Start in die neue Bundesliga-Saison
Eine weite Anreise führte die 1. Mannschaft nach Eppingen/Baden-Württemberg. Hier und in Bremen, Solingen und Dortmund wurden an diesem Wochenende die ersten beiden Runden der neuen Bundesliga-Saison ausgetragen. Für die Schachfreunde hieß das in Runde 1 Eppingen, in Runde 2 Baden-Baden. Während man am Sonntag gegen Baden-Baden Haue erwarten konnte, gab es am Samstag nicht nur Gelegenheit, sich warmzuspielen, sondern vielleicht auch schon den ersten Mannschaftspunkt einzufahren.
Zu verfolgen war der erste Wettkampf der neuen Saison wie gewohnt live auf einem neuen Portal, jedoch mit gewissen Schwierigkeiten bei der Übertragung. Verwirrung stiftete nämlich die nicht nur bei den Berlinern völlig falsch angegebene Aufstellung.
Zunächst konnte man sich nur auf die vorliegenden Insider-Infos stützen. Ob auch die angezeigten Gegner spielen? Ein Blick in den mitlaufenden Chat der Zuschauer brachte Ironie und Ärger ‘rüber: Die Namensnennungen waren bei mehreren Wettkämpfen nicht korrekt. Auch stimmten mal die Farben nicht, dann die Zwischenergegbnisse nicht, die Angaben zu den Spielern sowieso nicht. Man konnte nur annehmen, dass die Partien so ablaufen wie zu sehen. Die live ausgeführten Korrekturen verschlimmbesserten in der ersten Stunde nur, verlässliche Aussagen konnte man auf dieser Basis leider nicht treffen.
Deshalb springen wir nahtlos zum - enttäuschenden - Endstand.
Sfr Berlin 3 : 5 Eppingen Krämer, Martin ½ : ½ Harikrishna, Pentala Schneider,Ilja 0 : 1 Bogner, Sebastian Dann, Matthias 0 : 1 Postny, Evgenij Lauber, Arnd 0 : 1 Medvegy, Zoltan Berndt, Stephan 1 : 0 Gulyjev, Namig Moreno Tejera, Emilio ½ : ½ Dr. Mann, Christian Abel, Dennes 0 : 1 Noe, Christopher Thiede, Lars 1 : 0 Reimold, Jonas
Ein Rundgang nach 90 Minuten hatte noch folgendes Bild ergeben:
An Brett 1 denkt Harikrishna eine Ewigkeit lang über seinen nächsten Zug nach (kaum zu glauben, wahrscheinlich hängt der Server), er spielt auf dem Großbrett übrigens gegen Peter Michalik, der aber gar nicht anwesend ist. Oder spielen Krämer und Michalik eine Beratungspartie? Einmal „F5“ gedrückt und Martin spielt jetzt wieder allein, aber mit einer Qualität mehr! Kann Schwarz das Läuferpaar und seine bessere Entwicklung gegenüber der Qualität zur Geltung bringen? Wenn nicht, dann könnte am Brett 1 mehr drin sein als ein halber Punkt.
Brett 2 sieht dafür nicht besonders gut aus. Der schwarze Läufer steht schon länger ohne Rückzugsmöglichkeit auf h2. Noch kann man keine konkrete weiße Möglichkeit sehen, wie diese Konstellation ausgenutzt werden kann. Immerhin sind die schwarzen Springer aktiv postiert.
Die übrigen Bretter stehen mehr oder weniger z. T. wackelig ausgeglichen. Überraschenderweise hat Lars am Brett 8 (mit einem ELO-Plus von 400 Punkten) ganz schön zu tun, das Gleichgewicht zu halten.
Und so kam es zum Endstand: Martin konnte nirgendwo öffnen und Platz für seine Mehrqualität schaffen - nach 80 Zügen dann das Remis. Ein schöner Erfolg gegen einen sehr starken Gegner.
Ilja, nun ja. Im 17. Zug war Gelegenheit, den auf Abwege geratenen Läufer nach c7 zurückzuholen, eine letzte Chance zum Ausgleich bot sich nach einer Ungenauigkeit des Gegners (21. dxe5) - aber nach 21. ... Sxe5 und 22. Sb2! hatte die Partie dann endgültig Schlagseite.
Matthias kam ab dem 20. Zug nach und nach unter die Räder, während Arnd und Stephan mutige Angriffspartien spielten. Arnd sah man schon auf dem Weg zu einem Schönheitspreis. Er hatte eine Figur geopfert und konnte das Zentrum öffnen und alles Material nach vorn werfen. Allerdings war sein Gegner auch ab und zu mal dran und spielte stark und umsichtig. Schließlich Verflachung, Abtausch und die Luft war raus. Sehr schade.
Stephan erging es besser, sein Angriff schlug durch und bescherte ihm einen schönen Sieg - herzlichen Glückwunsch!
Oh Emilio! Eine klare Gewinnstellung hatte er sich herausgearbeitet (die Rechenmaschine zeigt -5! an) und mit 48. ... Dxd1 konnte er auf einfache Weise den Sack zumachen. Statt dessen ging er Verwicklungen zu seinen Ungunsten ein (48. ... Tb2+? mit Schwächung der Grundreihe) und die Partie endetet schließlich in einem glücklichen Dauerschach für seinen Gegner.
Dennes hatte über weite Strecken eine fast ausgeglichene Stellung mit Minusbauer. Er scheute möglicherweise den Schwerfigurenabtausch als er sich entschied, im 30. Zug nicht auf d6 sondern auf a5 zu schlagen. Sein Gegner mobilisierte allerdings in der Folge erst einen Freibauern, dann zwei verbundene, die er souverän durchbrachte.
Lars brauchte heute viel Geduld und Vertrauen, dass sich irgendwann der gewaltige Spielstärkeunterschied zu seinem Gegner bemerkbar machen würde. Lange Zeit stand er defensiv, jedoch wirkte das Spiel seines Gegners etwas planlos. Als es Lars gelang, den schwarzfeldrigen Läufer abzutauschen, konnte er mit seiner Dame in das weiße Lager eindringen. Große freie Räume taten sich am Damenflügel auf. Und dann kamen sie, die unerbittlichen wenigen Züge - Weiß war chancenlos.
Ende gut - aber nicht alles gut. Denn das Mannschaftsergebnis weist schließlich eine knappe und unnötige Niederlage für die Schachfreunde aus.
Am Sonntag gegen Baden-Baden kamen die Schachfreunde mit einer moderaten Niederlage davon. Wenn man bedenkt, dass die Vollprofis mit einer ELO-Übermacht von > 1500 (also im Schnitt mit +200 an jedem Brett!) antraten, kann man mit dem Ergebnis recht zufrieden sein.
Vielen Dank an Lucas Förschner für die vielen Bilder (hier eine Auswahl).
Sfr Berlin 3 : 5 Baden-Baden Krämer, Martin 0 : 1 Svidler, Peter Schneider,Ilja ½ : ½ Bacrot, Etienne Dann, Matthias 0 : 1 Naiditsch, Arkadij Lauber, Arnd 1 : 0 Nisipeanu, Liviu-Dieter Berndt, Stephan 0 : 1 Movsesian, Sergej Moreno Tejera, Emilio ½ : ½ Meier, Georg Abel, Dennes ½ : ½ Dautov, Rustem Thiede, Lars ½ : ½ Schlosser, Philipp
Die herausragende Partie gelang Arnd mit seinem schönen Angriffssieg gegen Liviu-Dieter Nisipeanu.
Und hier die Partien des Wochenendes:
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