Schachfreunde auf dem Weg in die zweite Liga

von am 24. Februar 2013 in SFB2 Saison 2012/13, Teams

Schachfreunde auf dem Weg in die zweite Liga
SF Berlin 2      6,5 : 1,5 ESV Lok RAW Cottbus 
Jan Wendt            0 : 1   Ilya Spivak
Joachim Wintzer      ½ : ½   Ruprecht Pfeffer
Aron Moritz          1 : 0   Sebastian Manigk
Christoph Nogly      1 : 0   Jens Kretzschmann
Rauno Jarvinen       1 : 0   Michael Holgert
Jan Paul Cremer      1 : 0   Rainer Lehmann
Felix Noetzel        1 : 0   Reinhard Jentzsch
Fernando Offermanno  1 : 0   Alexander Lehmann
 1. SF Berlin II            12  33
 2. SV Glückauf Rüdersdorf  10  35½
 3. SC Rotation Pankow      10  34
 4. TSG Neuruppin           10  31
 5. SK König Tegel I        10  31
 6. TSG Oberschönewe         6  28½
 7. SG Lasker Steglitz-Wdf.  4  24½
 8. SC Empor Potsdam         4  22½
 9. Greifswalder SV          2  22
10. ESV Lok RAW Cottbus      2  18

 

Eigentlich ging es gar nicht gut los. Sonntag­morgen klingelt bei Mannschafts­führer Joachim Wintzer das Telefon. Stefan Brett­schneider ist dran - sein Auto liegt im Graben! Dazu muss man wissen, dass Stefan zwar in Berlin arbeitet, die Wochenende aber in Sachsen verbringt. Als verant­wor­tungs­voller Spieler hat „Bretti“ natürlich am Wochenende den Wetter­be­richt verfolgt und sich zeittech­nisch auf die Winter­ka­priolen einge­richtet. Eine Stunde früher abfahren als sonst hätte auch locker ausge­reicht - wenn er auf der Straße geblieben wäre. Aber schon fünf Kilometer von der Haustür entfernt war das Malheur passiert.

Stefan und auch seinem Auto ist nichts passiert. Er musste nur aus dem kleinen Graben gezogen werden. Damit war die Stunde Zeitpuffer „verpufft“ und recht­zei­tiges Erscheinen am Brett in Frage gestellt. In einer Telefon­kon­ferenz mit Rainer Polzin wurde beschlossen, Fernando Offermann zu kontak­tieren.  Der sollte bis kurz vor Beginn quasi Gewehr bei Fuß stehen, falls es absehbar wird, dass Stefan unmöglich recht­zeitig erscheinen wird. Gesagt getan. Kurz vor Abgabe der Mannschafts­auf­stellung wurde nach Rücksprache mit Bretti entschieden, dass seine Aufstellung doch zu riskant sei und Fernando sprang ein.

Im Nachhinein wäre Stefan fünf Minuten vor Ablauf der Karenzzeit im Spiel­lokal einge­troffen. Aller­dings holten alle die Spieler, die durch den Wechsel ein Brett höher spielten und deren Vorbe­reitung sowohl was Gegner als auch Farbe betraf völlig daneben lagen satte 6,5 von 7 möglichen Punkten! Vorbe­reitung wird halt doch überschätzt...

Die Höhe des Sieges hätte niemand vorher­gesagt, der nach ca. einer Stunde sich die Stellungen angesehen hat. Da standen alle Cottbusser grund­solide, während man sich bei ein paar Schach­freunden Gedanken machen musste. In der Phase vor der ersten Zeitkon­trolle stellten aber auf einmal ein Branden­burger nach dem anderen Material und Partie ein. Am krassesten war es an Brett sechs bei Jan Paul Cremer. Mit Weiß ist sein Tarrasch-Franzose schief gelaufen und er hatte schon einen Bauern (d4!) weniger. Als sein Gegner aber einen zweiten Bauern auf f2 verspeiste, waren auf einmal zwei (!) Figuren weg.

Bei Felix Nötzel war auch nicht viel los. Gegen das Weressow-System hatte er schnell Ausgleich und vielleicht eine leichte Initiative. Das Doppel­tur­mend­spiel wäre trotzdem Remis gewesen, hätte sich sein Gegner nicht auf f4 matt setzten lassen.

Ein Mattbild spielte auch bei Aron Moritz an Brett drei die entschei­dende Rolle. In einem Fianchetto-Königs­inder machte Aron die struk­tu­rellen Mängel seiner Stellung mit aktiven Figuren wett. Ungfähr ab Zug 25 wurde es dann wild. Für einen starken Freibauern opferte Aron eine Figur. In der komplexen Stellung verlor Weiß dann den Faden. Ein Mattbild mit Lf3 und Th1 kostete den Weißen einen Turm und damit auch die Partie.

Zu dem Zeitpunkt hatte Joachim Wintzer an Brett zwei eine halben Punkt einge­fahren. In der Eröffnung tauschte er seinen Fianchetto-Läufer gegen einen Springer auf c6 ab, um die schwarze Bauern­stellung zu kompro­mit­tieren. In der Folge erlangte Schwarz mit seinem Läuferpaar und den offenen Linien aber starken Druck, den Joachim mit einem Bauern­opfer aber neutra­li­sieren konnte. Im Damen­end­spiel waren die schwarzen Bauern dann zu schwach, um ernsthaft auf Vorteil zu spielen.

Nach der Zeitkon­trolle liefen noch vier Partien. Klar war, dass Jan Wendt an Brett 1 verlieren würde. In einem Sizilianer konnte er nie ganz ausgleichen, musste eine Figur geben und unterlag im Endspiel. Dafür waren in den anderen drei Partien mindestens 2,5 Punkte sicher. Den Siegtreffer schoss Rauno an Brett 5. Gegen das Damen­bau­ern­spiel mit Lf4 hatte er schnell ausge­glichen und dann die Initiative übernommen. Im 41. Zug kurz vorm Matt hatte sein Gegner genug.

Etwas länger dauerte es bei Christoph Nogly. Nach von beiden Seiten „kreativer“ Eröff­nungs­be­handlung war ein kompli­ziertes königs­in­di­sches Mittel­spiel entstanden. Als Schwarz aber aus ihm selbst im Nachhinein unerfind­lichen Gründen mit h5 einen Bauern opferte, war die Partie im höheren Sinne entschieden. Um überhaupt noch Mogel­chancen zu haben folgten ein zweitr und kurzzeitig ein dritter Bauer. Konse­quentes Figuren tauschen führte zu einem problemlos gewon­nenen Endspiel.

Den Schluss­punkt setzte Ersatzmann Fernando Offermann. In einer Katala­ni­schen Eröffnung kam es zu einem zähen Taktieren. Kurz vor der Zeitkon­trolle stellte Fernando aber einen Bauern ein. Entscheidend war dies nicht, da Weiß durch die passiven schwarzen Figuren immer etwas Kompen­sation hatte. Dann agierte der Schwarze aber viel zu unvor­sichtig und ließ die weiße Dame nach e7 eindringen, wo sie zusammen mit einem Springer auf e5 für großes Ungemach für den schwarzen Monarchen sorgte. Als dann auch noch der katala­nische Läufer von g2 über f1, h5 und g6 in den Angriff mit einstieg war es schnell vorbei.

Mit diesem Sieg bei der gleich­zei­tigen Niederlage des bishe­rigen Tabel­len­führers aus Neuruppin gegen den eigent­lichen Ligafa­vo­riten aus Rüderdorf haben die Schach­freunde Berlin nun deutlich die Führung in der Oberliga Nord-Ost übernommen. Mit zwei Mannschafts­punkten Rückstand folgen gleich vier Mannschaften: Rüdersdorf, Pankow, Neuruppin und König Tegel. Drei Punkte aus dem beiden letzten Runden gegen Greifswald und Empor Potsdam - Platz 8 und 9 der Liga - und der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist gesichert. Aller­dings auch nur, wenn die 1. Mannschaft die Klasse hält und uns nicht den Platz wegnimmt.

 

 

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