Kampf gegen Windmühlen
Wer die Aufstellung der Schachfreunde gegen Deizisau und Baden-Baden an diesem Wochenende gesehen hat, konnte Schlimmes ahnen. Gegen Deizisau lagen im Schnitt 170 ELO-Punkte pro Brett zwischen den Berlinern und ihren Gegnern, mit Ausnahme von Brett 4 (Vincent Keymer ist jedoch in einem enormen Aufwaertstrend und spielte auch an diesem Wochenende sehr stark und erfolgreich). Wie erwartet noch schlimmer klaffte die ELO-Luecke gegenueber Baden-Baden: Hier waren es pro Brett im Schnitt 250 ELO-Punkte. Da kann man sich schon etwas verheizt fuehlen, auch wenn man sicherlich mit der Hoffnung auf einen Achtungserfolg in den Kampf zieht.
Am Samstag gab es dann auch eine deutliche Niederlage, am Sonntag gegen die Deutschen Meister gar eine fast volle Packung.
Hier koennen die Partien nachgespielt werden.
(Ich schreibe diesen Beitrag unterweg mit einer kyrillischen Tastatur, weil ich mein Notebook nicht dabei habe. Daher Umlaute etc. nur verhikelig, sorry.)
Erstmals bei den Schachfreunden im Einsatz war Felix Blohberger, der gegen Deizisau gegen GM Andreas Heimann immerhin einen halben Punkt zum Gesamtergebnis beitrug (vielleicht waere sogar noch mehr drin gewesen).
Ohne einen einzigen Sieg kehren die Schachfreunde heim, doch waren einige gute Stellungen unterwegs zu sehen. Einen schoenen Erfolg durch tapferes Durchhalten in einem Turmendspiel mit Minusbauern brachte Dennes Abel ein Remis gegen Michael Adams ein.
Kurz vor einer Sensation stand Arnd Lauber. Um ein Haar haette er seiner Gegnerin, Ex-Weltmeisterin Hou Yifan, eine Niederlage verpasst. Nach einem mir gaenzlich unverstaendlichen Verteidigungszug in schwerer Stellung und Zeitnot (34. ... h6) blies Arnd ebenso ueberraschend zum Rueckzug. In einer wilden Schlussphase verlor er aus Fast-Gewinnstellung heraus den Faden und kam selbst ganz ploetzlich unter die Raeder. Sehr schade!
Bemerkenswert fand ich auch die franzoesische Partie von Emil Schmidek gegen einen meiner Helden, Alexei Shirov. Bis kurz vor der Zeitkontrolle hielt er sehr gut mit, das Mittelspiel hat mich beeindruckt! Doch dann verliessen ihn vermutlich seine Instinkte - jedenfalls zog er 36. Td6? in ausgeglichener Stellung, statt mit Sc2! seinen Springer wieder am Geschehen teilnehmen zu lassen und einen der schwachen Bauern auf d5 oder f5 spaeter abzuholen. Von der anschliessenden Deplatziertheit sowohl des Turms als auch des Springers sollte er sich nicht wieder erholen.
Trotz des traurigen Mannschaftsergebnisses gegen uebermaechtige Gegner kann einer an diesem Wochenende sehr zufrieden sein: Jan Sprenger. Ihm gelangen zwei Remisen und damit ein Gewinn von 9 ELO-Punkten, und zwar gegen Peter Leko und den Weltranglisten-16. Radoslaw Wojtaszek.
Hier die Ergebnisse:
Schachfreunde Berlin 5½ : 2½ Schachfreunde Deizisau Sprenger, Jan ½ : ½ Leko, Peter Schreiner, Peter ½ : ½ Bluebaum, Matthias Baldauf, Marco ½ : ½ Meier, Georg Abel, Dennes 0 : 1 Keymer, Vincent Blohberger, Felix ½ : ½ Heimann, Andreas Lauber, Arnd 0 : 1 Kozul, Zdenko Seyb, Alexander ½ : ½ Kollars, Dmitrij Schmidek, Emil 0 : 1 Graf, Alexander
Schachfreunde Berlin 1 : 7 OSG Baden-Baden Sprenger, Jan ½ : ½ Wojtaszek, Radoslaw Schreiner, Peter 0 : 1 Rapport, Richard Baldauf, Marco 0 : 1 Naiditsch, Arkadij Abel, Dennes ½ : ½ Adams, Michael Blohberger, Felix 0 : 1 Bacrot, Etienne Lauber, Arnd 0 : 1 Hou, Yifan Seyb, Alexander 0 : 1 Movsesian, Sergei Schmidek, Emil 0 : 1 Shirov, Alexei
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