Spaßblitz: Joachim Löw kam zu spät und Erwin Weber gewann
Es war nicht zu erwarten, dass die Teilnehmerzahl an das Spaßblitzturnier der letzten Woche (20 TN) anknüpfen konnte. WM-Halbfinale. Und Regengüsse, so dass man keine Hunde auf die Straße schickt. So blieben also auch die (inneren) Schweinehunde zu Hause und es versammelten sich nur fünf Schach-Verrückte. Man entschied sich das Turnier doppelrundig auszutragen und startete pünktlich um 20 Uhr. Es klingelt 20:13 Uhr. Vor der Tür steht der Bundestrainer Joachim Löw.
Redaktion: „Hallo Herr Löw, herzlich willkommen.“
Löw: „Guten Abend! Bin ich hier richtig beim Schach. Spaßblitzturnier bei den Schachfreunden?“
Redaktion: „Genau richtig. Aber wir haben schon angefangen. Wollten Sie mitspielen?“
Löw: „Ich wollte schon gerne. Aber jetzt ist es auch egal. Der Flug war sehr anstrengend. Zu spät ist zu spät. Da bin ich bei meinen Jungs in der Nationalmannschaft auch gnadenlos: Wer zum Training ohne wichtigen Grund zu spät kommt: der muss löhnen. Nicht so wie früher bei Netzer und so. Beim Schach schaue ich auch gerne zu! „Kiebitzen“, wie man sagt. Da kann man nichts falsch machen. Oder zumindest so tun als ob. Bei uns schaut immer die ganze Nation zu.“
Redaktion: „Herr Löw! Es ist eine große Ehre für uns, dass Sie den Weg heute Abend zu uns gefunden haben. Aber mal ganz direkt gefragt: Sollten Sie nicht besser in Brasilien bei Ihrer Mannschaft sein?“
Löw: „Sie werden es nicht glauben: Die ganze Mannschaft ist heute Abend hier in Berlin. Das war meine Idee. Einen Tag frei. Einen Tag komplett aussteigen. Mental, aber auch lokal. Das immer noch unfassbare 7:1 gegen den Gastgeber komplett aus dem Hirn kriegen. Da herrschte ja schon Größenwahn! Ein 2:0 wäre mir viel lieber gewesen. Nun gut. Der Nation hat es gefallen. Oliver Bierhoff meinte: ‚Wir müssen uns was einfallen lassen.‘ “
Redaktion: „Das ist bestimmt nicht so einfach. Wo ist die Mannschaft jetzt?“
Löw: „Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Am Flughafen haben wir uns aus den Augen verloren. Eigentlich wollten wir alle zusammen, sozusagen als Team, hier teilnehmen. Ich muss Oliver nochmal anrufen. Vielleicht klappt es ja noch.“
Redaktion: „Warum zu den Schachfreunden?“
Löw: „Die Schachfreunde Berlin 1903 e.V. interessieren mich schon seit vielen Jahren. Auch wollte ich schon immer mal am mittwöchlichen Spaßblitzturnier teilnehmen. Jedes Mal kam was dazwischen. Das ist ein sehr attraktives Turnier: Sowohl Spitzenspieler als auch Anfänger treffen hier aufeinander. Jeder kann teilnehmen. Jetzt muss ich aber erst mal auf die Toilette.“
Redaktion: „Hier die zweite Tür rechts bitte. Soll ich Ihnen ein Bier aus dem Kühlschrank mitbringen?“
Löw: „Ja, super!“
(Herr Löw verschwindet für eine längere Zeit, telefoniert unentwegt, kommt zurück, nimmt sein Bier.)
Löw: „Noch was: Gerne hätte ich heute mitgespielt. Ich liebe es den Gegner zu locken, spiele gerne ein Gambit. Das ist auch unsere Taktik für Sonntag. Sie veröffentlichen das doch nicht?“
Redaktion: „Nein.“
Löw: „Dann verrate ich Ihnen Folgendes: Unsere Taktik im Finale ist darauf angelegt ein attraktives Spiel zu gestalten: Wir lassen die Argentinier kommen. Meinetwegen zwei, drei frühe Tore für den Gegner in der ersten halbe Stunde. Das wäre eine Situation, mit der keiner gerechnet hat. Damit können die nicht umgehen. Und dann zwingen wir denen unser Spiel „4 Tore in 10 Minuten“ auf. Das trainieren wir momentan ausschließlich. Wenn wir nach 90 Minuten immer noch zurückliegen sollten, dann holen wir das in der Verlängerung auf; spätestens im Elfmeterschießen!“
Redaktion: „Sie schaffen das, es gibt keine Zweifel.“
Löw: „Am Dienstag ist die große Feier am Brandenburger Tor. Ich hoffe ihr kommt auch alle. Einen Tag später findet bei euch (19:45 Anmeldeschluss) der nächste Durchgang des Schnellschach-Grand-Prix 2014 statt? Da bin ich auf jeden Fall dabei - mit der ganzen Mannschaft - falls nichts dazwischenkommt.“
Redaktion: „Wir freuen uns!“
Zur Siegerehrung konnte Herr Löw nicht mehr bleiben. Er übergab noch eine Spende über 50.000 €. Und 40 Freikarten für das WM-Finale. Das Turnier gewann Erwin Weber, der sich nur in der allerersten Runde geschlagen geben musste, und hatte somit die freie Auswahl auf den Frankenwein. Er wählte den weiß gefärbten. Die zweite Flasche ging im Losverfahren an Neumitglied Stephan Pöcheim.
09.07.2014 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | ||
1 | Weber | 0 1 | 1 1 | 1 1 | 1 1 | 7 | |
2 | Gretzer | 1 0 | 0 1 | 1 1 | 1 1 | 6 | |
3 | Reissner | 0 0 | 1 0 | 1 1 | 0 1 | 4 | |
4⁄5 | Handke | 0 0 | 0 0 | 0 0 | 1 R | 1,5 | |
4⁄5 | Pöcheim | 0 0 | 0 0 | 1 0 | 0 R | 1,5 |
Nächste Woche: Schnellschach-Grand-Prix (Anmeldeschluss 19:45 Uhr) Ausschreibung hier.
In zwei Wochen startet der Spaßblitz-Sommer-Grand-Prix 2014 mit fünf zusammengefassten Turnieren (inkl. ein Schnellschach-Turnier) mit attraktiven Preisen. Ausschreibung folgt kurzfristig.
Martina Skogvall - 12. Juli 2014
P.S. Man beachte Bild und Bildunterschrift.
Martina Skogvall - 12. Juli 2014
Lieber Marcus, einfach herrlich geschrieben! Man darf träumen! Jetzt weiß ich auch, wessen Idee der Aprilscherz war. Viele Grüße, Martina