Jens Kutschke Sieger des 1. Amateur-Cups
Als in der Bülowstraße 94 am Sonntag abends die Sonne unterging, waren die Bretter, die Uhren und die Schachfiguren längst wieder eingepackt und die 46 Schachspieler schon wieder zu Hause, von wo auch immer sie herkamen: aus Berlin, Brasilien, China, Österreich, der Mongolei und sogar aus Eberswalde. Die eine oder andere „unverdiente“ Niederlage wird wohl den einen oder anderen noch einige Tage beschäftigen; gleiches gilt wohl für die glücklichen Siege. „Das Schach lebt nun mal von Fehlern, und Gewinner ist derjenige, der den vorletzten Fehler begeht“, erwähnt Wilfried Pilgrim nebenbei, als er sich den nächsten Kaffee eingießt.
Zu Beginn der Turnierprämiere „1.Amateurcup der Schachfreunde Berlin“ musste eine Besonderheit geklärt werden: Die DWZ von Jan-Michael Harndt war aufgrund einer Turnierauswertung eine Woche vor dem 1.Amateurcup über die 1900-Marke geklettert, so dass er eigentlich nicht mehr zum Turnier zugelassen werden konnte. Da seine Anmeldung jedoch vor diesem Ereignis erfolgt war, einigte man sich darauf, dass er (ohne Entrichten des Startgeldes) teilnahmeberechtigt sei, ihm eventuelle Preise jedoch nicht zuständen.
Nach 5 Runden führte Jan-Michael Harndt mit 4,5 Punkten die Tabelle an, ihm folgte mit jeweils 4 Punkten ein Quartett, angeführt von dem erst 11-jährige Maximilian Paul Mätzkow, daneben Karsten Bodzyn, Ayush Batzaya und Gerd Schumacher.
Interessanterweise ist hier zu erwähnen die Partie von Jens Kutschke gegen Jörg Lohmar, in welcher ersterer mit einem Turm weniger es zum Remis schaffte, was einen danebenstehenden Kiebitz in Großmeister-Format zu dem hellseherischen Kommentar veranlasste: „So läutet sich ein Turniersieg ein“.
Es folgte die kurze Pause und ein Ansturm auf das auffallend gut aufgestellte Buffet. Wie macht man es richtig: Eine kleine Mahlzeit zur Stärkung ? Oder droht dadurch Müdigkeit mit entsprechend erhöhter Fehlerquote ? Reicht einfacher Kaffee ? Weltniveau-Gastronom Marc G. empfahl „Brötchen mit veganem Belag“ und scheiterte mit dieser Strategie kläglich: Insgesamt nur 2 Brötchen dieser Variante wurden käuflich erworben. „Der Schachspieler an sich ist doch eher kriegerischen, man könnte auch sagen mörderischen Gemütes. Er schlägt Figuren und Gegner, opfert eigene Leute (z.B. Bauern oder Läufer) nur um kleine Vorteile zu erringen, will den Gegner vernichten. Da passt die Vorstellung vegane Brötchen zu essen nicht ins Bild“, resümiert Marc G. und fügt noch eine kleine Anekdote aus der letzten „Schachzeitung“ hinzu, in welcher der Schachspieler Bronstein zu Wort kommt: „Als ich anfing, Schach zu spielen, sah ich die Spielsteine als Lebewesen an. Sie waren mir vertraut wie die Zauberer und Hexen in einem Lieblingsmärchen. Als mich jemand nach einer Partie kritisierte, warum ich nicht meinen Läufer auf h6 geopfert und anschließend mattgesetzt habe, erwiderte ich ganz aufgebracht: ‘Aber dieser Läufer hat doch die ganze Partie über so viel für mich geleistet, wenn ich ihn opfere, erlebt er doch das Ende der Partie gar nicht mehr!’ “
Zurück zum Turnier: Die letzten vier Runden standen an und nun würde sich zeigen wer die bessere Kondition mitgebracht hatte: Jan-Michael Harndt kam über drei Unentschieden und somit 1,5 zusätzliche Punkte nicht hinaus. Auch das Verfolgerquartett konnte an die Erfolge der fünf ersten Runden nicht anknüpfen. Stark spielten auf dagegen Maximilian Schipke mit optimalen 4:0 Punkten und der bereits erwähnte Jens Kutschke mit 3,5:0,5 Punkten, wodurch beide letztlich auf 7:2 Gesamtpunkte kamen und letzterer aufgrund der besseren Feinwertung den Turniersieg für sich verbuchen konnte. Ebenso 3,5:0,5 Punkte erreichten in den letzten vier Runden: Renè Schilling, Thomas Blasig, der U18-Spieler Pascal Güssow und Manfred Freihube.
Jens Kutschke blieb mit 5 Siegen und 4 Unentschieden ungeschlagen. Neben ihm schaffte es als einziger noch Uwe Zeidler verlustpunktfrei zu bleiben. Darüber hinaus gebührt Uwe Zeidler noch der inoffizielle Titel des „Remis-Königs“ mit 6 (!) Unentschieden.
Die Preisträger der diversen Rating-Kategorien ergeben sich wie folgt. Wobei zu erwähnen ist, dass das 11-jährige Schachtalent Maximilian Paul Mätzkow als Turnier-Dritter ebenso die Kategorien „Jugend U18“ und „Jugend U14“ gewonnen hat. Jedoch waren Mehrfachpreise ausgeschlossen, so dass die nächstfolgenden zum Zuge kamen:
Gesamtsieg | Punkte | ||||
1.Preis | Jens Kutschke | Schachfreunde Berlin | 7 | ||
2.Preis | Maximilian Schipke | SK International Berlin | 7 | ||
3.Preis | Maximilian Mätzkow | ESV 1949 Eberswalde | 6,5 | ||
Beste Jugendliche „unter 18 Jahre“ (U18) | |||||
4.Preis | Pascal Güssow | Schachclub Rathenow | 6 | ||
5.Preis | Eddie Liebeck | SC Empor Potsdam | 5 | ||
Beste Spieler der Schachfreunde Berlin | |||||
6.Preis | Miguel Parada Contzen | Schachfreunde Berlin | 6 | ||
7.Preis | Robert von Jutrzenka | Schachfreunde Berlin | 5,5 | ||
Beste mit „DWZ unter 1700“ | |||||
8.Preis | Thomas Blasig | SC Kreuzberg | 6 | ||
9.Preis | Manfred Freihube | SC SW Lichtenrade | 5,5 | ||
Beste Jugendliche „unter 14 Jahre“ (U14) | |||||
10.Preis | Güney Ertürk | SC Weisse Dame | 3,5 | ||
11.Preis | Yang Felix Wang | SC Weisse Dame | 3 | ||
Beste mit „DWZ unter 1500“ | |||||
12.Preis | Markus Zelanti | Queer-Springer SSV Berlin | 4,5 | ||
13.Preis | Thomas Paubel | - | 4 | ||
Beste Anfänger/ Spieler ohne DWZ | |||||
14.Preis | Georg Frohlinde | - | 4 | ||
15.Preis | Fernando Dametto | - | 3,5 |
Ein weiteres Schachbuch und der 30-Euro-Einkaufsgutschein für den Schachladen von Arno Nickel gingen an Stephan Tschirschwitz und Rafet Muratovic.
Hier der Link zu allen Ergebnissen
Die Veranstalter bedanken sich bei allen Spielern für das harmonische Turnier und wünschen allen weiterhin schachliches und sonstiges Vergnügen. Das Turnier soll in gleicher Form auch nächstes Jahr wieder stattfinden, sozusagen als zweiter „1.Amateurcup der Schachfreunde Berlin“. Derzeitiger Arbeitstitel: „2.Amateurcup der Schachfreunde Berlin“. Einige der diesjährigen Teilnehmer dürften dann aufgrund verbesserter DWZ nicht mehr teilnahmeberechtigt sein. Andere hingegen dürften von einer höheren Zahl ausgehend unter die „1900er-Grenze“ zurückkehren, was beweist, dass schlechtes Schachspielen nicht immer ein Nachteil sein muss. Beste Grüße !
uwe zeidler - 10. September 2013
super turnier! und dickes lob fuer die organisation
Markus Zelanti - 8. September 2013
Sehr schönes Turnier!
Dank an GM Polzin und IM Thiede perfekte Leitung.
Und natürlich an Markus für die kulinarische Bewirtung.
Freue mich auf das nächste Jahr.
Vorausgesetzt ich bleibe unter der 1900 er Marke ... :))