Berlin 6, Bremen 2
Die zentrale Auftaktrunde der Bundesliga 2011/2012 ist Geschichte. Und was für eine Geschichte! Baden-Baden verliert, Bremen verliert, die Tegeler ergattern äußerst erfreuliche 3 Mannschaftspunkte und so weiter und so weiter. Wie zuletzt üblich wurde vor der Saison Baden-Baden als klarer Meisterschaftsfavorit gehandelt mit einem ebenso klaren Verfolger Bremen. Die dürften sich immerhin einen Samstagabend lang über ihre Chancenerhöhung gefreut haben, verlor doch der Meister gegen Gastgeber Mühlheim mit 3,5-4,5. Bremen hingegen hatte seine beiden Auftaktspiele klar gewonnen und so sollte der Kampf gegen Dauerabstiegskandidaten Berlin nur Formsache sein.
Aber man sollte uns nicht unterschätzen. Immerhin hatten wir ja mit der Verpflichtung von Aronian den Überraschungscoup der Saison gelandet. Falls sich einige gefragt haben sollten, ob er nicht eher als Karteileiche zu betrachten ist, konnten sie sich in den ersten beiden Runden bestätigt sehen, wo wir ohne ihn antraten. Umso größer dürfte die Überraschung heute Morgen nicht zuletzt für die Bremer gewesen sein, als Fressinet zu Partiebeginn auf einmal der nach einer notwendigen Bilbao-Rekonvaleszenzphase antretenden Nummer 3 der Weltrangliste die Hand reichen durfte. Weniger überraschend war dann schon, dass er ihm 4,5 Stunden später dann zur Aufgabe noch einmal die Hand reichen durfte. Dadurch waren die Bremer psychologisch klar in der Defensive, zumal auch ihre Vorbereitung geringfügig durcheinander geraten sein dürfte...
Auch die anderen Bretter liefen gut, richtig gut: keine einzige Niederlage, dafür aber insgesamt 4 Siege gegen den Meisterschaftsanwärter - die Fans sind begeistert.
Nicht allzu unzufrieden dürfte Aronian (1/1) mit seinem Schüler Melkumyan gewesen sein: seine 2,5/3 gegen einen Schnitt von 2661 sind ein außerordentlicher Einstand an Brett 1, zudem er noch die Nummer 11 der Weltrangliste plattgemacht hat. Eine Performance von 2940 bedeutet fast Morosewitsche Verhältnisse.
Auch Rafael Antoniewski dürfte mit 2⁄3 gegen 2592 und einer Performance von 2714 der Bundesliga nun wohlgesonnen gegenüberstehen.
Der im Vergleich zu den Vorgenannten alte Berlinhase Maksimenko trennte sich gegen einen Schnitt von 2592 drei Mal friedlich.
Nicht immer einfach war es für die Deutschen, die sich aber sehr beachtlich schlugen. Martin Krämer erzielte an Brett 2 (bzw. 3) 2 Remisen gegen einen Schnitt von 2595.
Arnd Lauber, der beim Europacup noch knapp an der finalen GM-Norm vorbeigeschrammt ist, ist mit seinen 0,5/2 bei einem Schnitt von 2553 sicher unzufrieden.
Ilja Schneider hatte sich gegen Bremen mit einem Springer dem Läuferpaar zu erwehren - theoretisch verloren. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, hatte Teamkapitän Rainer Polzin das auch einmal in der Österreichischen Liga. Polzin verlor damals, Schneider heuer nicht. Damit ist er zusammen mit Maksimenko Berliner Remiskönig, immerhin gegen einen Schnitt von 2551.
Rainer Polzin wird sich Samstag fürchterlich über seine Niederlage geärgert haben. Dafür rächte er sich am Sonntag mit einem Sieg gegen Vlastimil Babula und erzielte so 50 % gegen 2506.
Ebenfalls 50 % erlangte Lars Thiede und erfüllte damit gegen einen Schnitt von 2461 nahezu exakt seine Erwartung. Dennes Abel spielte Samstag noch Remis, gewann aber Sonntag gegen die Ex-Gattin von Lautier und jetzige Pokerspielerin Almira Skripchenko und darf sich über eine Performance von 2570 freuen.
Nach einem sehr glücklichen 4:4 am Sonnabend gegen Emsdetten und hart erkämpften 8 Remisen zum Auftakt am Freitag gegen Hamburg haben die Schachfreunde nach dem ersten Wochenende bereits 4 Mannschaftspunkte gesammelt. Bleiben wir realistisch: es werden wohl 4 Punkte gegen den Abstieg sein, denn Glück und Ausländer werden nicht immer auf Berliner Seite weilen. Heute aber freuen wir uns erst einmal über diesen wunderschönen Sonntag und auf eine spannende Saison, in der offenbar nahezu alles möglich ist.
Autor: mm -- 16.10.2011 21:46:34