Tabellenführer gestürzt

von am 11. Dezember 2012 in 2. Mannschaft

Tabellenführer gestürzt

Knapp, etwas glücklich aber verdient hat die zweite Mannschaft der SF Berlin den Tabel­len­führer und Zweitliga-Absteiger TSG Oberschö­ne­weide bezwungen. In der Tabelle der Oberliga Nord-Ost bleiben die Schach­freunde zwar weiterhin auf Rang vier (punkt­gleich mit Oberschö­ne­weide und Rüderdorf auf Platz zwei bzw. drei), der Abstand zum Ligafa­vo­riten Neuruppin bleibt mit zwei Punkten aber konstant und die Aufstiegs­chancen somit gewahrt.

4,5-3,5 war der Endstand. Dabei lagen wir nach der Zeitkon­troll sogar mit 1,5-3,5 hinten. Fast das Genick gebrochen hat uns dabei ein einzü­giger Einsteller aus aussichts­reicher Position von Aron Moritz an Brett 4 gegen Wolfgang Thormann. Die anderen Nieder­lagen resul­tierten aus einem zu optimis­ti­schen Figuren­opfer für zwei Bauern und (zu wenig) Angriff von Jan Cremer gegen Reinhardt Postler an Brett 7 und einem Damen­verlust in bereits schwie­riger Stellung von Felix Noetzel gegen Ingo stark. (So oder so ähnlich hat es der Bericht­erstatter jeden­falls am Rande wahrge­nommen bzw. so wurde es ihm zugetragen.)

Den vollen Punkt hatte Jan Wendt an Brett 1 gegen Dirk Rosenthal einge­fahren. In der Haupt­va­riante der Königs­in­di­schen Vertei­digung zeigt sich Jan gut vorbe­reitet. Schwarz konnte nie ausgleichen bzw. die typischen königs­in­di­schen Mogel­chancen generieren. Das Remis geht auf Stefan Brett­schneider, der einer Zugwie­der­holung nicht gut ausweichen konnte.

So liefen nach der Zeitkon­trolle noch drei Partien, von denen zwei klar gewonnen waren. Eine Partie aus einem Guss zeigte Jan Lundin in seiner Damen­bau­ern­er­öffnung gegen den Alt-/Königs­inder von Sven Horn. Hier dauerte die Partie nur noch eine Hand voll Züge. Ebenso war es bei Rauno Järvinen. Unseren einzigen Schwarzsieg in dem Wettkampf verdanken wir seiner kämpfe­ri­schen Behandlung des Grünfeld-Inders. Wie genau er auf einmal in Vorteil kam, kann ich gar nicht sagen. Wie es in der Abtausch-Variene üblich ist, war die Stellung hoch komplex. Nach der Zeitkon­trolle hatte aber Schwarz mehr Holz übrig.

Kommen wir zum (un)rühmlichen Ende: meiner Partie gegen Christian Syré. Nach der Partie haben wir den Schieds­richter gefragt, ob wir die Notation zur Veröf­fent­li­chung freigeben müssen, denn es wäre uns lieber, wenn diese Komödie (Tragödie?) der Irrungen und Wirrungen so schnell wie möglich der Verges­senheit anheim fallen würde. Es begann ganz harmlos mit dem Benoni-Stonewall (1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 e5). Das versprach ja schonmal einen langwie­rigen Positi­ons­kampf. Als ich zum Vorstoß f4 kam, hielt ich meine Stellung für vorteilhaft. Im folgenden fand ich aber nicht den richtigen Plan. Als ich nach Ld7 den Vorstoß d6 nicht zum funktio­nieren bekam und einen Bloka­de­springer auf d6 zulassen musste, stand ich schon schlechter.

Christian behan­delte die folgende Phase sehr stark und organi­sierte einen sehr starken Angriff auf meinen König. In Zeitnot fühlte ich mich zum Figuren­opfer auf c5 genötigt, während Computer mit Sf2 immer noch an die Haltbarkeit der weißen Stellung glauben. Das Opfer erwies sich als überra­schend stark. Nach f5 kam es zu einem General­ab­tausch. Statt dessen Ke7 hätte nach Da3 mit der Drohung c5 nebst c6+ zu hölli­schen Kompli­ka­tionen geführt.

So kam es also zu einem Endspiel Turm und 5 Bauern gegen Turm, Läufer und 2 Bauern. Während der Partie war es keinem der Betei­ligten bzw. der Kiebitze klar, wer eigentlich auf Remis und wer auf Gewinn spielt. (Ehrlich gesagt dachte ich, dass ich das Remis immer in der Hand hätte: einfach drei Bauern gegen den e- bzw. später f-Bauern des Gegners tauschen und dann hat Schwarz den falschen Randbauern für seinen Läufer). Nach kurzem überfliegen mit dem Computer hatte aber Schwarz wohl im 42. eine gute Gewinn­chance. Lxh3 wäre überra­schend stark, das das geplante Txf7+ Kxf7 Th5 mit Gewinn des a-Bauern nicht gut ist: der schwarze König in Verbindung mit Turm, Läufer und e-Bauern gehen dem weißen König nämlich ganz schön schnell an den Kragen.

Nach dem Tausch auf f4 ist die Stellung wohl in einem extrem fragilen dynami­schen Gleich­ge­wicht, in dem beide Seiten leicht stürzen können. Der entschei­dende Fehler war 50.... Td7 von Schwarz. Le4+ wäre remis, da das von beiden Akteuren als gewinn­brin­gende angesehene Txe4 Tg3+ Kf2 Kxe4 c7 eben NICHT gewinnt, da Weiß, wenn der dem Dauer­schach ausweicht, matt wird!!!

So gewann Weiß eine Figur und verblieb im Turmend­spiel mit zwei Mehrbauern. Ende der Geschichte? Mitnichten! Statt in den Autopi­lot­modus zu schalten und die Stellung im Minuten­blitz­tempo runter­zu­zocken, wollte ich „elegant“ spielen. Resultat: ein absolut ausge­gli­chenes Turmend­spiel! Da es mir zu peinlich war, Remis zu geben und wir beide - Christian mehr als ich - in Zeitnot waren, wurde weiter rumge­rührt.

Also Turm für den schwarzen Bauern (bzw. in dem Moment die Dame) geopfert und mit zwei weit vorge­rückten Bauern gegen den Turm gegekämpft. Und tatsächlich ließ sich Schwarz noch beschwindenl. Ein „Bauern­opfer“ nebst eleganter König­s­treppe resul­tierten im Endspiel Dame gegen Turm. Das ist zwar theore­tisch gewonnen aber praktisch irre schwierig. Christian „begna­digte“ mich durch einen letzten Einsteller. Hier das ganze Drama zum Nachspielen:

 

Die Einzel­er­geb­nisse:

TSG Oberschönewe 3½-4½ SF Berlin II 
 1 Rosenthal,Dir 0 : 1 Wendt,Jan-Die  3
 2 Schoewel,Matt ½ : ½ Brettschneide  4
 3 Horn,Sven     0 : 1 Lundin,Jan     6
 4 Thormann,Wolf 1 : 0 Moritz,Aron    7
 5 Syre,Christia 0 : 1 Nogly,Christo  8
 6 Jauk,Wilhelm  0 : 1 Jarvinen,Raun  9
 7 Postler,Reinh 1 : 0 Cremer,Jan Pa 12
 8 Stark,Ingo    1 : 0 Noetzel,Felix 13

Im nächsten Jahr geht es gegen den Tabellenzweiten aus Rüdersdorf.

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