Ohne Puste auf der Zielgeraden
Die vorletzte Runde der ausklingenden Bundesliga-Saison wurde am Montag gespielt. Bei den Schachfreunden wäre bei kräftigem Endspurt vielleicht noch ein Europacup-Startplatz drin gewesen, dazu für Dennes die Chance, sich eine GM-Norm zu sichern. Manch einer wollte noch seine individuelle Saisonausbeute verbessern - genügend Motivation war also vorhanden.
Das Endergebnis von 4:4 klingt gegen den USV TU Dresden vielleicht nicht schlecht, aber angesichts früh sich abzeichnender guter bis besserer Stellungen ist es magerer als es hätte sein müssen.
http://schach2018.berlin/live/bundesliga-live
Schachfreunde Berlin 4 : 4 USV TU Dresden Piorun, Kacper 0 : 1 Gajewski, Grzegorz Mista, Aleksander 1 : 0 Paehtz, Elisabeth Tomczak, Jacek ½ : ½ Vogel, Roven Jakubowski, Krzysztof ½ : ½ Neef, Maximilian Sprenger, Jan Dr. ½ : ½ Maiwald, Jens-Uwe Schreiner, Peter 0 : 1 Tischbierek, Raj Abel, Dennes ½ : ½ Gauglitz, Gernot Lauber, Arnd 1 : 0 Hoffmann, Paul
Dresden brachte an jedem Brett weniger ELO mit, und man sah mal wieder, wie wenig Aussagekraft mitunter die ELO hat. Bis auf Grzegorz Gajewski spielte Dresden diesmal mit Einheimischen. Kacper an Brett 1 kam früh mit Weiß nach seltsamer Eröffnung unter die Räder. Umso erfreulicher Alksanders Partie. Gegen Elisabeth Paehtz, die sich nicht an die Kleiderordnung der Bundesliga gehalten hatte und ganz in Schwarz sowie schulterfrei und flott decolettiert am Brett saß, hatte er keine Probleme. (Apropos Kleiderordnung: Die Anforderung besagt, alle Spieler (ich vermute fast, das gilt auch für Spielerinnen) müssen in einheitlicher Mannschaftskleidung zum Wettkampf erscheinen. Vielleicht haben ja auch die 7 Dresdener Mannschaftskameraden von Elisabeth sich nicht an die mannschaftsinterne einheitliche Kleiderordnung gehalten. Man stelle sie sich vor, die 7 Schachspieler: obenrum schwarz bekleidet mit viel Haut, unten schwarze Strumpfhosen und enge Höschen - da wären doch die Gegner etwas verwirrt gewesen. Aber so?!)
Jacek, Krzysztof und Jan remisierten, wobei die Zeiteinteilung bei Jacek kurz vor Remisschluss (noch 1,5 min + Inkrement für noch 16 Züge) schon etwas kritisch war. Peter spielte die seit dem Kandidatenturnier sehr modernen Züge g7-g5-g4, doch sein Gegner Raj Tischbierek kam damit gut klar und stand besser. Peter gab schließlich die Dame gegen Turm, Läufer und Bauer, doch die gegnerische Dame killte mit Unterstützung des Läuferpaares binnen weniger Züge den schwarzen König. Zum Glück hatte da Arnd schon gewonnen (sein Gegner hatte einen Bauern für fast nix geopfert und ohne Kompensation und gegen Arnds gute Technik verlor er klar).
Dennes war der tragische Held des Tages, er spielte über 6 Stunden und 72 Züge. Er stand die ganze Partie über etwas besser und wickelte in ein Endspiel ab, das immer vielversprechend bzw. gewonnen aussah und irgendwann von der Engine mit +9 bewertet wird. Doch dahinter stehen oft einzige Züge, die man finden muss, und Schwarz - UKA-Sponsor Gernot Gauglitz - wehrte sich kräftig. Einige wenige weiße Ungenauigkeiten reichten aus, um die +9 in + 0,3 zu verwandeln. Damit aus der Traum von der vorzeitigen GM-Norm. Im Falle eines Sieges wäre Dennes am Dienstag nicht noch einmal angetreten. Sehr schade für Dennes, der so oder so eine bärenstarke Saison hingelegt hat.
Abends dann immerhin ein schönes gemeinsames Essen mit hinzugekommenen Vereinsmitgliedern, bei einigen Spielern Wunden lecken und sich irgendwie noch für den letzten Kampf gegen Werder Bremen motivieren. Mannschaftsleiter Lars bekam von Jan eine Flasche Wein und dankende Worte von allen für die Arbeit in dieser Saison.
Dann der Dienstag, hier nur kurz skizziert. Kacper hatte mit Laurent Fressinet wieder einen sehr starken Gegner und konnte in der Partie nicht Tritt fassen. Jan verlor gegen Tomy Nyback, der die vorgerückte weiße Bauernansammlung am Königsflügel zuerst wirksam mit 32. ... f6 stoppte und dann den Plan Sf8 - d7 - b6 nebst 35. ... c4 verwirklichte, und Weiß hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Peter und Dennes standen recht gut, zeitweilig besser, erzielten aber dennoch beide nur ein Remis, wie auch alle übrigen Schachfreunde in weitgehend ausbalancierten Partien, sodass am Ende eine 3:5 Niederlage stand, nicht wirklich unerwartet.
Schachfreunde Berlin 3 : 5 SV Werder Bremen Piorun, Kacper 0 : 1 Fressinet, Laurent Tomczak, Jacek ½ : ½ Edouard, Romain Jakubowski, Krzysztof ½ : ½ Hracek, Zbynek Sprenger, Jan Dr. 0 : 1 Nyback, Tomi Schreiner, Peter ½ : ½ Babula, Vlastimil Abel, Dennes ½ : ½ Werle, Jan Seyb, Alexander ½ : ½ Zumsande, Martin Schmidek, Emil ½ : ½ Grigorian, Spartak
In der Abschlusstabelle stehen die Schachfreunde auf Platz 9 mit 15 Mannschafts- und 57,5 Brettpunkten. Und wer ist Deutscher Meister? (Bisher) weder die OSG Baden-Baden noch die SG Solingen. Baden-Baden und Solingen sind nach 15 Runden punktgleich an der Spitze und das bedeutet, dass ein Stichkampf die deutsche Meisterschaft entscheiden wird.
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