Auftrag ausgeführt!
SF Berlin 2 6-2 Empor Potsdam Strzemiecki, Oskar ½ : ½ Penzold, Andre Wendt,Jan 1 : 0 Neerforth, Philip Brettschneider,St. 0 : 1 Trenner, Rolf Moritz, Aron 1 : 0 Schulz, Michael Nogly,Christoph 1 : 0 Hein, Carsten Jarvinen,Rauno 1 : 0 Grottke, Hans-Joachim Thinius, Marco 1 : 0 Wuttke, Hans Cremer, Jan-Paul ½ : ½ Piersig, Hans-Jürgen
Seit die dritte Mannschaft zur Mitte der Saison die Tabellenführung der Landesliga übernahm und seitdem souverän dem Berliner Meistertitel entgegen strebt, hatten wir - die zweite Mannschaft - einen klaren Auftrag: Platz machen! Denn aufsteigen können sie nur, wenn wir unseren die Oberliga durch Aufstieg in die 2. Bundesliga verlassen. Dies wiederum hängt auch davon ab, ob die erste Mannschaft ihren Platz in der 1. Liga behält. Sportlich sind sie zwar seit einer Woche abgestiegen, aber am grünen Tisch (sprich: ein Aufsteiger verzichtet aus irgendwelchen Gründen auf seine Startberechtigung) herrscht noch Hoffnung. Aktuell kommt es wohl darauf an, wie sich Aachen in der 2. Bundesliga West entscheidet. Porz und Bochum wird keinerlei Interesse an der 1. Liga nachgesagt.
Aber zunächst lag es an uns, unsere Pflichtaufgebe gegen Empor Potsdam zu erfüllen. Nicht gerade beruhigend für die Nerven war da, das wir in der Runde zuvor gegen den klaren Außenseiter aus Greifwald nur zu einem 4-4 kamen und unseren Vorsprung vor Rüdersdorf und Pankow auf einen Mannschaftspunkt halbierten. Aufgrund des schlechteren Brettpunktverhältnisses war ein Sieg Pflicht. Immerhin hatte Potsdam am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt gesichert, so dass auf deren Seite vielleicht der allerletzte Biss fehlen könnte.
Aufgrund der Bedeutung des Kampfes hatte wir ja auch alles aufgefahren, was aufzufahren war. Oskar Strzemiecki wurde fürs erste Brett aus Polen herbeordert. Joachim Wintzer fühlte sich die ganze Saison schon überspielt und begnügte sich mit seiner Funktion als Mannschaftsführer. Für ihr kam IM Marco Thinius aus der 3. Mannschaft zum Einsatz und spielte an Brett 7 (!).
Zurückblickend muss man sagen, dass der Kampf gar nicht mal so schlecht begann (vor Ort fühlte sich das natürlich ganz anders an). Insbesondere der Berichterstatter an Brett 5 konnte indirekt dazu beitragen, da sein Gegner eine Variante der spanischen Partie wählte, die dem Weißen nach gerade mal 11 Zügen (und gespielten fünf Minuten) die Wahl zwischen einer taktischen oder einer strategischen Verluststellung lies. Carsten Hein wählte die strategische Variante, verbrauchte viel Zeit, übersah einen taktischen Trick und musste im Turmendspiel mit teilweise zwei Minusbauern die Segel streichen. Die Partie zog sich aber immerhin noch so lange hin, dass der Siegpunkt sogar den Mannschaftssieg sicherte.
Auch bei Marco Thinius konnte man stets optimistisch sein. Gegen den englischen Botwinnik-Aufbau seines Gegners opferte Marco früh einen Bauern. (Nachher erzählte er, das hätte schon mal jemand gegen ihn selber so gemacht). Statt aktiv dagegen zu halten und ggf. den Mehrbauern zurück zu geben verfiel Marcos Kontrahent zu sehr in Passivität. Seinen Druck verwandelte Marco dann in einen Mehrbauern und den vollen Punkt.
Um der Chronistenpflicht gerecht zu werden muss noch erwähnt werden, dass Potsdam 1-0 in Führung gegangen war. Stefan Brettschneider an Brett drei hatte einfach einen schlechten Tag erwischt. Mit den schwarzen Steinen in einem schwerblütigen Holländer verbraucht er extrem viel Zeit und vermischte auch diverse Pläne, was sein Gegner mit kräftigen Spiel im Zentrum bestrafte.
An allen anderen Brettern waren mehr oder weniger komplizierte Partien im Gange, die dann in der Zeitnotphase fast ausnahmslos zu unseren Gunsten kippten. Aron Moritz überlegte, ob er in guter Stellung aber bei knapper Zeit ein Remisangebot annehmen sollte. Das wurde ihm erfolgreich verboten und wenige Züge später stellte sein Gegner die strategisch fragwürdige Stellung auch taktisch ein.
Rauno Jarvinen - mit 7 aus 9 unser diesjähriger Top-Scorer - gewann ebenfalls seine Partie. Erst sah es so aus, also ob er mit den weißen Steinen seinen Gegner unter positionellen Druck setzen würde. Der marschierte aber plötzlich mit seinem f-Bauern bis nach f3, wofür er aber eine Qualität geben musste. Dafür drohte matt über h3 und auch auf der Grundreihe. Ohne die Partie nachgespielt zu haben, maße ich mir kein Urteil an. Aber auf einmal hatte Rauno gewonnen.
Völlig verrückt war der Kampf an Brett 8. In einem Tarrasch-Franzosen hatte Jan-Paul Cremer sich klaren positionellen Vorteil erspielt. Ein Abwicklung, die ihn mit einem starken Springer auf c5 gegen den völlig eingemauerten französichen Läufer auf c8 (bei jeweils noch allen Schwerfiguren) gelassen hätte, hatte er gesehen. Ihn reizte aber eine andere Kombination, die allerdings ein gewaltiges Loch hatte.
Schwarz bekam zwei Figuren für eine Turm und ein bewegliches Bauernpaar im Zentrum. Zu dem Zeitpunkt gab niemand auch nur einen Pfifferling auf Jan-Pauls Stellung. Der Schwarze spielt in der Folgezeit zwar nicht optimal, aber ein Bauer auf e3 nebst diversen Mattdrohungen auf g2 und der Grundreihe sollten ausreichen. In der Zeitnotphase gab Schwarz aber das „falsche Matt“ und wäre fast mit D+L+2Bauern gegen D und 5 Bauern übrig geblieben. Irgendwie wurde es dann aber remis.
Somit liefen noch die Partien von Jan Wendt und Oskar an den Top-Brettern. Bei Oskar hatte sich über eine englische Eröffnung eine Art Königsinder ergeben, allerdings ohne die weißfeldrigen Läufer. Trotzdem konnte Oskar unter Bauernopfer eine starke Initiative bis ins Endspiel erzielen. Wahrscheinlich hat er irgendwo einen Gewinn ausgelassen, denn plötzlich konnte der Weiße unter Qualtitätsopfer das Material so reduzieren, dass keine Gewinnchancen mehr übrig blieben.
Die längste Partie spielte Jan Wendt. Gegen seine Englische Eröffnung wählte sein Gegner einen Grünfeld-Indischen Aufbau. In einem langwierigen Mittelspiel konnte Jan Druck entfalten und einen Bauern gewinnen, den er in einem Damenendspiel sehr souverän zum Sieg führte.
Ein alles in allem sicherer Sieg und erster Platz in der Oberliga. Den zweiten Platz sicherte sich überraschend Rotation Pankow, die von der nicht zu erwartenden Niederlage der Rüdersdorfer gegen Greifswald profitierten. Sollte unsere erste Mannschaft den Klassenerhalt nun nicht schaffen, darf sich Pankow über den Aufstieg freuen.
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