Zwei zu null und null zu zwei
Unterschiedlicher hätten die beiden Schlussrunden für die Berliner Fraktion beim 6. Open in Palohora nicht verlaufen können. Christoph hielt nach der verheerenden 7. Runde den (Elo-)Schaden durch zwei Siege in Grenzen, Rainer dagegen musste in aussichtsreicher Position liegend (15., nur einen halben Punkt hinter den Spitzenreitern) zwei Niederlagen einstecken.
Schlimm davon war aber nur die „Null“ in der Schlussrunde, als Rainer gegen einen nominell schlechteren Gegner sich aus schlechter Stellung Vorteil erkämpfte, nur um sich dann kurzzügig matt setzten zu lassen. Gegen die Niederlage in der Vorschlussrunde gegen den israelischen GM Tal Baron gab es nicht so viel auszusetzten, vor allem weil es eine höllisch spannende und komplizierte Partie war, in der beide Seiten viel gesehen und nicht gesehen haben.
Christoph hätte sein Turnier in der vorletzten Runde fast auf das Katastrophen-Niveau des Vorjahrs runtergeschraubt. Dabei hatte er mit den schwarzen Steinen aus der Eröffnung heraus (zum zweiten Mal in dem Turnier die Wiener Partie) Vorteil erzielt. Das Provozieren des „schwächenden“ b4 hätte aber ins Auge gehen können, hätte sein Gegner (ein U16-Russe) in der Zeitnotphase den Ausheber 31.Txc4 Txc4 32.Dd1! mit der tödlichen Drohung Db3 gefunden. So waren es dann plötzlich zwei glatte Mehrbauern und ein sicherer Punkt.
In der Schlussrunde ging es dann Christophs Gegner so wie dem Berliner zwei Runden zuvor. Ein schlechter Zug (15... Ld6??) und plötzlich steht man vor einem Scherbenhaufen. Auf der Suche nach irgendwelchem Gegenspiel wurden noch weitere verzweifelte Bauernopfer gebracht, die die Stellung aber - vom materiellen Gesichtspunkt mal abgesehen - nur noch mehr schwächten.
Das Turnier endete mit einem Sieg des Russen Andrey Rychagov vor seinem Landsmann Alexander Kharitonov und dem Italiener Alberto David. Rychagov erzielte 7,5 Punkte und wiederholte seinen Erfolg aus dem Vorjahr. Die Siegerehrung begann nicht ganz pünklich. Denn in der letzten laufenden Partie kämpfte Weiß mit Dame und f-, g- und h-Bauern gegen Dame und h- und b-Bauer mit jeweils noch einer Minute auf der Uhr plus 30 Sekunden Zeitgutschrift. Das links und rechts von ihnen der Saal für die Abschlusszeremonie hergerichtet wurde, kümmerte die beiden Streithähne nicht...
Aber die Griechen wissen, wie man eine Siegerehrung veranstaltet. Bei vollem Saal wurden jede Mange (Sonder-)Preise verteilt. Für die Berliner wurden keine Kategorien eingeführt (z.B. für hohe ELO-Verluste, schlechtester Titelträger ...). Aber sie werden im nächsten Jahr wiederkommen und ELO-Punkte abliefern!
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