Eine triste Januarniederlage
Nichts zu holen gab es für uns am Sonntag im schicken Cafê „en passant“. Berolina 2 hieß unser Gegner und war, im Gegensatz zu uns, vollzählig angetreten, sodass wir schon mit einem Handicap in den Mannschaftskampf starteten. Taktisch vermeintlich klug, hatten wir mit Brett 4 ein Schwarzbrett freigelassen und hofften außerdem den gegnerischen Top-Scorer umgehen zu können. Der war jedoch an Brett 3 aufgerückt und damit Wolframs Gegner.
Der Morgen entwickelte sich trotz der Vorzeichen zunächst angenehm: Während Alexander in ein totes Endspiel gelangte und damit unseren ersten halben Punkt holte, gelang Dusan am Spitzenbrett schnell der Ausgleich. Im Figurenendspiel T+L+L gegen T+L+S hatten seine Läufer praktisch die Kontrolle über das Brett. Zunächst konnte er einen Bauern einsacken und anschließend durch Drohungen gegen den gegnerischen König die ganze Partie. Nach einem recht erfolglosen Saisonstart für Dusan vielleicht ja die Kehrtwende.
Die anderen Partien waren zu diesem Zeitpunkt noch heiß umkämpft oder drohten zu unseren Ungunsten zu kippen. Theo am fünften Brett hatte eine Stellung erreicht, in der auf beiden Seiten jeweils das Läuferpaar vom Damenflügel auf die gegnerische Königsstellung schielte. Einige Zeit später musste er seine Königsbauern zur Formation f3, g2, h3 anleiten und die entstehenden Schwächen auf den schwarzen Feldern wusste sein Gegner zum Gewinn zu nutzen.
Wolfram hatte ebenfalls eine sehr zweischneidige Stellung mit ausschließlich Bauern und den Schwerfiguren auf dem Brett erreicht. Beim flüchtigen Überblicken sah ich Wolfram im Vorteil, da der gegnerische König keinen Bauernschutz mehr genoß. Sein Gegner konnte allerdings mehr Druck entfalten und mit einem Turmeinschlag auf g2 sowie der Dame auf der h1-a8-Diagonale die Partie entscheiden. Marcus, der sich freundlicherweise sehr kurzfristig bereit erklärt hatte mitzuspielen, stand schon ausgangs der Eröffnung stark gedrückt und konnte kaum befreienden Züge machen. 1,5 : 4,5.
Mein Gegner lehnte das Damengambit ab und spielte danach recht passiv mit Te8, Sf8, S6d7 weiter. Statt den Gegenstoß mit e5 zu suchen, kam f5. Unterdessen konnte ich die c-Linie besetzen, bis die Diagrammstellung erreicht war. Die Engine gibt hier einen recht geringen Vorteil und in der Tat fehlte mir ein konkreter Plan um vorwärts zu kommen. Zwar hat Schwarz die ein oder andere Bauernschwäche, aber ich kann kaum dagegen spielen. Mit 1. .. Sf6 käme der Springer wieder ins Spiel und es wäre wohl noch ein weiter Weg. Stattdessen zog mein Gegner 1. .. Tf7, wonach auf einmal alle Schwächen „zusammenspielen“. Es folgt 2. Dc8 Dxc8 3. Txc8 und nun hängt nach 3. .. Sf8 4. Le8 der h5. Nach 3. .. Tf8, wie in der Partie, kommt 4. Ld7 und entweder e6 oder b7 fällt. Weiter kam noch 4. .. Kf7 5. Tc7 (alternativ a5) und nach der nicht optimalen Abwicklung 5. .. Tb8 Lc8+ und Lxb7 war es durch den mobilen a-Bauern schnell aus.
In der letzten offenen Partie war Jens nach brisanter Eröffnung in ein Doppelturmendspiel gelangt (siehe Foto). Sein Gegner entschied sich den Freibauern am Damenflügel beim Vorziehen nicht mit dem eigenen König zu unterstützen, sodass dieser wenig später fiel. Zwar konnte sein Gegner dafür einen von Jens Bauern am Königsflügel erobern, nach einigen Turmmanövern räumte Jens aber die verbliebenen weißen Bauern ab und hatte nun selbst einen letzten Bauern auf der zweiten Reihe. Der zuvor untätig am Damenflügel weilende König konnte den Bauern allerdings noch erreichen, womit kein Gewinn mehr möglich war und das Remis den Spieltag beschloss.
In der sechsten Runde geht es für uns gegen Weisse Dame 3 weiter. Nach zuletzt zwei Niederlagen ist das die Chance wieder in die Spur zu finden.
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