Mission possible
Nachdem gegen Wattenscheid kein Blumentopf zu holen war, geht es am heutigen Sonntag gegen einen wesentlich stärker einzuschätzenden Gegner zur Sache: gegen den SV Mülheim-Nord, der derzeit an Platz 5 der Bundesligatabelle steht. Die Mülheimer haben bisher alle hinter ihnen liegenden Mannschaften besiegt - werden die Schachfreunde diese Serie durchbrechen?
Es geht gut los! Alexander an Brett 1 ist offenbar bestens präpariert. Es steht eine originelle Position auf dem Brett („Neo-Catalan“), die seinem nominell etwas stärkeren Gegner Konstantin Landa offenbar nicht so geläufig ist. Dieser hat für die restlichen 21 Züge noch 19 Minuten Zeit (+ Increment natürlich), während Alexander noch über 40 Minuten auf der Uhr hat. Schwarz steht klar besser und die Attacke auf den weißen König - der mit sich nicht weiß wohin - hat noch nicht einmal begonnen.
Iljas Partie spielte sich mal wieder um die Null-Linie herum ab, allerdings hatte er Daniel Fridman vor sich, der mit Weiß seinem Namen entsprechend fridlich eingestellt war - Remis.
An den Brettern 3, 4, 6 und 7 sieht es stabil ausgeglichen aus, während Arnd wohl eine schwere Stellung verwaltet. Gute Chancen auf mehr als ein Remis hat Lars. Die Stellung ist offen und Lars hat ein Läuferpaar gegen 2 Springer und dazu Raumvorteil.
Um 13 Uhr lautet also vorsichtig-erfreuliche Einschätzung: Es könnte einen knappen Sieg der Schachfreunde geben - das wäre eine echte Überraschung!
13.30 Uhr: Arnd hat leider verloren, die Stellung von Lars ist verflacht, dafür steht nun aber Dennes besser mit Aussicht auf einen Königsangriff, nachdem er mit einer Provokation im Zentrum und 23. ... d4 den gegnerischen schwarzfeldrigen Läufer vom Geschehen ausgesperrt hat. Matthias hat zwischenzeitlich wie erwartet remisiert. Es steht 1:2 für Mülheim.
14.30 Uhr: Es gab weitere Entscheidungen. Dennes hat sehr klar gewonnen, in ein Endspiel abgewickelt und die auf Weiß stehenden gegnerischen Bauern eingesammelt. 2 aus 2 für Dennes an diesem Wochenende! Remis an Brett 5 für Stephan, Bangen und Zittern an den Brettern 1 und 3, wo die Gegner jeweils die Stellung zu ihren Gunsten wenden konnten. Es steht nach wie vor 2,5 zu 2,5.
15 Uhr: Wir üben Turmendspiele! An Brett 1 dürfte die Sache friedlich ausgehen. Eine originelle, mutige Partie von Schwarz, eine letztlich erfolgreiche Verteidigung von Weiß, der Friedensschluss widerspiegelt das Auf und Ab in der Partie. Die Partie von Andrej an Brett 3 hat laut Houdini schwer Schlagseite. Der weiße Bauer auf c7 dürfte Schwarz früher oder später einen Turm kosten, allerdings hat Schwarz auch noch Bauern und einen besser positionierten König. Lars baut seine Stellung immer weiter aus und hat inzwischen klaren Vorteil. Der Mannschaftskampf ist immer noch offen.
15.50 Uhr: Andrej wurde erlöst. Nachdem er seinem Gegner fast noch von der Schippe gesprungen wäre (49. ... Txc7! hätte die Rettung eingeleitet), fand dieser schließlich einen Gewinnweg. Lars ist wieder mal der Letzte und diesmal lohnt es sich. Er macht einen big big point und spielt seinen Vorteil zu einem vollen Punkt zusammen - der Kampft endet 4:4. Bravo!
SFr Berlin 4 : 4 SV Mülheim-Nord Mista, Aleksander ½ : ½ Landa, Konstantin Schneider,Ilja ½ : ½ Fridman, Daniel Maksimenko, Andrej 0 1 Tregubov, Pavel Dann, Matthias ½ : ½ Berelowitsch, Alexander Lauber, Arnd 0 : 1 Hausrath, Daniel Berndt, Stephan ½ : ½ Feygin, Michael Abel, Dennes 1 : 0 Levin, Felix Thiede,Lars 1 : 0 Saltaev, Mihail
Und hier der Bericht vom Samstag (als die Überschrift noch lautete „Mission impossible“).
In der Endphase der diesjährigen Bundesligasaison haben die Schachfreunde Berlin zwar wieder mal keine tolle Ausgangsposition im Kampf um den Klassenerhalt, dafür aber teilweise ebenbürtige Gegner, gegen die hoffentlich mancher Mannschaftspunkt zu holen ist. Am Samstag wird in Wattenscheid gegen Wattenscheid gespielt. Von den ELO-Zahlen her dürfte es ein enger Kampf werden.
Er wurde eng, er wurde chaotisch. Das Ergebnis wieder unglücklich für die Schachfreunde.
SFr Berlin 3,5 : 4,5 SV Wattenscheid Mista, Aleksander 1 : 0 Hansen, Eric Schneider,Ilja 0 : 1 Dragun, Kamil Maksimenko,Andrej 0 : 1 Rustemov, Alexander Dann, Matthias 1 : 0 Appel, Ralf Lauber, Arnd 0 : 1 Handke, Florian Berndt, Stephan: ½ : ½ Hirneise, Tobias Abel, Dennes 1 : 0 Dinstuhl, Volkmar Thiede,Lars 0 : 1 Thiel, Thomas
An Brett 1 ging es drunter und drüber. Alexander Mista erarbeitete sich mit Weiß eine schöne Stellung, musste aber nach Ungenauigkeiten und Materialverlust um Ausgleich kämpfen. Allerdings verfügte er immer noch über gefährliche Bauern auf der a- und f-Linie und hatte so Gelegenheit, auf Gewinn zu spielen, denn von seinem Gegner verlangte die Stellung höchste Präzision. Doch der knickte ein und so wurde es wieder spannend im Match.
Matthias fuhr seinen zweiten Sieg dieser Saison ein - herzlichen Glückwunsch! Nach Ablauf einer unübersichtlichen Abtauscherei behielt er erhebliche Mengen Material übrig. Sein Gegner versäumte beizeiten aufzugeben und ließ sich tatsächlich noch mattsetzen.
Dennes stand fast die ganze Partie über besser, konnte einen Bauern gewinnen und in ein gewonnenes Damenendspiel abwickeln, das er mit souveräner Technik nach Hause fuhr.
Eine Weile am Abgrund zappelte Stephan Berndt, bevor sein Gegner in Gewinnstellung zu schnell zum Ziel gelangen wollte. Stephan konnte ihm umgehend ein Dauerschach andrehen und rettete einen halben Punkt.
Der Rest ist schnell beschrieben: Iljas Gegner verfügte über zu viele Verteidigungsressourcen, Andrej scheiterte vermutlich an unguter Zeiteinteilung und Arnd hat in defensiver Stellung und trotz eines Bauern weniger vermutlich ein Mü zu früh aufgegeben. Tragisch war Lars’ Partie. Beim Stand von 3,5 zu 3,5 spielte er eine tendenziell schlechtere Stellung mit Potenzial, allerdings mit 3 zu 25 Minuten Bedenkzeit für den Rest der Partie. Dabei immer viel zu rechnen und immer angesichts der gegnerischen Möglichkeit, die verbundenen Freibauern am Damenflügel in Bewegung zu setzen. Lars’ Gegner spielte absolut sauber und zielstrebig, da war nix zu machen, leider.
Hier die Partien des Samstags (die Partien vom Sonntag liegen noch nicht vor und werden nachgereicht):
Der eine Mannschaftspunkt an diesem Wochenende war sehr wichtig. Die Schachfreunde erhalten sich damit die Möglichkeit, aus eigener Kraft den Klassenerhalt zu erreichen. Dies wird nur mit einem Sieg gegen den Berliner Rivalen König Tegel möglich sein, der natürlich das Prestigeduell ebenfalls gewinnen will. Hier der aktuelle Tabellenstand.
Da kommt am 04.04.2014 bei der zentralen Endrunde in Eppingen der entscheidende Kampf in der aktuellen Bundesligasaison auf die Schachfreunde zu!
Doch die Begleitumstände sind nicht schlecht: Die übrigen Bewerber um den Abstieg haben das schwerere Restprogramm (München muss noch gegen die 3 Führenden spielen!) und die bereits gesammelten 39,5 Brettpunkte könnten für die Schachfreunde Gold wert sein, wenn es am Ende auf die Wertung ankommen sollte.
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