Schachfreunde in Radom (Polen)

von am 5. Juni 2017 in Funkspruch

Schachfreunde in Radom (Polen)
Etwas underdressed, aber glücklich nach einem anstrengenden, schönen Tag: Martina und Krzsyzstof

 

Am 28. Mai fand in Radom (Polen) das „XX Jubileuszowy Królewski Gambit Radomia“ statt - ein tradi­ti­ons­reiches Schnell­schach­turnier. Ich habe es schon 3x zuvor mitge­spielt, denn es war etwas wirklich Beson­deres: Auf dem Brett standen zu Spiel­beginn stets bereits die Züge 1. e4 e5, 2. f4 - die Grund­stellung des Königs­gambits, das dem Turnier seinen Namen gab. Die meisten Teilnehmer waren entspre­chend speziell auf diese Eröffnung vorbe­reitet. Schwarz punktete besser als Weiß (ich war da wohl eine Ausnahme). Manch einer hatte gar - nach solchem Aufwand samt prakti­scher Vertiefung - das Königs­gambit fortan in sein Reper­toire aufge­nommen.

Beim 20. Jubilä­ums­turnier jedoch wurden nur noch die ersten beiden Partien nach diesem Modus ausge­tragen, über die übrigen 7 Runden war es ein normales, wenn auch stark besetztes Schnell­schach­turnier mit einer Bedenkzeit von 10 min + 5 sec Zugabe pro Zug. Diese Regel­än­derung stieß auf geteilte Zustimmung, da es Schnell­schach­tur­niere viele gibt, aber kein anderes mit einem so spezi­ellen Profil, das zu derart aufre­genden und für die meisten Teilnehmer ungewohnten Positionen in fast jeder Partie führt.

Ich finde besonders spannend, dass man auch als Hobby­spieler in einem Turnier mit den Cracks - bekannt aus polni­scher Natio­nal­mann­schaft, Weltcup und Bundesliga - in einem Saal spielen und kiebitzen kann.

Früher bin ich immer zusammen mit meiner Freundin Iweta Rajlich mit einem laut rumpelnden Regio­nalzug von Warschau aus fast zwei Stunden lang angereist und halb verkatert am Spiel­lokal angekommen. Diesmal konnte Iweta leider nicht dabeisein. Dafür hatte ich das Vergnügen, mit Michal Krasenkow und seiner Frau Ilena im Auto nach Radom zu fahren. Sehr komfor­tabel, die Anreise, dazu noch mit so sympa­thi­schen Gesprächs­partnern. Dort angekommen, traf ich einige gute Bekannte, auch den Schach­freund und frisch gebackenen Vater Krszy­sztof Jakubowski. Wir kamen am Ende beide fast genau auf unseren Setzlis­ten­plätzen an. Bei mir lief es nach gutem Start durch­wachsen, was mir im Anschluss die passenden Gegner für mein zwischen­zeit­liches Tief bescherte (ich konnte das Turnier mit 5 Punkten auf dem 28. Platz beenden). Krszystof schien auch nicht unzufrieden zu sein, er wurde mit 6 aus 8 Achter.

Überle­gener Sieger wurde Mateusz Bartel, trotz einer Schluss­runden-Niederlage gegen den Zweit­plat­zierten Petro Golubka (Ukraine). Dritter wurde Barto­lomeij Heberla (Polen).

Das Turnier fand wieder im Haus der Technik statt und war wie immer wunderbar organi­siert. Ich habe sowohl die Organi­sa­toren als auch die Teilnehmer als ausge­sprochen gastfreundlich, hilfs­bereit und höflich erlebt. Dazu gehört auch, dass Kaffee, Tee und Kekse während des Turniers kostenlos für alle Teilnehmer zur Verfügung standen. Es gab aufgrund zahlreicher Sponsoren viele, viele Geld- und Sachpreise, was wohl mit ein Grund für die starke Besetzung war. So bekam ich einen Mädchen­preis als zweit­beste Frau (hinter Monika Socko, die insgesamt 5. wurde), samt Preisgeld und güldenem Pokal, und diesmal habe ich mich wirklich sehr darüber gefreut! Am Abend gab es zum Abschied vom Veran­stalter ein gespon­sortes Gelage - man kann es nicht anders nennen. Ein tolles Buffet, dazu Alkohol­freies, Wein und Wodka (Krysztof und ich geneh­migten uns einen).

Das Turnier findet alljährlich am letzten Sonntag im Mai statt und lässt sich wunderbar mit einem Besuch der boomenden Haupt­stadt Warschau verbinden. Die Veran­stalter-Webseite bietet die Abschluss­ta­belle und weitere Infor­ma­tionen, auch auf Englisch.

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