte – wenig überraschend – 17. ... b5 und schon kurz darauf konnte Dennes Materialnachteil nicht mehr vermeiden und gab auf. Die Partie hat quasi nicht stattgefunden. Sehr schade.
Auch bei Felix Blohberger ging etwas grob schief. Nach zunächst guter Verteidigung beim Versuch, die gegnerische Dame zu fangen, ging zuerst der g5-Bauer verloren (nachdem vorher schon ein Bauer auf der Strecke geblieben war, der allerdings für Kompensation). Inzwischen hat sich sein Gegner Alexander Moiseenko den dritten Bauern gegönnt, und das wird zu viel sein, die Partie wird wohl für Felix verloren gehen.
Alexander Seyb spielt eine interessante Partie, auch wenn mir scheint, er hätte mehr aus seinem Angriff herausholen können. Das Endspiel kann noch lange gehen. Sein Gegner Arik Braun hat einen Turm für Läufer und h7-Bauern hergegeben, dafür verfügt er nun über weit vorgerückte Bauern auf a3 und b4 und ein dominantes Springerpaar, während Alexanders Läufer auf a1 nicht mehr tut, als den vorrückenden a-Bauern des Gegners zu stoppen. Hier wird auf drei Ergebnisse gespielt.
Mannschaftsleiter Lars Thiede an Brett 6 durfte auch mal wieder spielen, ist allerdings von einer Erkältung geplagt und etwas angeschlagen (vermutlich steckt ihm noch das letzte Wochenende in den Knochen). Gegen David Baramidze hat er mit Schwarz eine gut spielbare Stellung aufs Brett gebracht, dann aber wohl etwas brachial gespielt (22. ... d4). Der Angriff verflachte, der Gegner erschloss sich Gegenspiel und nach beiderseitigen Ungenauigkeiten bleibt nun für Lars ein schlechteres Endspiel übrig.
Die Bretter 7 und 8 sind „eingefroren“, da bewegt sich schon lange nichts mehr. Während die angezeigte Stellung von Debütant Johannes Florstedt gegen seinen 220 ELO-Punkte schwereren Gegner Rainer Buhmann eine Zugwiederholung nahelegt, scheint Emil Schmidek verloren zu haben, auch wenn die Anzeige das noch nicht wahrhaben will.
Ich muss mal jammern: Die Übertragung bewegt sich nicht. So wird für Johannes Florstedt ein Sieg nach 20 Zügen angezeigt, bei erwartbarer Zugwiederholung... Wer weiß, wie die Bretter stehen, welche Resultate es zwischenzeitlich gibt?
Bis Sonntag früh hält sich die falsche Darstellung, und nun kommen die Ergebnisse etwas unvermittelt:
Schachfreunde Berlin 1 : 7 SV 1930 Hockenheim Baldauf, Marco ½ : ½ Karpov, Anatoly Jakubowski, Krzysztof 0 : 1 Tomashevsky, Jevgeny Abel, Dennes 0 : 1 Ponomarjov, Ruslan Blohberger, Felix 0 : 1 Moiseenko, Alexander Seyb, Alexander ½ : ½ Braun, Arik Thiede, Lars 0 : 1 Baramidze, David Florstedt, Johannes 0 : 1 Buhmann, Rainer Schmidek, Emil 0 : 1 Wagner, Dennis
Nur Marco und Alexander konnten schließlich Remisen erzielen, alle anderen wurden Opfer ihrer ELO-mäßig deutlich stärkeren Gegner.
Am Sonntag wurden mehr Punkte eingefahren, wenn auch der Kampf insgesamt knapp verloren ging: 3,5 zu 4,5 gegen Viernheim.
Leider sind bis zum Sonntag Abend keine Partien und Einzelergebnisse auf schachbundesliga.de sichtbar. Immerhin stehen die Ergebnisse bei schachbund.de.
Schachfreunde Berlin 3½ : 4½ SC Viernheim Krämer, Martin 0 : 1 Kryvoruchko, Yuriy Baldauf, Marco ½ : ½ Maze, Sebastien Jakubowski, Krzysztof 0 : 1 Fedorchuk, Sergey A. Abel, Dennes 0 : 1 Kovalenko, Igor Blohberger, Felix 1 : 0 Libiszewski, Fabien Seyb, Alexander ½ : ½ Abergel, Thal Florstedt, Johannes ½ : ½ Markert, Malte Schmidek, Emil 1 : 0 Heinemann, Josefine
Am längsten spielte Dennes, er verteidigte ein Doppelturmendspiel mit Minusbauer. Leider am Ende nicht erfolgreich, denn sein Gegner Igor Kovalenko zeigte überzeugende Technik und führte den entfernten Freibauern zum Sieg.
Mannschaftsleiter Lars hat wieder fleißig fotografiert. Vielen Dank dafür!
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