Unnötig wie ein Kropf

von am 28. Februar 2012 in 2. Mannschaft, SFB2 Saison 2011/12, Teams

Eine völlig überflüssige Niederlage leistete sich die zweite Mannschaft der SF Berlin in der Oberliga Nordost gegen den SC Empor Potsam. Aber wenn man aus zwei gewon­nenen Stellungen 0 Punkte holt, hat man es auch nicht besser verdient. Aber der Reihe nach (und ohne Kenntnis der genauen Partien):

Überra­schend lagen wir 0-1 zurück. Überra­schend deswegen, weil unser finni­scher Neuzugang Rauno Jarvinen mit 4,5 Punkten aus 5 Partien und dazu noch den weißen Steinen ziemlich sang- und klanglos unterging. Hans-Joachim Grottke stand in einer Reti-Eröffnung schnell bequem, gewann einen Bauern und lief mit diesem Richtung Grund­reihe. Autsch.

Aus dem 0-1 wurde dann ein 1,5-2,5, wobei der Autor die genaue Reihen­folge nicht mitbe­kommen hat. Die Stellung von Sigi Weber war eigentlich die ganze Partie über ausge­glichen. Ein „Black Knight Tango“ (1.d4 Sf6 2.c4 Sc6) verwan­delte sich in eine Art Königs­inder. Weiß konnte zwar das Feld e4 für seinen Springer erobern. Das Material war bis dahin aber schon so reduziert, dass weiter­spielen für keine Seite Sinn machte.

Einen sicheren Sieg fuhr Robert Glantz in einem Sizilianer ein. Sah von außen immer etwas wirr aus (Weiß hatte Freibauern auf a- und b-Linie, dafür konnte Schwarz mit seinem Läufer auf h2 einschlagen. Letzt­endlich hat Schwarz aber wohl nur im trüben gefischt.

Bei Elmar muss sich aber ein Drama abgespielt haben. Eigentlich dachte ich, dass er mit Schwarz in einem damen­losen Mittel­spiel einfach einen Bauern mehr hatte. Als ich das nächste Mal schaute, stand die Null!

Für das nächste Drama war ich dann selber verant­wortlich. Inspi­riert von unserem armeni­schen Spitzen­brett Hrant Melkumian und seiner Partie gegen Alexander Khalifman (siehe den Bericht von Rainer Polzin) wählte ich ein für mich neues System gegen die Grünfeld­in­dische Vertei­digung. Mein Gegner Rolf Trenner - ein Grünfeld-Spezialist - wählte nicht die Haupt­va­riante dagegen und dürfte es ziemlich schnell bereut haben, denn der weiße Vorteil wuchs schnell an. Den ersten Ausheber (auf der Bahnfahrt von Potsdam nach Berlin zeigte mein Handy +6,0 an) habe ich völlig verschlafen und nahm „nur“ eine Qualität. Den zweiten forcierten Gewinnzug hatte ich dann gesehen, wollte aber die „präzisere“ Zugrei­hen­folge wählen. Die war natürlich verkehrt und plötzlich war die Stellung völlig unklar. Einem möglichen Dauer­schach wich ich aus, um dann in den letzten Zügen vor der Zeitkon­trolle in eine Sprin­ger­gabel zu laufen.

Bei einem Zwischen­stand von 1,5-3,5 war aber immer noch alles drin. Jan Wendt hatte wohl eine technische Gewinn­stellung, Stefan Brett­schneiders Stellung war wohl ausge­glichen, aber nicht tot (und bei seinem derzei­tigen Lauf konnte man sehr optimis­tisch sein), aller­dings stand Joachim extrem passiv und eingeengt. Aber bei vollem Brett könnte ja noch ein Wunder passieren.

Jans Gegner hatte sich slawisch verteidigt und eine alte Figuren­op­fer­va­riante ausge­graben, die in den 80er Jahren auf höchstem Niveau populär war. Schwarz erhält drei Bauern und der weiße König steht ungemütlich. Irgendwann kam man aber zu dem Schluss, dass Schwarz in der Variante besten­falls ein Remis erreichen kann, wenn Weiß sich auskennt. Jan kannte sich aus und konnte im Endspiel mit der Mehrfigur langsam die schwarzen Bauern aufpicken. Als beim Nachzie­henden das digitale Fähnchen fiel, war die Stellung längst klar verloren.

Wie erhofft konnte auch Stefan durch reine Willens­kraft einen vollen Punkt einfahren.  Das macht für die Saison nunmehr sechs Punkte aus sechs Partien. Ein Doppel­tur­mend­spiel mit jeweils noch einer Leicht­figur und gleicher Bauernzahl wurd zu einem Turm- und Leicht­fi­gu­renend­spiel mit einem Mehrbauern wurde zu einen Läufer gegen Springer Endspiel mit zwei Mehrbauern. Es wäre noch ein dritter Bauer geworden, doch das wollte sich der Weiße nicht mehr zeigen lassen.

Leider erwies sich die Stellung von Joachim dann aber doch als zu schlecht und sein Gegner sowohl schachlich als auch nervlich stark genug, den vollen Punkt einzu­fahren, so dass wir die Niederlage quittieren mussten und auf den fünften Tabel­len­platz zurück fielen.  Theore­tisch könnten wir sogar noch in Abstiegs­orgen geraten. Bei einer Niederlage in der nächsten Runde gegen Greifswald könnte es in der Schluss­runde gegen Weiße Dame zu einer Art Endspiel kommen.

SC Empor Potsdam      4½:3½ SF Berlin II
 Tepoyan,Liparit      0 : 1 Wendt,Jan
 Penzold,Andreas      1 : 0 Wintzer,Joachim
 Grabow,Gilbert       0 : 1 Glantz,Robert
 Neerforth,Philip     ½ : ½ Weber,Siegfried
 Trenner,Rolf         1 : 0 Nogly,Christoph
 Schulz,Michael       0 : 1 Brettschneider, Stefan
 Grottke,Hans-Joachim 1 : 0 Jarvinen,Rauno
 Wuttke,Hans          1 : 0 Grosse-Kloenne, Elmar

Seite drucken

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen