80 % der Zweitligisten lehnen Reformpläne ab
Der Deutsche Schachbund (DSB) plant auf seinem Kongress im Oktober 2022 in Ulm die 2. Schach-Bundesliga zu reformieren: Geplant sind zwei Staffeln á zwölf Mannschaften statt vier Staffeln á zehn Mannschaften und darunter eine neue 3. Liga mit vier oder sechs Staffeln á zehn Mannschaften. Eine Umfrage durch den DSB unter den Vereinen fand nicht statt. Die Schachfreunde Berlin wollten es genauer wissen und starteten eine Umfrage.
Teilnahmeberechtigt waren die 40 Vereine der 2. Schach-Bundesliga 2021/2022, die Aufsteiger zur kommenden Saison 2022/2023 und die beiden Vereine, die nach sportlichen Gesichtspunkten Mitte Juni 2022 sicher aus der 1. Schach-Bundesliga 2021/2022 (König Tegel, Aachener SV) als Absteiger feststanden. 28 Antworten gingen ein, was einer Teilnahmequote von 52 % (28 von 54) entspricht.
Die Stimmung unter den Teilnehmern ist eindeutig: 22 Vereine lehnen die Reform ab, ein weiterer Verein sprach sich gegen die Pläne im Hinblick auf die aktuell bestehenden Unsicherheiten aus. Lediglich fünf Vereine befürworten die neue Struktur. 16 Vereine würden dauerhaft in der reformierten 2. Liga teilnehmen (was aus Mangel an Alternativen nicht weiter verwundert), aber zehn Vereine sehen sich als „Fahrstuhlteams“. Das kennt man bisher nur aus der teuren und aufwendigen 1. Schach-Bundesliga und führte dort zu sehr vielen ärgerlichen Rückzügen. Dies ist unseres Erachtens ein klares Alarmsignal.
Was nachdenklich stimmt: Nicht nur der DSB fragte die Vereine nicht nach ihrer Meinung. Auch die deutliche Mehrheit der Landesverbände kommunizierte nicht: Nur acht Vereine wurden von ihrem Landesverband auf dieses sehr grundlegende Thema angesprochen, darunter vier Berliner Vereine (die nach unserem Kenntnisstand an der Umfrage teilgenommen haben) vom Berliner Schachverband. Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass nur drei oder vier Landesverbände mit ihren Mitgliedern geredet haben.
Die Ergebnisse zu den weiteren gestellten Fragen:
Auf die Fragen zwei und drei konnten alle antworten. Es kam also nicht darauf an, ob man die Reform befürwortet oder ablehnt. Eine Mehrfachauswahl war zudem möglich.
Die letzte Frage hat mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun, ist aber in Zeiten von Spielermangel (nie sah man mehr kampflose Niederlagen in den Ligen) aus unserer Sicht interessant:
Wir hoffen einen Beitrag zur Meinungsbildung geleistet zu haben.
Hinweis: In der ersten Version des Artikels war zu lesen, dass der DSB-Kongress im August 2022 in Magdeburg stattfindet. Den Fehler haben wir nach dem Hinweis eines aufmerksamen Lesers korrigiert.
Felix Kayser - 18. September 2022
Guten Tag,
vielleicht interessant- inzwischen ist die Kongreßbroschüre veröffentlicht worden - https://www.schachbund.de/bundeskongress-2022.html.
Die für die „Reform 2.te Bundesliga“ angedachten Änderungen siehe Seite 197-218
kurz gefasst- 2 Alternativanträge, Übergangssaison 23⁄24.
Interessant wäre neben dem dankenswerter Weise von Ihnen erfassten Stimmungsbild der Zweitligavereine auch ein Stimmungsbild aller Vereine der direkt drunterliegenden Ligen, denn diese sind meiner Meinung nach auch von den Änderungen betroffen.