Abstieg praktisch vermieden
Mit einem verdienten und sicher herausgespielten 4,5-3,5 gegen die ELO-stärkste Mannschaft der Liga aus Rüdersdorf hat die 2. Mannschaft der SF Berlin das Abstiegsgespenst für dieses Jahr praktisch vertrieben. Sechs Mannschaftspunkte Vorsprung auf den drittletzten (bei noch vier zu spielenden Runden) sollten ausreichen.
So können die Schachfreund ihr Augenmerk auf höhere Ziele setzten: in der nächsten Runde kommt es zum „Finale“ gegen den Tabellenführer aus Neuruppin. Bei einem Sieg würden wir gleichziehen und dank des - zumindest auf dem Papier - leichteren Restprogramms sehr gute Chancen auf den Aufstiegsplatz haben.
Doch von den Zukunftsträumen zurück in die Gegenwart bzw. Vergangenheit. Mit Glückauf Rüdersdorf wartete auf uns der nominell härteste Brocken der Liga. Dennoch waren wir nach der Aufstellung sogar leichter ELO-Favorit. Wie kam´s? An dem Wochenende fand in Katowitz gleichzeitig die polnische Schnellschachmeisterschaft der Hochschulen statt. Und zwei Stammspieler der Rüdersdorfer (Brett 2 und 9) kamen da zum Einsatz. Außerdem fehlten auch noch die Bretter 3 und 5, so dass die fast in Bestbesetzung antretenden Schachfreunde optimistisch in den Kampf ziehen konnten.
Die Mannschaftstaktik war klar: an den oberen vier Brettern gegen die starken polnischen Titelträger so gut wie möglich standhalten und an den untern vier Brettern durchziehen. Und hätte Stefan Brettschneider seine gewonnene Stellung nicht noch verloren wäre diese Strategie sogar mehr als aufgegangen. Doch der Reihe nach:
Die Hauptstädter gingen durch einen glatten Sieg von Jan-Paul Cremer am 8. Brett schnell in Führung. Sein Gegner stellte einfach einen Bauern und kurz darauf auch den Widerstand ein.
Zu dem Zeitpunkt war auch klar, das Christoph Nogly an Brett 6 das berühmte Spiel auf ein Tor spielte. Aus der Eröffnung heraus hatte er in einm T+L gegen T+S Endspiel einen glatten Bauern mehr, den er gegen nicht die beste Verteidigung auch sicher zum vollen Punkt einfuhr.
Den dritten vollen Punkt erzielte Aron Moritz an Brett 5. Der Berichterstatter am Nachbarbrett sah nur das Manöver g7-g5 nebst Kh8 und wurde angesichts des weißen Läufers auf b2 etwas mulmig zumute. Laut Aussage des Großmeisters R. P., der bei der anschließenden Analyse dabei war, hat Weiß gegen diese Manöver aber fast gar keine Verteidigung mehr.
Zusammen mit dem Remis von Rauno Jarvinen an Brett 7 - hier waren ein paar bange Momente zu überstehen - holten die hinteren Bretter 3,5 von 4 möglichen Punkten - Auftrag erfüllt!
An den oberern Brettern war eigentlich nur „unser Pole“ Oskar Strzmiecki mit den schwarzen Steinen gegen GM Moranda von Anfang an unter starkem Druck, dem er sich irgendwann beugen musste. An allen anderen Brettern gab es sehr komplizierte, verrammelte Stellungen. Hier war entscheidend, wer die Zeitnotphase zum 40. Zug am besten übersteht.
Jan Wendt stellte in dieser Phase zwar einen Bauern ein, dafür waren seine Figuren aber sehr aktiv, so dass hier auch wenige Züge später das Remis unterschriftsreif war. Joachim Wintzers hatte zwar identisches Material und symmetrische Bauern. Sein König stand aber leicht ungemütlich. Er verteidigte sich aber präzise, so dass auch hier keine nennenswerte Verlustgefahr entstandt.
Dramatisch war die Partie von Stefan Brettschneider. In einem komplexen Franzosen gestattete ihm sein Gegner die Qualität für zwei Bauern zu Opfern. Stefan erlangte auch eine klare Gewinnstellung, sah das Gewinnmanöver nur um es wieder zu vergessen!
In der zweiten Zeitnotphase kam es dann zu Qualitätsrückopfern, Bauerneinstellern und und und. Im Endeffekt hatte Bretti eine Qualle weniger gegen einen Freibauern auf c2. Dieser war aber nicht zu halten.
So erzielten wir an den oberen Brettern nur 1-3 statt 2-2 Punkte. Egal, da der Gesamtsieg schon längst fest stand.
Kommentieren