Von einem Geldkoffer und einer Schachpartie

von am 9. April 2017 in Feierabendliga, Teams

Von einem Geldkoffer und einer Schachpartie
Paulsen - Dr. Chatzidakis (Archivbild)

 

  Ein kleiner, kurzer, kompakter Krimi­nal­roman

von Dirk Paulsen

Am Mittwoch, dem 22.03.2017, riefen die Schach­freunde Berlin, alter­nativ zu den sonstigen Gepflo­gen­heiten, ein Blitz- oder Schnell­schach­turnier, Kategorie „Spaß-„ oder „Grand-Prix“ auszu­tragen, zur (vor-)entscheidenden Runde der Berliner Feier­abendliga — die Erste im Wettstreit mit der Ersten des Schachclub Kreuzberg — auf. Auch die „unteren“ Mannschaften befanden sich am Start, ohne dass der Bericht­erstatter hier nun Näheres über Ambitionen, Tabel­len­stände, Gegner oder Aufstel­lungen wusste, und dieses Unwissen auch im Rahmen dieses kleinen Krimis nicht ablegen wird (als Beispiel möglich: per Recherche). Es wurde Schach gespielt, an zahlreichen Brettern, es waren Mannschafts­kämpfe, es waren auswärtige Mannschaften am Start sowie Vertreter des Ausrichters, es waren Kämpfe im Rahmen der Feier­abendliga, welche, trotz des leicht an Erholungs­sport erinnernden Begriffes nicht nur fester Bestandteil im Berliner Rahmen­ter­min­ka­lender geworden sind sondern zugleich mit dem für Turnier­partien mittler­weile allseits angemes­senen sport­lichen Ehrgeiz sowie der einher­ge­henden (falls verletzt: einge­for­derten) Ruhe ausge­tragen werden. Damit soll es so weit genügen. Der Entschei­dungs­cha­rakter des erwähnten Mannschafts­kampfes der Ersten der Schach­freunde zeigte sich unter  anderem darin, dass beide eine möglichst schlag­kräftige Truppe aufge­boten hatten. An 1 die Partie Atila Figura (2342, SCK) - Lars Thiede (2377, SFr), an 2 Michael Chatzidakis (2297, SFr) - Dirk Paulsen (2222, SCK; ebenjener hier in einer Neben­rolle als „Bericht­erstatter“ auftretend), an 3 Shenis Slepushkin (2116, SCK) - Dr. Andreas Modler (2259, SFr) und an 4 Neuzugang Johannes Florstedt (2229, SFr) - Martin Gebigke (2073, SCK).

(die angege­benen DWZ Zahlen sind dem BMM Skript entnommen und insofern jene bei Beginn des gesamten Wettbe­werbs, zugleich aber Grundlage für die Endab­rechnung in Gewinnen und Verlusten).

Nun waren dank erstmalig einge­setztem Michael Chatzidakis die Schach­freunde an jedem einzelnen Brett Favorit. Als (nicht nur) „Zahlen­spieler“ bekannt soll seitens des an 2 am Gäste­brett angetre­tenen Dirk Paulsen wenigstens spaßes­halber so weit einmal vorge­rechnet werden: an 1 hätte Thiede, laut Elo, eine Punkter­wartung von 0.552, an 2 Chatzidakis eine von 0.606, an 3 Dr. Modler eine von 0.695, an 4 Florstedt eine von 0.711. Dies ergibt für die Schach­freunde eine Summe von 2.563 Punkten, für den SCK verbleiben somit lediglich 1.437 Punkte.

Zahlen­spie­lerei hin oder her, ein Otto Rehhagel als Schach­spieler hätte sicher gesagt: „Die Wahrheit liegt auf dem Brett.“,  insofern mussten die nächsten 240 Minuten entscheiden. Nachher könnte sich Professor Elo lediglich verwundert den Kopf kraulen und mit den Ergeb­nissen neue, angepasste Zahlen errechnen, um für die Zukunft eine bessere Prognose zu erstellen, weil vermutlich doch alles ganz anders gekommen wäre…? Na, wie sollte auch eine einzelne Partie 0.552:0.448 ausgehen?

Nun ja, vor Partie­beginn teilte Dirk Paulsen seinem Gegner mit, dass er zwischen­durch, gegen 20 Uhr also, in einer wichtigen Mission unterwegs wäre und insofern Michael Chatzidakis die vermutlich davon induzierte Verwaistheit des Brettes für einen gewissen Zeitraum weder als Unhöf­lichkeit noch als mögliche elektro­nische Hilfein­an­spruch­nahme fehlin­ter­pre­tiert, sondern sie dem genannten, aber unwill­kom­menem Umstand zuordnet.

Atila Figura ist ein höchst versierter Schach­spieler und norma­ler­weise zugleich ein kompro­miss­loser. Derzeit jedoch in Uni- und Prüfungs­stress, so dass ihm, mit den weißen Steinen gegen Lars Thiede spielend, ein Remis als adäquates, erstre­bens­wertes Ziel vorschwebte. Tatsächlich willigte Thiede auch nach umspek­ta­ku­lärem Eröff­nungs­verlauf ein, mögli­cher­weise die Verant­wortung an die favori­sierten Weißspieler, wohl kalku­liert, weiter gebend?

An Brett 4 hatte Johannes Florstadt alsbald die Zügel fest in der Hand. Martin Gebigke erkannte zwar, dass er per Zwischen­schach eine ganze Figur erobern würde, jedoch hatte der bisherige 100%-Mann der Schach­freunde (4 aus 4 VOR der Partie) weiter gerechnet. Die Figur war weg, sicher, aber die anderen Figuren standen perfekt zum Einsatz bereit. Der schwarze König war alsbald umringt von weißen Figuren, ein starker Freibauer auf g6, Schwarz musste das Rocha­de­recht mit Ke8-d8 abtreten, der König stand jedoch auch dort keineswegs sicher und kam nicht eher zur Ruhe als bis er, Martin, ihn, die Aufgabe anzeigend, nieder­legte. 1.5:0.5 für die Schach­freunde, nach etwa zwei Stunden.

Shenis Slepushkin, an 2, hatte nach ein paar etwas passiven Zügen eine reine Vertei­di­gungs­schlacht zu führen, hatte aller­dings einen gewissen Zeitvorteil und hat sich gerade in Vertei­di­gungs­schlachten häufig genug als nicht nur ausrei­chend gewappnet sondern auch als jederzeit zum Gegen­schlag bereit heraus­ge­schält. Es bestand also eine geringe Hoffnung dort, zumindest auf einen Teilerfolg.

Nun, nach zwei Stunden, also dem Vorsprung und der weiteren leicht nachtei­ligen Stellung aus Sicht des SC Kreuzberg, war das Inter­mezzo der Absenz des Kreuz­berger Schwarz­spielers an Brett 2 bereits eine knappe Stunde vorbei. Was hatte sich also nun abgespielt, an jenem Brett und in der Zwischenzeit sowie der Abwesen­heitszeit?

Michael Chatzidakis eröffnete die Partie mit dem Königs­bauern. Musste man nun, als Gegner, mit einer Vorbe­reitung rechnen?  Vermutlich ja. Nicht allein die Aufstellung deutete an: die Schach­freunde wollen den Titel. Auch zu beobachten: ein recht profes­sio­neller Ansatz, in allen Mannschaften, nicht nur in der Feier­abendliga. Hieße aber zugleich: bei den Schach­freunden hat doch jeder (ehrgeizige, aber wer bietet da eine Ausnahme?) Schach­spieler einen exzel­lenten Anlass, sich gut aufge­hoben zu fühlen. Wie dem auch sei.

Der Hang des Dirk Paulsen war ein Leben lang: wie kann ich einer Vorbe­reitung am geschick­testen aus dem Wege gehen? Und nicht etwa: wie kann ich selbst per Vorbe­reitung meinen Gegner in von mir gewünschte Pfade lenken? Falls jemals damit Erfah­rungen gemacht: meist wenig erfreu­liche, und sei es nur wegen der befürch­teten einkeh­renden Verödung des könig­lichen Spiels. „Hatte ich alles schon zu Hause auf dem Brett.“ Oder, wie es einmal einer seiner Gegner ausdrückte: „Du hast nicht gegen mich Remis gespielt, du hast gegen die Theorie Remis gespielt.“ Ja, und jetzt? Er, Paulsen, musste die Theorie eigens „erfinden“ während sie seinem Gegner bekannt war? Einer hat MIT Schweiß­perlen einen halben Punkt erstritten (fraglos: der Favorit), einer OHNE. Womit wurde das Spiel selbst nun „berei­chert“?

Der Versuch jedoch, im ersten, zweiten und dritten Zug nicht ganz der gängigen Theorie zu folgen und somit dem Gegner Probleme zu bereiten, schien erfolglos. Da fiel Paulsen ein: Nebenmann Lars Thiede hatte doch bereits diese Zugfolge nicht nur angewandt, sondern mit eigenen Augen sie zuvor beim FIDE-Meister an 2 beobachtet, als jener im Schnell­schach zu der „Geheim­waffe“ griff? So kamen die Antwortzüge eher für den Schwarz­spieler sowohl überra­schend als auch überra­schend schnell.

Aller­dings fühlte Paulsen sich nun heraus­ge­fordert. „Ach, du glaubst also, dass DU MICH aufs Glatteis locken kannst? Wirst schon sehen! Warte mal auf meinen nächsten Zug, der wird dann dich aus dem Konzept bringen.“

So entstand also von Anfang an ein Duell auf Augenhöhe, aber eines der doch letzt­end­lichen eher von Paulsen angestrebten „Bauart“. Als der Uhrzeiger sich doch so allmählich Richtung 20 Uhr bewegte und die (schon längst und noch mehr unerwünschte) Unter­bre­chung näher rückte, wagte der Schwarz­spieler, mit einem seiner merkwür­digen Züge verbunden (regel­ge­recht: Zug ausführen, Remis anbieten, Uhr drücken) in der Hoffnung einer Annahme, jedoch nicht aus rein schach­lichen Erwägungen und auch nicht aus mannschafts­tech­ni­schen, denn, selbst wenn dieses Geschehen vorge­lagert war, dem sich anbah­nenden Verlust an 4 sowie der Vertei­di­gungs­schlacht an 3, so konnte man doch schwerlich damit rechnen, dass an den anderen Brettern ein Vorteil heraus­springen würde? Abgesehen von der Überlegung, überhaupt doch Schach zu spielen um des Spieles willen und nicht um auf diese oder jene taktische Art hier oder da ein vorteil­haftes (Mannschafts-)Ergebnis heraus­zu­schlagen? Womöglich gar das Motto: „In dem Kampf war es ja egal, dass ich verliere, da die anderen eh schon so gut standen.“ Nein, purer Unsinn.

Es lag also ein Remis­an­gebot vor, welches nichts mit kalku­lierten Chancen auf den Titel­gewinn zu tun hatte. Anderer­seits könnte man es natürlich in gewisser Weise als „Erfolg“ werten, da man ja Außen­seiter war (wie die Anderen jedoch auch), aber eben Schwarz hatte. Weiß muss was tun, Schwarz darf sich auch mal begnügen. Dennoch in diesem Falle: kein Zusam­menhang damit.

Wie auch immer Gegner Chatzidakis nun einge­stellt war und kalku­liert hatte oder es tun würde: er lehnte ab. Sicher, auch die Stellung bot genügend Möglich­keiten, und war zudem höchst heraus­for­dernd und inter­essant und ein Remis­schluss hätte norma­ler­weise gar beiden Protago­nisten eine Art von „Feigheit“ andichten lassen können. Dennoch steht an dieser Stelle auch jene Überlegung im Raum: da Michael Chatzidakis ja, aus Fairness­gründen darauf vorab aufmerksam gemacht, dennoch eben von der geplanten Unter­bre­chung wusste, könnte man eben annehmen, dass er auch diesen anste­henden Zeitverlust als chancen­ver­bes­sernd aus seiner Sicht mit einbe­zogen hatte als er die Partie fortsetzte.

Nach der Ablehnung also noch ein Zug, halb im Stehen ausge­führt, aber möglichst natürlich Probleme stellend, dennoch so gut wie möglich bedacht und dann auf zum … ja, wohin nun eigentlich?

Voraus­ge­schickt sei, dass die Schach­freunde zwar zum Papst­besuch geladen sind, dass jedoch sowohl die Austragung der hier geschil­derten Partie(n) als auch das Verfas­sungs­datum des vorlie­genden Krimi­nal­romans jeweils in einem soliden Abstand zum 01.04. lagen (so jeweils eine gute Woche, plus minus).

Es hatte sich einige Stunden vor diesem Mannschafts­kampf folgendes abgespielt: bei Dirk Paulsen ging eine sms ein. Inhalt in etwa so: „Du musst heute bitte einen kleinen Auftrag erledigen.“ Von wem? Nennen wir den Auftrag­geber in sehr guter Annäherung einen „langjäh­rigen Geschäfts­partner“. Auf Nachfrage stellte sich mehr und mehr heraus: es handelte sich um eine Geldübergabe einer nicht unerheb­lichen Summe. Nun ja, eine der angebo­tenen Reaktionen lautete: „Ich spiele um 20 Uhr eine Schach­partie, das passt heute nicht so gut. Könnten wir nicht…“ Nein, wie auch immer, der Termin stand und war so einzu­halten, und keine rechten Ausflüchte willkommen. „Du bist der Einzige, der das zuver­lässig erledigen kann.“

Nun gut, immerhin diesen Stempel aufge­drückt bekommen zu haben und mit ihm herum­zu­laufen mag ja auch seine Vorteile haben, hat aber denn auch den Nachteil, dass man sich dem verpflichtet fühlt. So etwas könnte man auch im weiteren Sinne als „Image­pflege“ bezeichnen. „Du bist doch derjenige…“ Und wenn dann kommt „.. auf den man sich verlassen kann“? Geht schon so. Musste aber denn eben an jenem Abend einge­plant werden.

 Allein die zeitliche Unter­bre­chung wäre ja noch nicht einmal das aller­größte Problem (sagen wir mal so: du hast eine Schach­partie verloren, als schlimmste mögliche Folge; what shalls? Also was soll´s? Die Frage, die mehr im Raume stand und die Frage­zeichen auf die Stirn zauberten: wohin dann mit dem Geld?

 19:45 also Aufbruch. Ort der Übergabe: das Walldorf Astoria, am Ku’damm. Schnell ein Taxi anhalten und dem Taxifahrer die Modali­täten erklären: bitte zu jenem Hotel, dort bitte ein paar Minuten warten, bis nach dem Termin um 20 Uhr, und dann wieder hierher zurück. Was für ein Pfand bräuchten Sie? Keines? Sie wissen und sehen ja, wo ich mich aufhalte. Im weiteren Verlaufe des Gesprächs (und allein ein solches machte jede Taxifahrt lohnenswert) möglichst einen sehr seriösen, gebil­deten, verläss­lichen, selbst­ver­ständ­lichen Eindruck machend, damit eben alles möglichst reibungslos verliefe.

Das Walldorf Astoria macht schon einen höchst imposanten Eindruck. Keine Frage: ein roter Teppich liegt aus. Zugleich kommt man aber nicht am perfekt gestylten Butler vorbei, welchem man zumindest einen guten Abend zu wünschen hätte aber zugleich die angebotene Hilfs­be­reit­schaft möglichst höflich/vornehm … abzulehnen. „Danke, ich habe hier nur eine kurze Verab­redung in der Lobby.“ Aller­dings fühlt man sich schon zu einer Art Recht­fer­tigung verpflichtet. Als Schach­spieler, für einen Spiel­abend in der Feier­abendliga unterwegs, jedoch keineswegs für ein derar­tiges Hotel, einen Aufenthalt, überhaupt nur die Aura eines solchen einatmen, anfühlen, aufsaugen zu dürfen, allein schon kleidungs­mäßig nicht geeignet.

Nun aller­dings die Kontakt­auf­nahme: wer wäre denn zu erwarten, wie infor­miert man über die eigene Ankunft, wie macht man sich dann bemerkbar? Und man bedenke: immerhin sollte zumindest temporär ein erheb­licher Geldbetrag den Verwalter wechseln? Wie geht denn so was? Aller­dings nicht, dass man nun anzunehmen hätte, dass sich in den Händen des Dirk Paulsen noch niemals derartige oder allgemein gesagt höhere Geldbe­träge befunden hätten und es nicht hier oder da schon mal zu ein paar spannenden kleinen Begeben­heiten gekommen wäre. Dennoch derar­tiges Geschehen alles andere als Alltäg­lichkeit, versteht sich.

Die Uhr, gut sichtbar in der Hotel­lobby angebracht, zeigte wohl 19:55. Kurz mal nach dem Taxifahrer geschaut und sich bemerkbar gemacht, damit jener auch ja die Stellung hielte (was hatte wohl Chatzidakis zeitgleich der anderen, eigentlich „thema­ti­schen“ Stellung angetan? Fraglos hatte man auch jene hier und da im Hinterkopf um möglichst bei Rückkehr vor den größten Überra­schungen gefeit zu sein). Der Taxifahrer wusste es zu schätzen. Auf ihn konnte man zählen, er stand und der Taxameter lief in die für ihn doch ausge­machte gewünschte Richtung.

Kurze sms an den Haupt­auf­trag­geber, zwecks Kontakt­auf­nahme mit (zweiter) Zielperson. es sollte sich nun also um ein Mädchen aus der Ukraine handeln, welche ebenfalls per sms, englisch gehalten (wie inter­na­tional doch üblich und auch in der parallel laufenden Unter­haltung gepflegt, versteht sich), ihr baldiges Erscheinen in der Lobby ankün­digte.

Als nun also eine tatsächlich jüngere, durchaus attraktive junge Dame, mit leicht asiatisch anmutenden Gesichts­zügen, zugleich einem (dem berühmten…) Koffer unter dem Arm den Fahrstuhl verließ war bei Blick­auf­nahme direkt klar: „wir beide sind fürein­ander bestimmt“. Die junge Dame fackelte auch nicht lange, das Gespräch war betont kurz gehalten, durchaus jedoch freundlich, die notwen­digsten Fragen waren beant­wortet, grund­sätzlich alles geklärt, sie selbst hätte auch keine größere Erfah­rungen mit derar­tigen Vorgängen, wäre doch gelegentlich mal in Berlin, liebte diese Stadt, müsste aber in ein paar Tagen weiter nach Dänemark und, trotz der ausge­machten „Bestimmung fürein­ander“ ging, mit einsei­tiger leichter Enttäu­schung (ach, da könnte man doch eine Niederlage locker verkraften für eine Fortsetzung des Austauschs von Freund­lich­keiten?), jeder seiner Wege. Aller­dings nicht ohne das zentrale Anliegen aus den Augen verloren zu haben. Koffer­übergabe.

Zurück ins Taxi also und möglichst rasch wieder ans Brett. Aller­dings nun das doch als beinahe größeres Problem zu bezeich­nende: wohin mit dem Koffer? Der Haupt­auf­trag­geber hatte folgenden höchst hilfreichen Vorschlag parat: „Not in the car.“ Ja, wohin denn sonst?  In den Spielsaal? Unterm Arm geklemmt ans Brett setzen? Am Tisch platzieren? Nach dem Tresor im Nachbar­schafts­treff fragen, ganz unauf­fällig natürlich? Rasch mal einen Abstecher nach Hause, müsste doch in einer guten halben Stunde erledigt sein, also kur nach ZÜ wäre man schon wieder zurück? Vielleicht sogar noch davor…

Nein, unauf­fällig im Auto platzieren. „You have to count the money. Ukrainian girl, you never know.“ „No way.“ Was auch sonst? Bülow­straße — ginge es noch Vertrauen erweckender? Gleich zwischen den an jener Stelle zu etwa 50% geschlechts­um­ge­wan­delten Vertreter/Innen des horizon­talen Gewerbes, deren „Beschützern“, welche für die Überwa­chungs­dienste doch einen nicht unerheb­lichen Teil des erwirt­schaf­teten Kapitals nach eigenem Gutdünken für sich einstreichen, den Drogen­dealern, den schumm­rigen Kneipen, kurz dem Kiez schlechthin? Hier und nirgends sonst. Wie erheblich der Betrag übrigens war bleibt Geheimnis (denn immerhin so viel könnte man verlässlich als Auskunft geben: „I do not count the money“ und „I did not count the money“ waren Inhalte zweier rückver­sandter „ShortMessageS“, natürlich zweier zeitlich weit ausein­ander liegender. Heißt aber lange noch nicht „I have no idea how much money this had been.“ Eine Nachricht lautete aller­dings noch in etwa: „Money looks genuine and it is a lot.“

Der Koffer, etwa so, dass man den Inhalt für einen alter­tümlich verstauten laptop gehalten haben könnte, MUSSTE nun also doch im Auto deponiert werden. Sofern man sich dabei eine Art „tue es unauf­fällig“ auf die Fahnen schreibt ist es eben genau so, wie es NICHT sein sollte. Nämlich: auffällig. Sieht man so etwas, schaut dir jemand zu? Nein, jetzt ist die Gelegenheit günstig, scheint keiner in der Nähe zu sein, etc. tut genau das, was es vermeiden soll: Aufmerk­samkeit wecken. Vorstellen kann man sich dabei, wie man es im Film macht. Es ist ja ein Schau­spieler, der es spielen soll, der es aber in aller Regel so schlecht spielt wie Dirk Paulsen an jenem Abend selbst, insofern also genau, dass man etwas merken muss, jedoch ist es ja zugleich ein Film und man muss ja auch an den Zuschauer desselben denken, welcher ja genau gerade auf das Geschehen aufmerksam gemacht werden soll. Demnach spielt der Schau­spieler, der es schlecht spielt, doch wieder gut, weil dilet­tan­tisch?

Wie auch immer.  Der Koffer musste verstaut werden. Und zwar von außen unsichtbar, so viel Einsicht musste man dabei (dem Auftrag­geber) zugestehen. Nur musste man um dies zu gewähr­leisten entweder längere Umbau­maß­nahmen durch­führen (Kofferraum etwa, dort noch verstecken? Das würde doch nun ganz sicher auffallen?). Oder eben im Sitzraum, dort gab es jedoch immer eine Perspektive, wo es denn doch auffiele?

Auch hier genügte der Erfah­rungs­mangel genau dahin, dass sich Paulsen entspre­chend höchst ungeschickt anstellte.  Dennoch ging es irgendwann zurück in den Turniersaal. Aller­dings nun mit der Maßgabe, doch gelegentlich nach dem Auto zu schauen?

Auf dem Brett ging es nun „ordnungs­gemäß“ (nämlich ungeordnet) weiter. Auf der Uhr waren doch einige Minuten abgelaufen und in etwa 1:09 Restzeit auf Paulsens Uhr, 1:26 auf Chatzidakis´. Authen­ti­zität spätestens hier zurück: 51+34 verbrauchte Minuten wären eine Stunde und 25, das hieße also, dass die Rückkehr ans Brett um 20:25 gelegen hätte. Kommt doch perfekt hin, wohin auch immer einen die Phantasie getragen haben mochte?

Es stand also, zur Rekapi­tu­lation, 0.5:1.5 bei zwei laufenden Partien. Slepushkin vertei­digte mit all seinen Türmen den Bauern c3 (womit den sonst so einsatz­freu­digen Gesellen ein Spielraum von zwei Feldern, c1 und c2, geblieben war, und sie die gewaltige Strahl­kraft genau bis zum eigenen Bauern hin hatten), aber noch war ein Remis nicht auszu­schließen. Da Dr. Modler hier und da schon mal einen skepti­schen Blick, auf Brett und eigene Uhr warf, denn der Zeitvorteil blieb auf Seiten des SCK, konnte man sogar noch ganz eventuell auf eine komplette Wandlung des Geschehens dort hoffen? Wie auch immer, D.P. musste seine eigene Stellung erst einmal im Griff behalten.

Hier nun der zweite Teil des Krimis, welcher sich mehr und mehr anbahnte: Kampf der Schach­ideen, könnte man es nennen, oder eben doch eine Parte einfach nur auf gutem Niveau? Schwarz hatte zuerst den einen Läufer, dann den anderen, jeweils gegen einen vermeintlich leicht schlech­teren Springer herge­geben. Alle Schwer­fi­guren noch drauf, an Leicht­fi­guren bei Weiß zwei Läufer, bei Schwarz zwei Springer. Bauern­struktur: unüber­sichtlich, was demnach den Läufern gut tun sollte?

Eine Umgrup­pierung der Springer auf richtig gute Felder war jedoch Teil des schwarzen Planes. Als sie ihre optimalen Felder erreicht hatten schien sich Materi­al­gewinn anzubahnen. Jener hätte aber immer eine Begleit­erscheinung: kostet etwas Zeit, Bauern einzu­heimsen, womöglich dabei leicht deplat­zierte Figuren in Kauf zu nehmen? Jeden­falls tat Weißspieler, in gewisser Weise lehrbuch­artig, genau das, was man in solchen Fällen zu tun hat: irgendwie, und sei es mit Gewalt, die Stellung öffnen, die Läufer zum Spielen bringen, den Springern die Laune am Tanzen verderben. So geschah es also.

Beide Parteien machten abwech­selnd Züge auf dem höchste Niveau, so die dreiste Behauptung  (eines unbetei­ligten Laien…). Der Damen­tausch ließ sich nicht vermeiden (wer wollte es mehr?), die Bauern­struktur anwachsend unüber­sichtlich. Irgendwann musste doch einer der beiden Läufer sich hergeben für einen der beiden Springer. Noch immer ein Paar Türme drauf, ein Läufer hier, ein Springer dort, ein Mehrbauer dort ebenso wie ein Tripel­bauer auf der c-Linie.

An Brett 3 müssen die Parteien irgendwann zwischen­zeitlich mit Remis überein­ge­kommen sein. Dr. Modler hatte wirklich nur noch sehr wenig Zeit und die Stellung war noch immer keineswegs einfach gewonnen, jedoch monierte er alsbald, im Anschluss, dass sogar die Schluss­stellung noch für ihn gewonnen gewesen wäre. Aber bei der Bedenkzeit?

Obwohl also eigentlich weniger erfreulich für die Schil­derung der Partie an Brett 2 und auch gar nicht wirklich erheblich (denn das Duell auf Augenhöhe hatte auch so ausrei­chend Gehalt um es ohne Neben­ge­schehen schil­dernswert zu machen), war die Lage so, dass Schwarz einen Sieg benötigt hätte, um ein Mannschaft­stremis zu erzielen und somit den Entscheid über die Titel­vergabe zumindest hinaus­zu­zögern.

Der Zeitver­brauch bei Weiß wurde immer höher (im Verhältnis zum Schwarz­spieler, welcher trotz der genannten Unter­bre­chung — oder auch genau wegen derselben — stets im flüssigen Zugrhythums blieb). Allmählich könnte man gar auf eine andere Art der „Stellungs­ver­wertung“ speku­lieren? Denn merke: die Uhr ist auch eine Figur. Die Stellung blieb — verwi­ckelt, unklar, kompli­ziert, spannend.

Nun könnte man doch tatsächlich mal zum schach­lichen Teil umschwenken? Hier die Stellung vor dem ersten großen Schock (oder auch einer von vielen Schock­mo­menten, von welchen sich viele jedoch zugleich und noch mehr im Kopf abspielten; etwa derar­tiger Ausprägung: „Das geht, du gewinnst.“ Schock:“ Geht ja doch nicht, du stehst auf Verlust!“.). Überra­schungen also ohne Ende, etliche davon jedoch lediglich erdachte.

Hier also die eine wichtige Stellung:

 

 Weiß: Michael Chatzidakis

Schwarz: Dirk Paulsen

 Schwarz am Zuge

Hier hatte Schwarz also die eine Möglichkeit berechnet, jedoch sich eine Alter­native in petto gehalten, als sozusagen „Ausrede“. Die eigentlich geplante Möglichkeit bestand in dem Zug 1. … d5-d4. Zwar war das Turmend­spiel nach 2. Th6xc6 Te8xe3+ 3. Kf3-f2 c4-c3 4. Tc6xc7 alles andere als einfach gewonnen, aber es ließe doch ausrei­chend viele Möglich­keiten? Da jedoch der Gegenzug 2. Th6-e6 (statt Th6xc6) ins Auge fiel, gab es einen weiteren jener Schock­mo­mente. Danach ginge ja nur 2… Te8xe6, worauf folgte: 3. f5xe6 d4-d3 (einziger Zug) 4. f4-f5 c4-c3 5. f5-f6 c3-c2 6. f6-f7+ und der weiße Bauer zieht zuerst ein — mit vernich­tenden Folgen. Demnach ging also das geplante d5-d4 gar nicht. Statt­dessen war jedoch die „Ausrede“ (und somit die Partie­fort­setzung)  1. … Se2xg3 als zumindest ausrei­chend gute Alter­native gedacht.

Chatzidakis zog jedoch relativ schnell auch daraufhin 2. Th6-e6!?. Eine weitere Überra­schung, welche jedoch zugleich sicher stellte, dass er den Gewinn nach 1. … d5-d4 gesehen haben muss (da eben den wichtigen Zug Th6-e6 auf dem Radar).  Die nächsten Züge erzwungen: 2. … Te8xe6 3. f5xe6 Sg3-f5.

 

 Weiß: Michael Chatzidakis

Schwarz: Dirk Paulsen

Weiß am Zuge

 

Was hätte sich nun jeder einzelne der immer zahlreicher werdenden Kiebitze wünschen können um das zu tun, wozu sie ihre hier gewählte Bezeichnung verpflichtet (dem „Kiebitzen“ nämlich): es geht um die Wurscht, in dem Kampf, in der Partie, in der Meister­schaft. Die Uhr zeigte bei Weiß lediglich noch eine Minute und etwa vierzig Sekunden an, bei Schwarz etwa 25 Minuten. Die Stellung selbst: ein Drama zeichnet sich ab. Beide Parteien verfügen über drei Freibauern, beide einen Randfrei­bauern und beide zwei Zentral­frei­bauern. „Anything can happen.“ Ein klares Überge­wicht zeichnet sich noch nicht ab. Für wen? Sicher, doch, dem Läufer würde man einen leichten Vorteil im Kampf mit entfernten, gerade Rand-, Freibauern zuschreiben, aber die zentralen schienen doch eher Schwarz zu bevor­teilen? Wohin soll der f-Bauer denn laufen? Und überhaupt: was ist mit dem Mehrbauern? Hat er Gewicht oder gar keines? Der nächste Zug dennoch ein erneuter Schock.

 4. Le3-c5

 Obwohl Michael Chatzidakis diesen Zug mit einer Bewegung ausführte, welche doch (erstmals) eine Spur von Unsicherheit verriete? Irgendwo steckte darin auch: „Nun, da meine Zeit so weit runter ist, kann ich es einfach nicht mehr zu Ende kalku­lieren.“ Dies war also die Stellung (nach 4. Le3-c5) welche im Anschluss analy­siert wurde, von allen Anwesenden, auch den stärksten (Lars Thiede). Denn hier nun geschah etwas doch leicht Merkwür­diges: Schwarz kalku­lierte die wesent­lichen Varianten und inves­tierte in jene Kalku­la­tionen in etwa 10 Minuten. Als er jedoch zur Ausführung seines Zuges überging war ihm bewusst, dass dieser Zug (bei korrektem Spiel) die Niederlage nicht abwenden könnte. Warum also führt man den Zug dann aus? Es sollte doch immerhin eine Idee dahinter stecken und nicht etwa die Kapitu­lation? Sicher könnte man das Neben­ge­schehen — man bedenke, dass noch immer hier und da ein Gang in den Vorraum und ein Blick aufs Auto Teil des Abend­pro­gramms war und zugleich eine latente Sorge durch­gehend mitschwang — heran­führen. Auch und womöglich die zuvor „sinnlos“ inves­tierte Bedenkzeit, welcher ja nun, trotz des vorhan­denen Zeitvor­teils noch immer fehlte, aber all dies sollte eigentlich nicht zählen. Hier zählen schach­liche Erwägungen.

Der Rest der Partie soll auf jeden Fall erst einmal geschildert werden:

4. … d5-d4? 5. a2-a4 (von leichtem Schulter zucken begleitet, welches da nur heißen konnte: „Wenn du sonst nichts zu bieten hat, dann läuft mein Bauer eben durch, wie kalku­liert.“) 5. … d4-d3 6. a4-a5 Sf5-g3

Dieser Verwirrzug kostete den Weißspieler nun erheb­liche Teile der Restbe­denkzeit. Es waren zuvor etwa 40 Sekunden, nach dem Zug aber nur noch 17 Sekunden verblieben auf der weißen Uhr.

Weiß: Michael Chatzidakis

Schwarz: Dirk Paulsen

Weiß am Zuge

Endlich fand Weiß also das eigentlich gar nicht so diffizile 7. Kf3-e3 aber dennoch schien es beinahe unmöglich, den nun erzielten klaren Gewinn rein mecha­nisch umzusetzen. Die nächsten Züge:

7. … Sg3-f1+ 8. Ke3-f2  Sf1-g3 9. a5-a6! was den Gewinn sicher stellt. Denn: obwohl Schwarz nun ebenfalls eine Dame bekäme, würde die weiße entste­hende direkt zur Mattsetzung schreiten. Das Buch zum Film: 9. … d3-d2 10. a6-a7 d2-d1D 11. a7-a8D+ Kg8-g7 12. Da8-f8+ Kg7-g6 13. Df8-f7+ Kg6-g6 14. Lc5-f8+ nebst Matt.

Unerkannt in dem Moment, dafür später, auf der Heimfahrt, in gewisser Weise so zum Ärgernis werdend, blieb an dieser Stelle jedoch die leicht verborgene Möglichkeit, im neunten Zug so fortzu­setzen (also nach 9. a5-a6, dem Partiezug): 9. … Sg3-e4+ 10. Kf2-e3 d3-d2! 11. Ke3-e2 Se4-c3+! 12. Ke2xd2 Sc3-b5. Die Folge lediglich: der Springer kann sich noch für den Bauern opfern und das Manöver (Weiß müsste ja dann einen anderen Bauern zur Dame bringen) kostet den Weißen dann vermutlich entschei­dende Sekunden. Wenn man selbst gute 13 Minuten auf der Uhr hat hat man ja auch das Recht, diese in wichtigen Momenten zum Einsatz zu bringen?

Demnach blieben dem Schwarzen ab jetzt nur noch Verzweif­lungszüge, welche möglichst lange das Matt hinaus­zögern sollten. Dennoch lief die Schluss­phase keineswegs ohne Drama ab. Weiß zog also seinen Bauern ein, Schwarz turnte ein wenig mit dem Springer herum (da war doch noch ein Schach, auf e4?). Ein gewisser Mangel an Geschick, ein Matt möglichst lange zu verwehre, sind zum Großteil eine Folge der Abneigung, sich so einen Erfolg — also im außer­schach­lichen Bereich — zu erstreiten. Von daher war der Springer bald verloren, und Weiß, mit dann nur noch drei Sekunden auf der Uhr, machte sich daran, die letzten drei Bauern, Zug um Zug, einzu­heimsen. Jedoch genau in diesem Moment (im Kampf mit drei Sekunden gegen drei Bauern) geschah es, dass der Weißspieler, beim doch dann raschen, nennen wir es ruhig „hekti­schen“ Ziehen, den dritt­letzten Bauern nicht etwa Kraft eines Zuges vom Brett wischte, sondern dafür ungewollt eher den Ärmel seines Pullovers zum Einsatz brachte. Auf einmal war der Bauer von h3 verschwunden! Er kugelte vom Brett und nun hätte vermutlich ein Gegen­drücken der Uhr ausge­reicht, um die letzten Sekunden verstreichen zu lassen, aber Schwarz nahm von diesem Vorgehen Abstand — obwohl sicherlich im Rahmen der Regeln vertretbar, denn immerhin hatte der Gegner ja nach dem Drücken der Uhr nicht die zu spielende, aktuelle Stellung hinter­lassen. Man hätte dazu die Worte raunen können: „Bitte zuerst die Figuren aufstellen.“ Möglich, denkbar, ging dem Schwarzen auch durch den Kopf — und vergleichbare Fälle aus der jüngeren Vergan­genheit, in welchen dann stets „die Mannschaft“  als Grund vorge­schoben wurde um damit eine Art von gewisser Unsport­lichkeit zu kaschieren, wobei ganz klar „Regeln sind Regeln“ auch eine Parole sind. Besser jedoch, man kann sich heute und auch in aller Zukunft in die Augen schauen, sowohl mit jenen des Gegners als auch jenen, welche sich beim zufäl­ligen Anblick eines Spiegels, ebenso zufällig, hervortun dürften.

Als der Bauer also vom Brett wich, unbeab­sichtigt, schmun­zelte Paulsen nur kurz vor sich hin, vielleicht mit einem gewissen hörbaren Lacher verbunden. Sein Gegenüber wurde so auf den Umstand aufmerksam und stellte rasch den Bauern wieder hin. Nur war damit bereits in gewisser Weise Fried­lichkeit, beider­seits, signa­li­siert. Die letzen Bauern wurden dann „ordnungs­gemäß“ und ohne größere Probleme, im Rahmen der verblie­benen Bedenkzeit und im Einklang mit den Schach­regeln geschlagen und vom Brett entfernt, als jedoch Weiß mit einer Übermacht von Dame, Läufer und ca. drei Bauern „nur“ noch den König hätte Matt setzen müssen, machte er überhaupt keinen Zug mehr. Sicher, wenn überhaupt stand da non 00:01 auf der Uhr, aber vielleicht hätte doch so manch einer die Hetzjagd fortge­setzt? Das Lächeln auf dem Antlitz des Michael Chatzidakis verriet: Ziel erreicht, alle Bauern erwischt, kein Gedanke an ein Matt, der gewisse Dank damit an den Gegner, nicht von einer Regel­ver­letzung zu dessen Gunsten Gebrauch gemacht zu haben.

Somit das Resultat der Partie unter­zeichnet, so, wie man ein derar­tiges Ergebnis selbst denn auch umgangs­sprachlich nennt: im Friedens­schluss.

12:1/2.

Beide waren einver­standen mit dem Ergebnis und die Feier­abendliga dürfte mit diesem Endergebnis — dem 2.5:1,5, fast exakt der Erwartung entspre­chend, auch entschieden sein.

Dennoch gab es nun natürlich die Nachbe­trachtung. Die unten abgebildete Stellung gab den entschei­denden Anlass: was wäre hier die beste Fortsetzung gewesen? Einigkeit direkt darüber: hier muss man genau hinschauen, hier fiel die Entscheidung.

 

 

Weiß: Michael Chatzidakis

Schwarz: Dirk Paulsen

 Schwarz am Zuge

 Die von Schwarz am Brett kalku­lierte und hier nun vorge­schlagene Variante lautete: 4. … h7-h5 5. a2-a4 c4-c3 6. Kf3-e2 h5-h4 7. a4-a5 h4-h3 8. Lc5-g1. Der letzt­ge­nannte Zug als „erzwungen“ bezeichnet, zugleich aber ausrei­chend gut. Problem lediglich: der Springer verfügte nun sowohl über das Feld d6 als auch das Feld d4. Letzter Zug der noch bessere (und in der Analyse natürlich sofort gefunden): 8. … Sf5-d4+. Damit wäre zumindest einmal ein direkter Durch­marsch des a-Bauern verhindert (denn von b5 aus hält der Springer ihn ja). Aber man kann auch aktiv vorgehen, wie die Analyse zeigte, und den Springer von d4 nach f3 bringen, den Läufer entweder vertreiben oder schlagen und noch immer bekäme Schwarz ebenfalls eine Dame, selbst wenn Weiß dann mit Schach (aber längst nicht mehr mit Matt) einzöge.

Die Spannung wurde dieser Analyse später geraubt. Und zwar mit folgender so hässlicher, entwei­hender Maßnahme: den Computer ein- und das Gehirn ausschalten. Arbeit erledigt. Aller­dings benötigte der Computer doch einen kurzen Moment, um die „richtige“ Variante anzuzeigen. Dazu später.

Das Ergebnis der Analyse sei auf zwei Arten angegeben: a) die Frage blieb, nachdem verschiedene Varianten durch­ge­spielt waren, „was ist denn nun die beste Fortsetzung, sozusagen die Haupt­va­riante“? und b) „wie ist das Stellungs­urteil?“ So weit man auch an jenem Abend voran­schritt im Sinne von „Erkennt­nis­ge­winnen“: beide Fragen fanden keine eindeutige Antwort, aller­dings stellte man meist fest, dass Weiß zwar durchaus vertretbare Remis­chancen behielte, dass aber dennoch nur Schwarz auf einen Sieg hoffen konnte. Die beste Variante blieb ebenso offen.

Anzubieten waren, nach dem Zug 8…. Sf5-d4+ 9. Ke2-d1 c3-c2+ 10. Kd1-d2 (alter­nativ 10. Kd1-c1 Sd4-e2+) 10. … Sd4-f3+ 11. Kd2xc2 Sf3xg1 12. a5-a6 h3-h2 13. a6-a7 h2-h1D 14. a7-a8D+ Kg8-g7 15. Da8xc6. Weiß hat Chancen aber Schwarz, falls er denn wollte, könnte Dauer­schach geben.

Alter­nativ zu dem 8. Zug Lc5-g1 könnte Weiß natürlich auch direkt zu 8. a5-a6 greifen. Die Folge: 8. …h3-h2 9. a6-a7 h2-h1D 10. a7-a8D+ Kg8-h7. Auch in dieser Stellung, in welcher Schwarz noch immer über den Mehrbauern verfügt, nämlich den starken Bauern auf c3, verfügt, sollte doch nur Schwarz gewinnen können?

Der Computer reagiert, wie stets, höchst gelassen und kalku­liert­mit­küh­lem­kalkül (und lässt dabei den Benutzer den Kalk ansetzen…), und bestätigt als beste Möglichkeit die erstge­nannte, als Stellungs­urteil eine +1.49 aus Schwarz­sicht etwa (Rechen­dauer, Rechen­tiefe, verwen­detes Programm? Bleibt geheim oder jeder prüfe mit der eigenen Engine).

Dennoch könnte man so dreist sein und behaupten: sofern Schwarz zu dem eigentlich doch offen­sicht­lichen 4. … h7-h5 gegriffen hätte, wäre der Ausgang der Feier­abendliga bis heute offen?! Denn allein schon der Bedenk­zeit­ver­brauch hätte vermutlich den Ausschlag gegeben.

Der Koffer hat am folgenden Samstag übrigens unver­sehrt zum verab­re­deten Weiter­lei­tungs­termin, Berlin-Halensee, Kronprin­zendamm, 13 Uhr, erneut und unver­sehrt den Besitzer gewechselt. Ein junger Däne in Lacoste Schuhen nahm ihn entgegen, die Parole lautete „Minotaurus“. Dänen, in Dänemark ansässig? Da läutet doch ein Glöckchen?

 Fortsetzung folgt…

Für die wahren Schach­en­thu­si­asten hier noch angefügt die Notation der Partie:

 1. e2-e4 d7-d6 2. d2-d4 Sg8-f6 3. Sb1-c3 e7-e5 4. f2-f4  dies der vorbe­reitete Zug? 4. … Lc8-g4  Kaum vorstellbar, dass man sich auf so einen Zug einstellen kann, vorab? 5. Dd1-d3 e5xd4 6. Dd3xd4 Sb8-c6 7. Lf1-b5 Sf6-d7 Die Stellung nun im Gegensatz zu jener, dass man direkt im 4. Zug auf d4 schlägt, hat die Beson­derheit, dass der Läufer g4 nun schon „entwi­ckelt“ ist. Nur die große Frage eben: steht er gut oder eher exponiert? Der Zug f4-f5 liegt in der Luft, und wohin dann mit ihm? Hier aller­dings gibt es nun die Möglichkeit, durch den Zug 7. … Sf6-d7, den f-Bauern befreiend, ihn mit dem Zug f7-f6 zu sichern (Route g4-h5-f7). 8. Dd4-f2 Lf8-e7 9. h2-h3 Lg4-h5 der Läufer­gewinn mit g2-g4 durch den Damen­gewinn Le7-h4 verhindert. 10. Sg1-e2 Hier schon eine gehörige Anzahl von Alter­na­tiven zum folgenden schwarzen Zug, welcher aber dennoch absolut akzep­tabel ist. 10. … Lh5xe2 Die erste Hälfte des Läufer­paars herge­geben. 11. Lb5xe2 Le7-h4 Hier der Moment des Remis­an­gebots. Die Begründung ersichtlich: der weiße Gegenzug ist erzwungen, danach geht der Läufer natürlich zurück und Weiß muss einen Plan entwi­ckeln. Könnte ihm auch Kopfzer­brechen bereiten? 12. g2-g3 Lh4-f6 13. Sc3-d5 Lf6-d4 Noch nicht gleich hergeben. Der Läufer hat da natürlich auch eine ordent­liche Wirkung gegen die weiße Rochade. 14. Df2-f3 0-0 15. c2-c3 Ld4-b6 Nun der Läufer zwar nicht mehr zu retten, aber falls Weiß schlüge, so würde sich immerhin eine Turmlinie (halb) auftun sowie der starke Springer auf d5 sein Leben hergeben müssen im Tausch. 16. Ke1-f1 Demnach schien die lange Rochade auch keine rechte Option mehr zu sein? Immerhin falls man denn irgendwann mal auf b6 tauschen würde wäre die a-Linie noch unange­nehmer Richtung weißem König? Außerdem scheint der weiße König auf g2 natürlich gut zu stehen. Dennoch ist es ein Zug mehr, die „künst­liche Rochade“. 16. … Tf8-e8 17. Lc2-d3 Sd7-c5 18. Ld3-c2 Sc6-e7 Setzt dem weißen Springer die Pistole auf die Brust: schnapp zu, hier oder da, oder verzieh dich. Sonst gehst du eh den Weg alles Fleisch­lichen. 19. Sd5xb6 Andere Hälfte des Läufer­paares weg. Kampf der Schach­ideen. Hat Schwarz ein Gegen­ge­wicht? 19. … a7xb6 20. b2-b4 Sc5-a4 21. Lc2-b3 b6-b5 Auch der Springer am Rand, Schwäche oder Stärke? Nun immerhin gestützt von einem Bauern, in der gegne­ri­schen Hälfte auf einem Feld, welches Bauern nicht mehr kontrol­lieren können. Aller­dings der Vorteil eines Läufers gegenüber dem Springer: meist die Abtau­sch­option auf seiner Seite. Sprich: wenn es Weiß zu bunt wird, haut er ihn einfach raus. Schwarz kann nicht dementspre­chend gegen­halten. Was, wenn er einen der Läufer haben möchte? Nix da! 22. Kf1-g2 Dd8-d7 23. h3-h4 Se7-c8 Irgendwo muss doch für diesen Gaul auch ein Plätzchen zu finden sein? 24. Lc1-d2 Sc8-b6 25. Td1-e1 Dd7-c6 26. h4-h5 Sb6-c4 Angekommen. Nun BEIDE Springer auf einem Feld in der gegne­ri­schen Hälfte, gestützt von ein(unddemselb)en Bauern auf einem Feld, welches der Weißspieler nicht mehr von einem Bauern heraus­fordern kann. Wie steht´s? 27. Ld2-c1 f7-f5 Wenn man die Springer hat und der Gegner die Läufer: wie geht man dann vor? Stellung öffnen! Oder wie stand es damals im Lehrbuch? 28. e4xf5 Sa4xc3 Hier nun der Moment, in welchem die Springer so weit sind, irgendwo mal einen Bauern zu schnappen? 29. Df3xc6 b7xc6 30. h5-h6! Genau so macht man es. Irgendwie Action, früher oder später kommen die Läufer groß raus. 30. … g7xh6 31. Kg2-f3 d6-d5 32. Te1xe8 Ta8xe8 33. Th1xh6 Früher oder später kommt es eben immer zur Krisis. Weiß steht gut, Schwarz steht gut. Schag­fälle möglich, in alle Richtungen, sowie poten­zielle Angriffs­dro­hungen. 33. … Sc3-e2 34. Lb3xc4 Das Läuferpaar aufge­geben. Aber natürlich wohl begründet. Klar könnte Schwarz nun auch auf c1 schlagen. Aber dann hätte irgendwann der Bauer auf c6 und der auf d5 gehangen? 34. … b5xc4 35. Lc1-e3 und von wegen komplette Notation: angekommen an der oben zur Diskussion stehenden Stellung.

 

 

 

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5 KommentareKommentieren

  • Dirk Paulsen - 17. April 2017 Antworten

    War noch nicht der Weisheit letzter Schluss: hinein­ge­beten in die Wohnung wurde ich vom beschrie­benen Dänen mit den Lacoste Schuhen. Die junge Dame war seine Beglei­terin, welche aber offen­sichtlich in Gescheh­nisse ein geweiht war. Noch von dem Zählvorgang verließ ich die Wohnung wieder.

    Punkt 9) ebenfalls unter­schlagen, zur Ablehnung des Remis­an­gebots, welcher sich weiter unter­teilt, wie folgt:
    a) Dr. Chatzidaikis spielte Weiß, Weiß hat den Anzugs­vorteil und versucht, jenen zu trans­por­tieren. Ablehnen mehr als normal.
    b) a) nur wegen dem Dr. so förmlich. Michael war Elo-Favorit. Anbieten des Außen­seiters sogar eher etwas dreist.
    c) Schach­freunde bieten alles auf wegen Entschei­dungs­kampf. Schach spielen und nicht Remis schieben.
    d) höchst spannende Stellung mit jeder Menge Möglich­keiten. Ablehnen auch unter diesen Umständen mehr als normal. Eher so: Remis­schluss wäre eine Herab­wür­digung des so heißt geliebten Spiels.
    e) denn aber doch noch angeführt: die geplante Abwesen­heitszeit war dennoch bekannt und könnte so -- ob bewusst oder unbewusst -- eine Neben­rolle gespielt haben. Eben als Punkt e), welcher denn auch, falls möglich, den Charakter des „Klein­ge­druckten“ bekäme.

  • Dirk Paulsen - 16. April 2017 Antworten

    Ok, dann muss ich ja auch noch einmal Stellung nehmen:
    1) größtes Bedauern, Michael den Doktor­titel unter­schlagen zu haben. Denn: bei Dr. Andreas Modler habe ich ihn ja sozusagen „betont“.
    2) der Gewinn mit a2-a4, wie von Michael angegeben, war mir nicht aufge­fallen bisher. Zuerst mal danke für die Richtig­stellung und dann ebenfalls Bedauern, da nicht exakt gewesen zu sein.
    3) die befürchtete Vorbe­reitung ist eine Art Dauer­komplex von mir. Ich fürchte in jeder (Turnier-)Partie, dass mein Gegner alles zu Hausen auf dem Brett hatte und versuche von daher, immer schon am besten im ERSTEN ZUG abzuweichen. Also hat das nichts speziell mit dieser Partie zu tun.
    4) dieser Begriff „Bericht­erstatter“ störte mich bereits beim Verfassen des Textes. Sollte man diesen also durch „Erzähler“ ersetzen können (Marcus), dann könnte man direkt diesen Punkt 4 hier aus dem Kommentar entfernen. Ich war Erzähler. Mehr (oder weniger) nicht.
    5) Danke für den Zuspruch (Martina, aber auch Michael).
    6) in Bezug auf Authen­ti­zität: dies habe ich natürlich bewusst (teilweise) offen gelassen. Natürlich in der Absicht, nicht demnächst etwa mit höheren Geldbe­trägen in Verbindung gebracht zu werden und irgendwann mal mit einem Messer im Rücken aufzu­wachen?!
    7) die ukrai­nische Schönheit hatte langes, dunkles Haar, war nicht sehr hoch gewachsen und hatte dunkel­braune Augen.
    8) bei der Koffer­rück­übergabe wurde ich in eine Wohnung gebeten, eine junge Dame namens Sara stellte sich mir vor, schaute einen Film mit Tom Cruise und die Vorhänge wurden zum Geldzähl­vorgang verschlossen.

  • Martina Skogvall - 13. April 2017 Antworten

    Lieber Dirk, lieber Chatzi,
    ich bin total begeistert von der Story, der Replik und der Partie. Mir ist ehrlich gesagt auch völlig egal, ob sich das im Detail so abgespielt hat. Dirk, Du musst endlich mal DAS Buch schreiben!
    Herzliche Grüße und ich freue mich, Euch bald wieder­zu­sehen.
    Martina

  • Michail Chatzidakis - 10. April 2017 Antworten

    PS. Und zwei Kleinig­keiten um Mißver­ständ­nisse aus dem Weg zu räumen.
    1. Es lag keine spezielle Vorbe­reitung für die bestimmte Partie beim weißen Spieler vor
    2. Die Ablehnung des Remian­gebots war nicht mit Gedanken eines poten­ti­ellen Profi­tierens von den eingen­tüm­lichen Rahmenbedingungen/Umständen verknüpft (die anfäng­liche Bereit­schaft, diese Umstände zu akzep­tieren, sollte somit nicht mißin­ter­pre­tiert, sondern eher als Fairplay-Geste der Hilfs­be­reit­schaft verstanden werden), sondern eher dadurch bedingt, dass die Stellung, wie der Bericht­erstatter selber zugibt viele inter­es­sante Optionen beein­haltete, die auf eine spannende -und wie sich heraus­stellen sollte- ereig­nis­volle Partie hindeu­teten.

  • Michail Chatzidakis - 10. April 2017 Antworten

    Lieber Dirk!

    Danke sehr für den aus der Seele heraus­sprin­genden, „monumen­talen“ Partie­be­richt. Ich war mir sicher, dass du früher oder später zu unserer sicherlich denkwür­digen Partie Stellung nehmen würdest. Ich habe selber mit dem Gedanken gespielt aus der Perspektive freilich des „Neben­dar­stellers“ (denn der Goldkoffer ist letzendlich bei dir geblieben) etwas beizu­tragen, aller­dings freue mich umsomehr, dass du die Aufgabe übernommen hast und auf einer so unter­halt­samen Weise verrichtet hast. Wahrhaft ein Schach­roman mit Krimi-Akzente auf dem Spielfeld und außerhalb des Brettes, wobei dahin­ge­stellt sei -und im Endeffekt unwichtig ist- was bei deiner reizvollen Darstellung der Gescheh­nisse ausserhalb des Spiel­feldes Wahrheit und was „künst­le­rische“ Fiktion sein könnte (James Bond, „From Russia with Love“ lässt grüssen). Wenn ich es bloß gewußt hätte, dass ich gegen den sich in Geheim­dienst befin­denden „Schach­spion“ Dirk spielte, dann hätte ich es dir leichter (oder womöglich schwerer? = Stichwort Geldkoffer :)) gemacht.

    Zum Sachlichen und Schach­lichen hast du auch alles eigentlich ausführlich erzählt. Ich hätte eventuell nur noch eine Anmerkung der Vollstän­digkeit wegen, was die Analyse der kriti­schen Phase anbelangt. Du hast sicherlich die Stellung des ersten Diagramms auch analy­siert und festge­stellt, dass dort a4 statt Lc5 für weiß gewinnt (Vorher gab es freilich auch für dich Möglich­keiten in Vorteil zu kommen, aber die Rede ist eben von dieser kriti­schen Stellung). Das eine gesparte Tempo ist wichtig, obwohl der Schach­in­stinkt bei wenig Zeit auf der Uhr Lc5 vorziehen will (Den Läufer ausserhalb der Bauern­kette zu platzieren und zugleich den Springer zu dominieren, dem König f8 wegzu­nehmen usw. scheint die selbst­ver­ständ­liche spontane Reaktion zu sein) Die Variante läuft 1. a4, d4 2. Lc1, c3 3. a5 d3 4.α6 d2 5. Lxd2 cxd2 6.Ke2 Sd4 (oder Se3 das ändert nichts) 7.Kxe Sb5 8.f5, Kg7 9.e7 Kf7 f6 und gewinnt. Die Idee ist den Läufer für die verbun­denen Bauer zu opfern, den Springer mit dem a zu beschäf­tigen und mit den eigenen verbun­denen Bauern mittels Zugzwang zu gewinnen. Auf Lc5 ist h5 deutlich besser, womöglich gewinn­bringend, für dich, wie wir schon im Anschluß an die Partie analy­siert haben.
    Wie dem auch sein mag, war eine spannende, unter­haltsame Partie auf Augenhöhe mit schönen Ideen und sachlich und schachlich auf gutem Niveau trotz der beidsei­tigen Fehler wie ich finde. Das Ergebnis fäkkt bei so einem „Schach­kunstwerk“ nicht so sehr ins Gewicht. Das gleiche hätte ich bei einer Niederlage kundgetan, finde jedoch das Teilen des Punktes angemessen für all die Strapatzen (na ja deine -Taxifahrten durch Berlin, Begeg­nungen mit ukrai­ni­schen Schön­heiten, Besitz von Goldkoffer- sowieso).

    S©hachliche Grüße

    Dr. Michail Chatzidakis

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