Schönheit gibt es nur im Kampf
Das 4 zu 2 gegen die sympathischen Finnen von Etela-Vantaan Shakki gibt dem Kampfverlauf nicht wirklich zutreffend wieder. Lange Zeit standen die Schachfreunde an den Spitzenbrettern unter starkem Druck.
An Brett 1 folgte Ilja Schneider in einer von Weiß betont ruhig angelegten Tschigorin-Verteidigung einer alten Empfehlung von Euwe. Das hätte gegen den Esten Sepp, der einem Remis selten abgeneigt ist, sicherlich auch bald zu einem Unentscheiden geführt, wäre Ilja nicht schon bald in den Schneider-Modus gewechselt. Die beiden schwarzen Fudel-Springer erwiesen sich gegen das weiße Läuferpaar ausnahmsweise nicht als der entscheidende Gewinnfaktor. Sehenswert war seine Verteidigungsleistung im Endspiel.
An Brett 2 spielte mein Gegner eine scharfe Französisch-Variante. Eigentlich hätte ich überhaupt keine Probleme haben sollen, einen ganzen Punkt einzufahren. Die Stammpartie zu der Variante war mir noch gut im Gedächtnis und die Variante gilt ohnehin als anrüchig. Eigentlich. Ich wollte die ganze Idee aber noch verbessern und beginnend mit 19.Kd2 (19. h5, gxh5 20.g5 gewinnt fast schon) kam ich auf Abwege. Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie mein Gegner später nicht gewinnen konnte. Den „Betrug“ beginnend mit 36.Txg7+ hätte er schon nicht zulassen müssen, mal ganz davon abgesehen, dass der Betrug auch nicht hätte funktionieren dürfen.
Jan Lundin kam an Brett 3 mit Nachteil aus der Eröffnung und es hätte wirklich sehr knapp werden können. Im 30 Sekunden-Modus hätte er seinen Gegner, nachdem sein weißfeldriger Läufer unerwartet Karriere gemacht hatte, sogar noch schlagen können. Letztlich endete die Partie Remis und wir hatten vorne 1,5 Punkte mehr erzielt als nach drei Stunden erwartet.
Unser Rudi ist der Beste! Bei Henrik Rudolf stand heute eine interessante Varainte aus dem offenen Spanier zur Diskussion. Die Eröffnung war etwas besser für ihn, später verflachte das Spiel zum Ausgleich. In der Zeitnotphase ging es ein wenig hin und her, mit dem besseren Ende für den Rostocker in Berliner Diensten. Die Endspieltechnik war nicht perfekt, aber am Ende stand der ganze Punkt - 3 aus 3!
Den einzigen glatten Sieg erzielte Jan Wendt an Brett 5. Der Gegner spielte die Eröffnung sehr ambitionslos und stand im klassischen Königsinder schon früh schlechter. Letztlich ein klarer Sieg.
Stephan Bruchmann an Brett 6 stand im Schotten immer leicht besser. Der Gegner verteidigte sich genau, so dass letzlich nicht mehr als ein halber Zähler drin war.
Insgesamt ein glücklicher Sieg, eine knappe Niederlage hätte es auch sein können. Morgen geht es gegen ein Team aus Montenegro, die ungefähr so stark wie wir einzuschätzen sind. Es dürfte ein richig spannender Kampf werden.
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