Irgendwann ist immer das erste Mal
Am 5. Spieltag haben wir nicht nur das erste Mal sondern auch verdient gewonnen. Nach Durchsicht der Partien hätten es zudem auch gut und gerne 1½ Punkte mehr als 4½ sein können.
Brett 1 Bader (1)
Meine Partie fing bereits um 8.30 Uhr an. Selbstverständlich wusste ich, wo die Spielstätte von Zugzwang Pankow ist. Dennoch bin ich Gedanken versunken erst einmal im Nachbarkiez auf der Suche nach der Thomas-Mann-Str. „spazieren gegangen“ bis mir 8.50 Uhr auffiel, dass ich völlig falsch bin. Auf einmal hatte ich es dann ziemlich eilig und kam dann immerhin nur 3 Minuten zu spät- manchmal wundere ich mich über mich selbst. Ziemlich beruhigend war für mich, dass die Mannschaftsaufstellung trotzdem bereits abgegeben war, alle an ihrem Platz saßen und die ersten Züge schon gespielt waren. Die Fünfte ist eben wirklich eine Mannschaft. Dies zeigt sich auch daran, dass Nemanja trotz Ersatzspielerdasein am heutigen Spieltag anwesend war und ich am späten Abend eine Glückwunschmail von Eckehard vorfand, der an diesem Spieltag ebenfalls nicht zum Einsatz kam. Es macht mir Freude, Euer Mannschaftsführer zu sein.
Die Partie war eine Quälerei, in der ich große Mühe hatte hineinzufinden. Erst komme ich zu spät, dann wähne ich mich in einer anderen Eröffnung, was sich in ein paar schnellen, gedankenlosen Zügen zeigt. Die Folge war eine gedrückte, passive Stellung mit Minusbauern, die man als Verluststellung bezeichnen muss. Um meine Figuren zu aktivieren, entschloss ich mich, die lange Rochade zu machen mittels b3 den gegnerischen Bauern auf c4 zum Tausch zu bewegen, damit endlich mein Königsläufer und Königsturm mitspielen. Dass meine Königsstellung dadurch weiter geschwächt wurde, nahm ich in Kauf, da ich ja so oder so eine Verluststellung hatte. Irgendwie hat mein Gegner angesichts dieser planvollen Züge, den Gewinnfaden verloren, ließ zu, dass ich meine Türme gegen seine Dame samt Bauernrückgewinn tauschen konnte und machte schließlich den finalen Fehler, einen Turm gegen meinen Springer zu tauschen. Mit 20 Sekunden Restzeit machte ich schließlich meinen 40. Zug und hatte am Ende 2 Damen, die unabwendbar Matt drohten. 4,5 Punkte für uns. Endlich bin ich mal nicht der Matchloser.
Brett 2 von Jutrzenka (½)
Robert bekam Caro-Can auf´s Brett. Ich hätte diese Partie gerne für ihn gespielt, da ich just einen Tag zuvor, mit Wolfram Burckhardt in unserem Trainingscamp Café Arema in der Birkenstr., diese Eröffnung und insbesondere Roberts Brettvariante analysiert hatte. Unser Bobby war am heutigen Spieltag aber auch unschlagbar und wenn ich die Notation richtig deute, war er sogar großzügig, den letzten alles entscheidenden Gewinnzug nicht auszuführen und die Partie Remis zu geben. Eine wirklich solide Leistung.
Brett 3 Alhodzic (½)
Solide war auch die Partieführung von Ahmo. Die Schlussstellung war ein Damenendspiel mit gleicher Bauernanzahl auf beiden Flügeln und sicheren Königsstellungen. Remis war gut und gerecht.
Brett 4 Gretzer (½)
Ich bin ein Fan von Marcus. Jedes Spiel erreicht das Endspiel und zeugt von Mut und Entschlossenheit. Leider hat Marcus diese Partie aufgrund von Zeitnot verblitzt und seine Läufermehrfigur so wieder eingestellt. Ein ungerechtes Remis.
Brett 5 Prix (½)
Ein gerechtes Remis hat Siegfried erzielt. Geprägt war die Partie durch gegenüberstehende Bauernketten, in denen sämtliche Leichtfiguren abgetauscht waren. Sein Gegner hatte in der Schlussstellung meines Erachtens einen etwas aktiveren Turm, aber auch die kompetente Analyse von Zugzwangschachgrößen wie René Schildt und Peter Hintze ergaben wohl immer das Resultat Remis.
Brett 6 Luther (½)
In Ordnung war ebenfalls das Remis von Friedrich. Es ist schwer etwas gegen das weiße Damenbauernspiel als Schwarzer herauszuholen. Spielt man es in dieser Klasse gegen Friedrich, kann man als Weißspieler aber auch nicht erwarten zu gewinnen. Friedrich hatte schnell seinen Anzugsnachteil aufgeholt und nach dem Abtausch eines Turmpaars einigten sich die Kontrahenten auf Remis.
Brett 7 Bullig (½)
Zu den Topscorern in dieser Saison gehört Reinhard. Mit 3 aus 5 hat er bislang einen DWZ-Zuwachs von 34 Punkten erzielt. Und zählt man die Gewinnverlustpartie gegen Spandau noch hinzu wären es sogar 4 aus 5. Eine prima Leistung finde ich. An diesem Spieltag bemerkt man Reinhards Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Mannschaft. Es war richtig das Remisangebot des 130 DWZ-Punkte stärkeren Gegners in einer unklaren Mittelspielposition anzunehmen. Das war der benötigte halbe Punkt zum Mannschaftssieg.
Brett 8 Hoff (½)
Nach 25 Jahren Nichtraucherpartien hat sich Markus zu einem wahren Schachfreund entwickelt. Ich habe mich sehr gefreut, ihn aktiv in unserer Mannschaft zu sehen. Seine Partie hätte eigentlich ihn als Sieger verdient. Doch seine nostalgischen Erinnerungen an vergangene Zeitnotschlachten veranlassten ihn, sich nicht nur seinem Gegner sondern auch der Uhr zu stellen. So kam es, dass er sich einem nur vermeintlichen Dauerschach der Dame seines Gegners ausgesetzt sah. Weitere 2 Stunden auf der Uhr hätten dazu geführt sich diesen Belästigungen zu erwehren und in der dann folgenden Zeitnot wäre dann noch dies und das passiert... Daher: Remis. *grins
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