Solingen mit stumpfen Klingen
Einen ungefährdeten 4,5-1,5 Sieg landeten die Schachfreunde Berlin in der 5. Runde des ECC in Rogaska Slatina (Slowenien) gegen die SG Solingen. Mit etwas Glück wäre sogar die Höchststrafe möglich gewesen, was aber nicht verdient gewesen wäre.
An Brett 1 besiegte Arnd Lauber seinen „Stammkunden“ GM Alexander Naumann und erhöhte seine Score im direkten Vergleich auf 3-0. Der Gründfeld-Inder lief diesmal viel besser als gegen Peter Svidler zwei Runden zuvor.
An Brett 2 kam es im Duell des Schachbundesliga e. V. Präsidums zwischen IM Markus Schäfer (Präsident) und GM Rainer Polzin (Vizepräsident) zu einer vergleichsweise ruhigen Drachenvariante. Im Mittelspiel wählte Rainer ein Manöver, von dem er sich Vorteil versprach und ihm auch einbrachte. Beiden Akteuren entging dabei aber ein riesiges Loch in der Variante, die dem Solinger Dame gegen Turm und Läufer eingebracht hätte. So stand Rainer sehr gut, vergab in der Folge aber seinen Vorteil und die Partie endete Remis.
An Brett 3 war Joachim Wintzer dabei, eine Glanzpartie abzuliefern. Ein Abtauschvariante des Damengambit mit entgegengesetzten Rochaden lief völlig schief für Schwarz. Es war nur noch die Frage, wo Joachim reinopfern würde. Er entschied sich für einen Läufer auf g6 statt einen Turm auf h7. Leider hat er damit die falsche Wahl getroffen. Schwarz verteidigte sich sehr gut und in Zeitnot war es schnell zu Ende.
Eine sehr schöne Partie lieferte Jan Lundin an Brett 4 ab. Sein Gegener wähtle den so genannten Botvinnik-Aufbau der Englischen Eröffnung. Jan wählte den interessanten Plan mit h7-h5, wonach überraschenderweise beide lang rochierten. Während Weiß am Damenflügel angriff, entfaltete der Schwede in Berliner Diensten Aktivitäten am Königsflügel in Kombination mit einem Zentrumsdurchbruch, die sein Gegner in Zeitnot nicht parieren konnte. Daraus resultierte nach der Zeitkontrolle eine Mehrfigur sowie ein Freibauer auf h3. Kurz danach war der volle Punkt eingefahren.
Einen guten Sieg verzeichnete auch Robert Glantz an Brett 5. In einer Vorstoß-Variante im Caro-Kann wählte sein Gegner einen ihm unbekannten Zug. Danach hatte Robert zwar strukturelle Schwächen aber das Läuferpaar und Aktivität gegen den im Zentrum stehenden König. Robert entwickeltete immer stärkeren Druck, dem sein Gegner irgendwann nicht mehr gewachsen war.
Eine komische Partie entwickelte sich bei Christoph Nogly am 6. Brett. Nach einer anspruchslosen Eröffnung mit vielen Abtäuschen hatte der Solinger Andreas Peschel quasi seinen Anzugsvorteil (wenn nicht sogar mehr) an Christoph abgetreten. Allerdings hielt seine passive Stellung ziemlich gut zusammen. Auf eine Königsflügelaktivität mit g4 dachte Christoph, mit h5 kontern zu können. Dieser Zug hatte allerdings ein riesiges Loch. Glücklicherweise entging auch Andreas diese Möglichkeit und einen Zug später unterlief ihm der wohl partieentscheidender Fehler.
Morgen geht es gegen die sehr starken Israelis aus Beer Sheba. Bitte alle verfügbaren Daumen drücken insbesondere für Arnd, der noch Chancen auf die finale GM-Norm hat.
SF Berlin - SG Solingen 4,5-1,5
Arnd Lauber - Alexander Naumann 1-0
Rainer Polzin - Markus Schäfer 1⁄2
Joachim Wintzer - Thomas Michalczak 0-1
Jan Lundin - Milon Gupta 1-0
Robert Glantz - Dr. Axel Scheffner 1-0
Christoph Nogly - Andreas Peschel 1-0
Autor: rp -- 29.9.2011 23:14:43